Das West-Nil-Virus stammt ursprünglich nicht aus Europa, sondern vom afrikanischen Kontinent. Aber seit einigen Jahren sorgt es hier immer wieder für Infektionen. Aktuell breitet es sich in Italien besonders stark aus.
Das West-Nil-Virus wurde laut dem Nationalen Blutspendezentrum (CNS) in bisher 31 Provinzen Italiens nachgewiesen. Betroffen ist die Hälfte aller Regionen: Piemont, Lombardei, Venetien, Friaul-Julisch Venetien, Latium, Emilia-Romagna, Abruzzen, Kampanien, Apulien und Sardinien.
Seit Beginn des Jahres wurden bis zum 30. Juli in Italien 89 Fälle des West-Nil-Fiebers registriert, so das staatliche Gesundheitsinstitut ISS (PDF). Mindestens elf Personen starben an der Erkrankung. Zum Vergleich: 2024 wurden bis zum 25. Juli "13 bestätigte Fälle und keine Todesfälle gemeldet", wie das ISS schreibt. Im gesamten Jahr 2024 gab es 36 Todesfälle, schreibt die Nachrichtenagentur DPA.
Dass der Großteil auf die Region südlich von Rom entfällt, könnte mit der Pontinischen Ebene zusammenhängen, einem ehemaligen Sumpfgebiet, so RND.de. Vom faschistischen Regime unter Benito Mussolini trockengelegt, ist die Region heute ein wichtiges Gemüse- und Obstanbaugebiet. Dieses ist allerdings von Kanälen durchzogen, die für Gelsen einen idealen Lebensraum bieten. Vor allem in überdurchschnittlich warmen Sommern.
Aktiv wird vor allem die am stärksten betroffene Provinz. Die lokale Gesundheitsbehörde von Latium (ASL) hat bereits im Juli eine Taskforce zum West-Nil-Virus eingerichtet, um die Ausbreitung zu überwachen und neue Fälle schnell zu identifizieren. Zudem werden Maßnahmen umgesetzt, um die Gelsenzahl zu reduzieren.
Die schnelle Reaktion der Behörden kommt nicht von ungefähr: "Das West-Nil-Virus ist in unserem Land seit mehreren Jahren endemisch", erklärt Anna Teresa Palamara, Leiterin der Abteilung für Infektionskrankheiten des ISS. Man sei gut vorbereitet. Der erste Nachweis erfolgte 1998.
Es wird über den Stich infizierter Gelsen oder durch den Biss virushaltiger Zecken übertragen. Als Hauptüberträger gilt in Europa die Gemeine Stechmücke (Culex pipiens). Das Virus zirkuliert hauptsächlich bei Vögeln. Es kann aber auch auf Säuge- und Wirbeltiere übertragen werden. Wenn eine Mücke erst ein infiziertes Tier "und dann einen Menschen sticht, kann das Virus übertragen werden", so Pie Müller vom Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Institut zu 20 Minuten.
Die meisten Personen überstehen eine Infektion unbeschadet. Etwa 80 Prozent der Infizierten merken nichts und bleiben symptomfrei; die anderen 20 Prozent verspüren Symptome, die einer Grippe ähneln (Fieber, Schüttelfrost, Gliederschmerzen). Manchmal kommt es zu Rötungen am Rumpf. Nach wenigen Tagen bis Wochen heilt die Krankheit in der Regel ohne Therapie ab. Komplikationen wie Hirn- und Hirnhautentzündungen treten selten auf: bei weniger als einem Prozent der Infizierten, vor allem bei älteren, vorerkrankten und immunschwachen Menschen. In sehr seltenen Fällen können diese Komplikationen zum Tod führen (0,1 Prozent der Infizierten). Die nun in Italien verstorbenen Personen waren alle über 71 Jahre alt und hatten Vorerkrankungen. Einer der Verstorbenen hatte sich zuvor einer Herztransplantation unterzogen.
Eine Impfung gibt es nicht. Vorbeugen lässt sich darum nur mit dem üblichen Schutz vor Mücken: 1. Es sollte darauf geachtet werden, dass sich keine Wasseransammlungen – zum Beispiel in Blumenkästen oder Gießkannen – bilden. Sie können den Mücken als Brutstätte dienen. 2. Lange, weite Kleidung hält Mücken vom Stechen ab – sie hält die Tiere nicht nur davon ab, unsere Haut zu erreichen, sondern verhindert auch, dass sie uns mit ihrem Spezialsinn finden. 3. Feinmaschige Fliegengitter aus Synthetik oder Baumwolle vor Fenstern und Türen verhindern, dass Mücken in die Wohnungen kommen. Wem das noch nicht sicher genug ist, der kann sich ein Moskitonetz über das Bett hängen. 4. Auch Sprays, die die Wirkstoffe Deet (Diethyltoluamid) oder Icaridin enthalten, halten Mücken auf Abstand. Allerdings ist bei der Anwendung Vorsicht geboten: Beide Substanzen können Augen, Schleimhäute und Haut reizen. Zudem wird Schwangeren, Stillenden sowie Kindern unter drei Jahren vom Deet-Gebrauch abgeraten.