Ein rechtskräftig verurteilter IS-Sympathisant ist Ende August vorzeitig aus der Haft entlassen worden. Der erst 15-Jährige hatte sich über soziale Medien radikalisiert und Anschlagspläne entwickelt. Regulär wäre seine Strafe Anfang November abgelaufen, doch wie die APA berichtet, wurden ihm zwei Monate und zwölf Tage Haft erlassen. Er ist nun auf Bewährung und mit Auflagen wieder frei.
Der Jugendliche war zu zwei Jahren teilbedingter Haft verurteilt worden. Acht Monate davon hätte er unbedingt verbüßen müssen – ein Teil davon ist ihm nun erspart geblieben.
Am 7. März griffen Beamte der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) sowie des Wiener Landesamts für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung in der elterlichen Wohnung zu. Zuvor hatten Lehrer Alarm geschlagen: Der Schüler zeigte Mitschülern am Schulgelände IS-Propaganda-Videos, darunter brutale Enthauptungs-Clips.
Brisant: Der Teenager besuchte dieselbe Schule wie der Attentäter, der am 2. November 2020 in der Wiener Innenstadt vier Menschen erschoss. Auf seinem Handy schwärmte der Bursch vom Terroristen: "Möge Allah ihm gnädig sein", schrieb er einem anderen IS-Anhänger.
Bei der Durchsuchung seines Spinds in der Schule entdeckten Ermittler ein Kampfmesser mit 18 Zentimeter langer Klinge. Außerdem hatte sich der Schüler Anleitungen zum Bau von Bomben heruntergeladen und Tutorials zu Selbstmordanschlägen angesehen. Besonders interessierte er sich für Autobomben.
Vor Gericht gab er offen zu: "Ich hab’ mit dem Gedanken gespielt, einen Anschlag zu verüben." Gleichzeitig schob er nach: "Ich könnte mir nicht zutrauen, wen zu töten. Ich bin 15 Jahre alt."
Der Sohn eines Wissenschafters war erst 2024 zum Islam konvertiert. Über TikTok kam er in Kontakt mit Gleichgesinnten, vernetzte sich online und traf andere IS-Anhänger in Wien. Teil des Netzwerks waren auch zwei weitere Jugendliche, die mit Anschlagsplänen am West- und Hauptbahnhof aufgeflogen waren.
Trotz seiner Beteuerungen, geläutert zu sein, bleibt die Freilassung heikel. Der Fall zeigt erneut, wie rasch sich Jugendliche in sozialen Medien radikalisieren können – und wie schwer es ist, die Gefahr danach einzuschätzen.