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Das sollte sich der ORF von DAZN-Streams abschauen

Viel Live-Fußball hat der ORF ohnehin nicht mehr. Warum wird das verbleibende Produkt dann so lieblos präsentiert?

Heute Redaktion
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Frankreich besiegte England in einem dramatischen U21-Match. Leider ließ die Übertragung zu wünschen übrig.
Frankreich besiegte England in einem dramatischen U21-Match. Leider ließ die Übertragung zu wünschen übrig.
Bild: imago sportfotodienst

Keine Bundesliga mehr. Keine Champions League. Keine Europa League. Der ORF musste im Wettzerren um die Liverechte im Fußball herbe Niederlagen einstecken. Die begehrten Pakete wanderten vollständig ins Pay-TV ab. Internationalen Top-Ligen sind ohnehin schon längst dort angesiedelt.

Dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen bleiben ÖFB-Länderspiele, der Cup und aktuell die Frauen-Weltmeisterschaft und dank der ÖFB-Teilnahme auch die U21-EURO in Italien.

Im Süden messen sich derzeit die besten Talente des Kontinents. Bei den Spielen der ÖFB-Youngsters fährt der ORF die großen Geschütze auf. Live-Übertragung auf ORF eins, Studio mit Moderator Rainer Pariasek, Experten Herbert Prohaska und Helge Payer.

Der Sender hat Glück. Dank des 2:0-Auftaktsieges gegen Serbien schielt ein kleines, rot-weiß-rotes Sommermärchen vorsichtig um die Ecke. Das Interesse im Land steigt dadurch enorm. Am Donnerstag soll gegen Dänemark der nächste Sieg her.

Der ORF verpasst es, das Gesamtprodukt gebührend zu präsentieren. Am Dienstagabend stieg ein richtiger Kracher. Ein Leckerbissen. Frankreich gegen England. Zwei von Europas größten Talentschmieden, die bei den größten Jugend-Turnieren abräumen. Es tummeln sich spannende Jung-Kicker, schon jetzt bei den besten Klubs der Welt mit millionenschweren Verträgen.

Das Top-Spiel wurde am Dienstagabend (21 Uhr) in der TVThek versteckt. Das ist noch kein Kritikpunkt. Der "Einser" wäre im Hauptabendprogramm kaum zu rechtfertigen gewesen. Sport plus war (zurecht) von den Frauen besetzt, der WM-Partie Italien gegen Brasilien (0:1).

Es geht also nicht um den Fakt, DASS das Spiel nur via Stream zu sehen war, sondern um das WIE. Es handelte sich um eine lieblose Zurschaustellung einer Partie, die sich aus mehreren Gründen eine deutlich größeren Aufwand verdient gehabt hätte.

Auf beiden Seiten waren Spieler zu sehen, von denen man mit Fug und Recht behaupten kann, dass sie in den kommenden Jahren zu den größten Stars des Sportes zählen werden. Bestes Beispiel: Phil Foden lieferte mit seinem Traumtor zum zwischenzeitlichen 1:0 eine Talentprobe ab. Er kickt bei Manchester City. Sein Trainer Pep Guardiola, kein ganz Unbekannter, gerät ins Schwärmen, wenn sein Namen fällt. Blöd nur, dass Kommentator Boris Kastner-Jirka aus dem Supertalent Phil mehrfach "Chris" Foden machte, ehe er nach einem Hinweis seiner Mitarbeiter den Fehler ausbesserte.

Der "Chris"-Fauxpas verdeutlichte aber, dass man es mit der Vorbereitung auf das Spiel nicht ganz so ernst genommen hatte. Hinter den 22 Spielern der jeweiligen Startformationen stecken spannende Geschichten. Es handelt sich um aufregende Individuen. Viele von ihnen werden von den größten Klubs der Welt gejagt. Jede Woche werden in den internationalen Sportgazetten dutzendfach Transfergerüchte mit astronomischen Ablösesummen gestreut. Der Stream-Zuschauer bekam all das nicht serviert. Kaum Hintergründe. Kaum Einordnung.

Bezeichnend: Während der Halbzeit liefen die von der Uefa gelieferten Highlights des Spiels. Und davon gab es reichlich. Verschossener Elfer, Stangenschuss, Großchancen. Das Mikro blieb bis auf vereinzelnde Räusperer stumm. Es wäre nicht viel Aufwand gewesen, den Kommentator oder einen Moderator im Studio über die Highlights sprechen zu lassen, zu schildern, wann sich das Gesehene ereignet hatte, wer die Akteure sind.

So geschieht das zum Beispiel bei Streaming-Dienst "DAZN". Dafür wäre kein Mehraufwand nötig gewesen. In Sachen Streaming könnte sich der ORF bei der jungen Plattform eine Scheibe abschneiden.

Wir springen in die zweite Hälfte. Das angesprochene Traumtor von Foden fiel in Minute 54. Dann überschlugen sich die Ereignisse. Hamza Choudhury verletzte Gegner Bamba mit einem Horrorfoul schwer. Erst nach Videostudium sah er Rot. Der anschließende Elfer, der zweite (!), wurde wieder verschossen. Ausgleich in Minute 89 (Ikone), Sieges-Treffer von Frankreich in Minute 95 – durch ein Eigentor (Wan-Bissaka). Drama pur!

Warum erzählen wir das an dieser Stelle? Weil es verdeutlichen soll, wie verdutzt einen der ORF als Zuschauer hinterließ, als direkt im Anschluss des unglaublichen Frankreich-Comebacks der Stream ohne Vorwarnung abgedreht wurde. Highlights, und davon gab es, wie oben nachzulesen, erneut reichlich, wurden dieses Mal ganz ausgespart.

Das ist nicht als Kollegen-Bashing gedacht, sondern als gut gemeinter Denkanstoß. Wie der ORF dieses Spiel abhandelte, erweckte beim Zuseher das Gefühl, dass man eine unliebsame Pflicht erledigte. Das war dieses Spieles nicht würdig. Die letzten verbliebenen Fußball-Rechte hätten sich einen höheren Übertragungs-Standard verdient. Im Sinne der Fußball-Fans, die wir schließlich alle sind.

Nachsatz: Auch Deutschland spielte nicht mit. Sport 1 analysierte trotzdem mit Studio und Highlights.

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