Pensionist (94) erinnert sich

"Welt hat sich verändert": Große Sorge wegen Klimakrise

Einen fast 95-jährigen Altenheimbewohner und seinen jungen Pfleger verbindet viel: Flucht, das Leben in den Bergen und ein neuer Anfang in Österreich.
Oberösterreich Heute
06.05.2025, 04:00

Hermann Kutschera, 1930 in Nordböhmen geboren, blickt auf ein bewegtes Leben zurück: Die Erfahrungen von Krieg, Vertreibung als Sudetendeutscher und Neubeginn in Österreich prägen ihn. Ein Jahr nach dem Tod seiner geliebten Frau Hermine, zog der Ebelsberger im November des vergangenen Jahres ins Caritas-Seniorenwohnhaus Karl Borromäus in Linz.

Neue Freude gefunden

Trotz des schweren Einschnitts in seinem Leben hat er hier neue Freude gefunden – u.a. in anregenden Gesprächen mit Caritas-Mitarbeiter Tarnde Nam Gyal Tsang. Der 34-Jährige ist in den Bergen Tibets als Nomade aufgewachsen und hat als Jugendlicher seine Großeltern betreut.

Nach seiner Flucht wollte er weiter mit älteren Menschen arbeiten: "In Österreich habe ich intensiv Deutsch gelernt, um die Fach-Sozialbetreuerausbildung Altenarbeit zu machen." Seit 2019 arbeitet er im Seniorenwohnhaus Karl Borromäus. "Herr Kutschera erinnert mich mit seinen Erlebnissen an meine eigene Kindheit in den Bergen. Wir haben uns sofort verstanden."

Sinnbild für Durchhaltevermögen

Für beide sind die Berge nicht nur Natur, sondern Heimat und Sinnbild für Durchhaltevermögen. Hermann Kutschera freut sich über diesen Austausch. Nach der Vertreibung seiner Familie gelang ihm in Linz ein Neuanfang: Zunächst arbeitete er als Bäckerlehrling und -geselle, später wechselte er in die Stahlindustrie, wo er bis zu seiner Pensionierung im 1987 tätig war.

Fast jede freie Minute verbrachte Kutschera in den Alpen. "Die Berge und die Kameraden haben mir Kraft gegeben, egal wie schwer das Leben manchmal war. Früher gestalteten sich schon die Anreisen zum Ausgangspunkt als kleine Abenteuer. Busse waren ob der vielen Reifenpatschen unzuverlässig. Häufig fuhr ich nach der Arbeit mit dem Zug nach Hinterstoder, vom Bahnhof folgte ein rund 15 Kilometer langer Fußmarsch bis zum Einstieg zum Prielschutzhaus."

Besonders prägendes Erlebnis

Besonders bewegend: ein Unfall 1948, bei dem er gemeinsam mit einem Bergkameraden stundenlang eine Verletzte zur Hütte trug. Dort warteten allerdings schon weitere Verletzte auf den Abtransport. Kutscheras Kameradin musste also zwei Tage lang ausharren, ehe sie von den Rettungsträgern ins Tal und von dort mit dem Bus ins Spital gebracht wurde.

Auch wenn der Pensionist heute selbst nicht mehr auf die Gipfel steigen kann: Mit seinen Söhnen blättert er oft durch alte und neue Bergfotos und beobachtet mit wachem Blick die Veränderungen, die der Klimawandel in der alpinen Landschaft bewirkt. "Nicht nur wenn man die Gletscher heute anschaut, wird einem klar: Die Welt hat sich wirklich stark verändert."

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 11.05.2025, 15:19, 06.05.2025, 04:00
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