Eklat vor Gericht

Wiener streckt Richterin den nackten Hintern entgegen

Ein 54-jähriger Wiener stand wegen schwerer Drohung und sexueller Belästigung vor Gericht – und sorgte für einen beispiellosen Nackt-Eklat.
Christoph Weichsler
13.08.2025, 05:30
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"Ich schick dir irakischen Auftragskiller vorbei" – mit diesen Worten soll der 61-jährige Wiener Rudolf H. eine Richterin bedroht haben. Am Dienstag (12. August) saß er deshalb im Wiener Landesgerichts auf der Anklagebank. Neben der schweren Drohung warf ihm die Staatsanwaltschaft auch sexuelle Belästigung vor: Er soll einer Frau auf offener Straße zu nahe gekommen, sie unsittlich berührt haben.

Der Angeklagte ist kein Unbekannter. Sieben Vorstrafen stehen in seiner Akte, zuletzt eine Verurteilung 2023 wegen versuchten Diebstahls und Nötigung. Im aktuellen Prozess trat er gleich zu Beginn ungewöhnlich auf: "Ich heiße nicht Rudolf, ich heiße Un-Rudolf!", stellte er klar – und forderte die Richterin auf, sich "zu legitimieren".

"Das Gericht ist eine Firma"

"In welcher Funktion sind Sie hier?", rief er der Richterin zu. Jedes Gutachten, so behauptete er, sei "gefälscht" und im Auftrag "der Firma Gericht" erstellt worden. Zwischendurch dankte er kryptisch "den Detektiven, die die Mörder suchen".

Als die Richterin gerade seine Vorstrafen verlas, verlor der Mann völlig die Fassung: Plötzlich sprang er auf, zog seine Hose herunter und streckte Richterin, Schöffen und Staatsanwalt seinen nackten Hintern samt Genitalien entgegen. Die Justizwache schritt ein und brachte ihn aus dem Saal.

Die Drohung im Detail

Die bedrohte Pfelgschafts-Richterin (32) schilderte als Zeugin den verhängnisvollen Anruf: "Mich rief eine aggressive, laute Männerstimme an und schimpfte." Ihr sei vorgeworfen worden, Familien zerstört und Menschen in den Suizid getrieben zu haben. "Zahlen Sie 20.000 Euro oder ich schicke Ihnen einen irakischen Auftragskiller vorbei", habe Rudolf H. gedroht.

Der Anruf kam mitten im laufenden Pflegschaftsverfahren, in dem es bereits Einschüchterungsversuche gabeben hatte. Die Richterin nahm die Drohung ernst, gab den Akt wegen Befangenheit ab – und beantragte mehr Sicherheit am Arbeitsplatz.

Gutachten und Störaktionen

Wieder im Saal, unterbrach "Un-Rudolf" den psychiatrischen Gutachter mit schrillem Lachen, das an bekannte Bösewichte aus Comic-Heften erinnerte. "Haben Sie Krimis geschaut? Ich habe nur 200 Euro gefordert – für eine Therapie!" Er brüstete sich, eine KI-Agentur zu haben, und betonte: "Man kann alles fälschen, man kann mir alles in die Schuhe schieben."

Der psychiatrische Gutachter kennt Rudolf H. seit Jahren. Seine Diagnose: kombinierte Persönlichkeitsstörung mit narzisstischen und paranoiden Anteilen, Anzeichen einer Schizophrenie, keine Krankheitseinsicht kombiniert mit hoher Rückfallgefahr. Dennoch sei er bei der Drohung voll zurechnungsfähig gewesen.

Zweiter Nackt-Eklat im Saal

Als das Gespräch wieder hitziger wurde, pöbelte  "Un-Rudolf" seine eigene Verteidigerin als "Witzfigur" an, bezeichnete den Staatsanwalt als "Bankangestellten" und verlangte von der Richterin, ihren "Regenmantel" auszuziehen. Schließlich wurde er erneut hinausgebracht. Beim Gehen gewährte der Tobende erneut unschöne Einblicke – diesmal allerdings unfreiwillig.  "Mei Hosen rutscht ma obi, bitte helfts ma!", rief er verzweifelt.

"Das war keine alltägliche Verhandlung – zum Glück."

Nach kurzer Beratung verkündete das Schöffengericht das Urteil: schuldig der schweren Erpressung und sexuellen Belästigung. Rudolf H. soll in einer forensisch-psychiatrischen Einrichtung untergebracht werden. Die Beweislage – unter anderem E-Mails und handschriftliche Notizen – sei "eindeutig". "Das war keine alltägliche Verhandlung – zum Glück", atmete die Richterin zum Abschluss tief durch, wandte sich an das verstörte Publikum. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

{title && {title} } CW, {title && {title} } Akt. 14.08.2025, 14:36, 13.08.2025, 05:30
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