Für Netflix endete ein millionenschwerer Deal in einem der größten Skandale der vergangenen Jahre. Der Streamingriese gilt als offen für neue Ideen, doch im Fall des Filmregisseurs Carl Rinsch (49) wurde dieses Vertrauen offenbar massiv ausgenutzt.
Der "47 Ronin" Macher wurde in New York von einer Jury schuldig gesprochen. Das Urteil fiel am Donnerstag nach knapp einer Woche Verhandlung.
Rinsch hatte Netflix vor Jahren das Konzept für die Science-Fiction-Serie "White Horse" präsentiert und bekam dafür grünes Licht. Der Konzern stellte ihm mehr als 40 Millionen US-Dollar zur Verfügung, um die Produktion zu starten.
Nachdem die Dreharbeiten noch vor der Corona-Pandemie begonnen hatten, soll Rinsch erneut um Geld gebeten haben. Netflix überwies daraufhin weitere elf Millionen Dollar.
Genau dieses Geld steht nun im Mittelpunkt des Verfahrens. Laut Anklage steckte der Regisseur die zusätzlichen Mittel nicht in die Serie, sondern gab sie für Luxusmöbel, Autos, Aktieninvestitionen und die Kryptowährung Dogecoin aus.
Vor Gericht sorgte der 49-Jährige für Verwirrung. Er erklärte, die Summe sei für eine zweite Staffel bestimmt gewesen. Den Großteil der ersten Staffel habe er angeblich bereits fertiggestellt. Netflix widersprach klar. Der Streamingriese betonte, eine zweite Staffel sei nie bestellt worden und eine erste habe Rinsch ebenfalls nicht abgeliefert.
US-Staatsanwalt Jay Clayton sagte laut Branchenportal "Deadline": Carl Erik Rinsch nahm elf Millionen Dollar, die für eine Serie bestimmt waren, und verspielte sie mit spekulativen Aktienoptionen und Kryptotransaktionen. Seine Aussage verdeutlicht die Haltung der Anklage. Wer Investoren bestiehlt, müsse mit Konsequenzen rechnen.
Im März war Rinsch wegen Betrugs und Geldwäsche festgenommen worden. Nach Zahlung einer Kaution von 100.000 Dollar kam er zunächst wieder frei. Mit dem Schuldspruch steht nun jedoch fest, dass er mit einer Haftstrafe rechnen muss.
Das genaue Strafmaß wurde noch nicht verkündet. Laut "Deadline" könnte Richter Jed Rakoff jedoch eine deutlich kürzere Gefängniszeit verhängen als das theoretische Maximum von bis zu 90 Jahren. Rinsch soll im April seine Haft antreten.