Plastikmüll im "Eigenheim"

Wozu Vögel in ihren Nestern Kondome verwenden

Wenn Vögel Material für den Nestbau sammeln, nehmen sie alles, was ihnen dafür brauchbar erscheint – auch Abfall aus Plastik. Dies kann tödlich enden.
Bernd Watzka
28.04.2025, 11:48

Beim Nestbau ist für Vögel entscheidend, dass ihr Baumaterial weich und biegsam ist. Neben natürlichen Materialien verwenden sie deshalb auch Müll – von alten FFP2-Masken und Hüllen von Schokoriegeln bis zu Fetzen von Müllsäcken.

Niederländische Forscher haben die Nester von Blesshühnern untersucht. Dabei fanden sie Kuriositäten wie Kokainbeutel, Milchpackungen, Scheibenwischerblätter, Kondome und Reste von Feuerwerkskörpern, berichtet ORF.at.

Jahrzehntealte Müllspuren

Eigentlich bauen die Wasservögel ihre Nester aus Schilf und Zweigen. Doch das ist in der Großstadt Amsterdam, wo die Untersuchung stattfand, oft weniger vorhanden als Müll. Manche der Verpackungen waren bereits über 30 Jahre alt, wie an der Aufschrift oder dem Mindesthaltbarkeitsdatum zu erkennen warm, berichten die Forscher.

Plastik macht Nester haltbarer

Der Plastikmüll macht die Nester haltbarer, und die Blesshühner benutzen sie immer wieder: Das Forschungsteam konnte anhand der verschieden alten Plastikteile sogar eine Dauer von zehn Nutzungsjahren rekonstruieren.

Die traditionellen Nester aus Schilf, Moos und Zweigen halten meist nur eine Generation lang, die Blesshühner haben also ihr Brutverhalten angepasst. Manchmal sind Reparaturen nötig, dann kommen neue Plastikteile dazu.

Strangulationsgefahr durch Schnüre

Das sei aber keine gute Nachricht, sagt der Ornithologe Richard Zink vom Konrad Lorenz Institut für vergleichende Verhaltensforschung in Wien. Die Vorliebe der Vögel vor allem für Plastikschnüre könne ihnen schnell zum Verhängnis werden: "Die Jungtiere können sich in den Schnüren verheddern und einzelne Körperteile wie die Füße eingeschnürt werden und absterben."

Plastikteile verändern Mikroklima im Nest

Auch Zink fällt bei seinen Vogelbeobachtungen in Österreich auf, dass immer öfter Plastik in die Nester eingewoben ist. Zwar können Unfälle mit Schnüren auch unter Verwendung natürlichen Materials, wie etwa Pferdehaaren passieren. Doch Plastik erhöhe diese Gefahr immens. Außerdem können größere Plastikteile das Mikroklima im Nest verändern.

Wasser kann wegen Plastik nicht abfließen

Wenn es regnet, kann das Wasser im Nest wegen des Plastiks schwer abfließen und sammelt sich. Eier mit Embryonen können dadurch absterben und auch für Jungtiere wird das Wasser zur tödlichen Gefahr. "Oder das Nest überhitzt, weil es nicht mehr atmungsaktiv ist", so Richard Zink.

Plastikmüll auch in Landwirtschaft

Das Plastikproblem in den Vogelnestern gebe es keinesfalls nur in der Stadt, sondern überall dort, wo es viel Müll gibt, sagt der Ornithologe. Dazu gehören auch Industriezonen und landwirtschaftlich genutzte Gebiete. Viele Landwirte setzen etwa für den Verbissschutz an kleineren Baumkulturen Plastik ein.

Im Obst- und Weinbau werden oft Schnüre verwendet, die dann im Freiland verbleiben und eben nicht verwildern. Auch Angelschnüre landen schnell im Vogelnest und sollten daher immer entsorgt werden, rät Richard Zink.

{title && {title} } bw, {title && {title} } Akt. 30.04.2025, 10:08, 28.04.2025, 11:48
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