Sieger retourniert Trophäe

Vorbild oder verlogen? ESC-Protest sorgt für Debatte

Am Donnerstag hat Nemo als Protest gegen die Teilnahme Israels die 2024 gewonnene ESC-Trophäe retourniert. Die Geste hat hohe Wellen geschlagen.
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12.12.2025, 14:51
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Die Moderatorin Gülsha Adilji lobt Nemos (26) Geste gegen die Teilnahme Israels am nächstjährigen Eurovision Song Contest in Wien. "Ich möchte mich verbeugen und meinen Respekt aussprechen für diese Entscheidung und diese Worte", schreibt sie bei Instagram.

Viele feiern Nemos Protest. "Gänsehaut!", "Der ESC mag sein Versprechen nicht einlösen, aber du hast dein Versprechen gehalten. Ich bin so stolz auf dich" oder "Du bist so inspirierend, weil du diese Welt zu einem besseren Ort machst", schreiben Fans in Nemos Kommentarspalte.

Am Donnerstag hatte der ESC-Sieger von 2024 hohe Wellen geschlagen mit der Ankündigung, die Trophäe des Eurovision Song Contests an den Absender zurückzuschicken.

Auf Instagram schrieb Nemo: "Letztes Jahr gewann ich am Eurovision und wurde mit der Trophäe ausgezeichnet. Und obwohl ich sehr dankbar bin für die Community rund um den Wettbewerb und alles, was die Erfahrung mich gelehrt hat, habe ich heute nicht mehr das Gefühl, dass die Trophäe in mein Regal gehört."

Nemo begründete den Entscheid damit, dass die unabhängige internationale Kommission der UN Israels Vorgehen in Gaza als Genozid klassifiziere. Wenn die Nation am ESC teilnehme, könne sie ihr Image reinwaschen, was gegen die Prinzipien des Wettbewerbs spreche.

Gegenwind auf Social Media

Einer Minderheit stößt Nemos Protestaktion sauer auf. Sie verstehen trotz der begangenen Kriegsverbrechen durch Israel nicht, wie eine non-binäre Person sich auf die Seite Gazas stellen kann.

"Ich glaube, Nemo sollte mal bei den Hamas leben und erleben, wie sehr sie dort die LGBTQ+-Gemeinschaft schätzen", schreibt ein umtriebiger X-User, der Bilder von israelischen Soldaten als Profilbild hat.

Andere bezichtigen Nemo der "Verlogenheit": "Von der großen Aufmerksamkeit des Sieges profitieren, und dann, über ein Jahr später, nachdem das Album gefloppt ist und Konzerte wegen mangelnder Nachfrage abgesagt wurden, den ESC-Pokal zurückgeben und es als 'Haltung' gegen Israel verkaufen."

Auf derselben Plattform fordern auch einige, dass Nemo das Preisgeld für den Triumph am ESC zurückgeben soll. Eingefleischte ESC-Fans wissen jedoch: Beim Gewinn des Wettbewerbs gibt es zwar Ruhm und Ehre, aber kein Geld zu gewinnen.

ESC-Chef bezieht Stellung zu den Protesten und Boykotten

Während Länder wie Irland, Spanien, die Niederlande, Slowenien und Island ihren Rückzug bekannt gegeben haben, reagiert nun erstmals Martin Green, der leitende Verantwortliche des ESC, auf die Welle der Kritik. In einem offenen Brief versucht er, die Fans zu beruhigen, und setzt klar auf Deeskalation.

Green zeigt sich tief betroffen von der aktuellen Debatte: Viele Fans seien wegen der Ereignisse im Nahen Osten "sehr bewegt". Er betont: "Wir hören euch. Wir verstehen, warum ihr so starke Gefühle habt."

Zugleich erinnert er daran, dass der ESC vor 70 Jahren als Friedensprojekt entstanden sei und dieser Grundgedanke weiterhin gelte: "Der Contest wurde geboren als Symbol für Einheit, Frieden und Hoffnung durch Musik."

Green schlägt versöhnliche Töne an

Gleichzeitig verteidigt er die Entscheidung der EBU, trotz Kritik an Israel festzuhalten: Der Song Contest könne nur funktionieren, wenn alle Entscheidungen "von unseren Regeln geleitet" seien. Politik dürfe den Wettbewerb nicht bestimmen.

Green verspricht aber strikte Kontrolle: "Wir werden sicherstellen, dass alle teilnehmenden Rundfunkanstalten die Regeln respektieren – und falls nicht, werden wir es nicht tolerieren und klar benennen."

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