Plastik im Boden, CO2

Spargel – Warum das Kult-Gemüse ein Klimakiller ist

Plastikeinträge in die Erde, CO2-Ausstoß bei Folienverbrennungen – wenn es um zeitgemäßen Klimaschutz geht, ist das beliebte "In-Gemüse" völlig out.
Bernd Watzka
29.04.2025, 06:01

Aufregung um DAS österreichische "In-Gemüse" im Frühling: Die Verwendung der Plastikfolien beim Anbau von weißem Spargel hat gleich mehrere negative Auswirkungen auf Umwelt und Klimabilanz.

Schwarz-Weiß-Folien für mehr Ertrag

Weißer Spargel wird unter Schwarz-Weiß-Folien angebaut. Bei Kälte wird die schwarze Folienseite nach oben gedreht, um die Wärme im Boden zu halten. Bei hohen Temperaturen drehen die Spargelbauern die weiße Seite nach außen, damit das Wachstum gebremst wird und die Qualität des Spargels erhalten bleibt.

Durch die Folie wird so eine Bodentemperatur von zehn bis zwölf Grad erzielt, bei der Spargel am besten wächst. Der Folieneinsatz wirkt sich so auf die Ernte aus: Die Erträge können mit Folie um bis zu 30 Prozent gesteigert werden. So weit, so gut.

32 Hektar Land jährlich neu mit Plastik bedeckt

Das Problem beim Anbau von weißem Spargel: Beim Spargelanbau fallen durch die Folienverwendung jährlich hunderte Tonnen Plastikabfall an. Allein im Marchfeld, dem mit 400 Hektar wichtigsten Spargelanbaugebiet Österreichs, werden jedes Jahr mehr als 32 Hektar Boden mit Plastikfolien neu bedeckt – auf derselben Feldgröße werden alte Folien Jahr für Jahr entsorgt, bestätigt Gerhard Sulzmann vom Verein Marchfeldspargel auf "Heute"-Anfrage.

30 Tonnen Plastikmüll pro Jahr

Wiederverwertung wird kleingeschrieben: "Derzeit gibt es kein Recycling bei den Folien. Es erfolgt am Ende der Nutzungsdauer eine thermische Entsorgung (Verbrennung, Anm.). Man kann mit einer Gesamtmenge von 30 Tonnen Plastikfolienmüll pro Jahr rechnen", erklärt Sulzmann.

Mikroplastik im Erdreich

Tonnen an Plastik verursachen natürlich auch Mikroplastikablagerungen in der Erde: "Ganz verhindern kann man einen Mikroplastikeintrag in den Boden nicht", gibt Sulzmann zu. ABER: "Hauptsächlich erfolgt ein Mikroplastikeintrag über sehr dünne Folien. Diese werden im Spargelanbau nicht verwendet", sagt Sulzmann.

Kein Recycling in Österreich

"Bis vor fünf Jahren hat es ein Recycling gegeben. Derzeit wird am Ende der Nutzung entsorgt", sagt Sulzmann. Während Ländern wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien bereits Rücknahme- und Verwertungssysteme verwenden, gebe es in Österreich "derzeit noch kein funktionierendes" System, aber es "werde daran gearbeitet".

Hintergrund: "In Österreich ist die anfallende Mengen zu gering, um ein kostendeckendes Sammel- und Recyclingsystem zu etablieren", sagt der Spargel-Experte.

So umweltschädlich ist Import-Spargel

Noch schlimmer ist die Bilanz von importiertem Spargel:  Die langen Transportwege verschlechtern dessen Klimabilanz, da der CO2-Ausstoß deutlich höher ist als bei regionalem Spargel. Bei Spargel, der zum Beispiel aus Spanien oder Griechenland importiert wird, ist der CO2-Ausstoß doppelt so hoch wie beim regionalen Spargel. Beim Transport aus Ländern wie Mexiko oder Peru ist der CO2-Ausstoß sogar bis zu 12-mal höher.

Ein weiteres Problem bei der Produktion im Ausland ist die Wassernutzung beim Anbau des Spargels. In warmen Ländern wie Mexiko oder Peru können Spargelbauern das ganze Jahr Spargel anbauen – mit extrem hohem Wasserbedarf.

Grüner Spargel hat eine bessere Klimabilanz als sein weißer "Verwandter".
Bild: Fotolia

Klima-Erwärmung beeinträchtigt Spargelproduktion

Ob sich beim Spargelanbau auch die Klimakrise bemerkbar mache? "Ja, natürlich wie überall in der Landwirtschaft. Der Erntebeginn hat sich in den vergangenen 50 Jahren um durchschnittlich zwei bis drei Wochen verfrüht. Hinzu kommen oft sehr lange Trockenperioden. Höhere Wintertemperaturen würden zudem einen "hohen Schädlingsdruck" auf die Spargelkulturen ausüben.

Auswirkungen der Klimakrise auf den Spargel

So macht sich die Erderwärmung bemerkbar

  • Hitzestress: Höhere Temperaturen können das Wachstum des Spargels beeinträchtigen und die Qualität der Ernte verringern.
  • Wasserknappheit: Spargel benötigt eine ausreichende Wasserversorgung. Dürren und unregelmäßige Niederschläge erschweren die Bewässerung und erhöhen die Kosten für die Landwirtschaft.
  • Veränderte Saisonzeiten: Durch wärmere Frühjahre kann die Spargelsaison früher beginnen, was Anpassungen in der Planung und Vermarktung erfordert.
  • Bodenqualität: Extremwetterereignisse wie Starkregen können die Böden erodieren und die langfristige Fruchtbarkeit gefährden.

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