Horner führt den Red-Bull-Rennstall seit dem Formel-1-Einstieg vor 20 Jahren, galt lange als Strahlemann und Sonnyboy in der Motorsport-"Königsklasse". Doch sein Image hat in den letzten Monaten Risse bekommen. Einerseits aufgrund der schweren Vorwürfe einer engen Mitarbeiterin gegen den Briten, andererseits aufgrund der Red-Bull-Erfolglosigkeit in den letzten Rennen.
Deshalb, so berichtet zumindest "Autosprint" aus Italien, soll der 51-Jährige sogar vor dem Aus bei Red Bull stehen, könnte schon der kommende Grand Prix von Imola zum Schicksalsrennen für Horner werden. Da bringt Red Bull nämlich ein großes Update-Programm an die RB21-Boliden. Sollte dieses nicht einschlagen, könnten die Tage Horners gezählt sein, heißt es.
Denn allmählich sollen auch die thailändischen Mehrheitseigentümer des Energydrink-Unternehmens die Geduld mit Horner verlieren. War der Red Bull vor einem Jahr noch klar das schnellste Auto in der Formel 1, ist der österreichische Rennstall seither deutlich abgefallen, wurde klar von McLaren überflügelt. Der fünfte Fahrer-WM-Titel von Max Verstappen, das große Saisonziel, ist mehr als nur in Gefahr. Und schlimmer: Sollte der Niederländer während der Sommerpause nicht in den Top-Zwei der Fahrer-Weltmeisterschaft liegen, greift sogar eine Ausstiegsklausel, die dem Jung-Papa den vorzeitigen Abschied ermöglicht – trotz eines eigentlich noch bis 2028 laufenden Kontrakts.
Chalerm Yoovidhya, Familienoberhaupt der Red-Bull-Mehrheitseigentümer, hatte Horner noch gestützt, als die Anschuldigungen dessen enger Mitarbeiterin aufkamen. Zwei unternehmensinterne Untersuchungen sprachen den Briten frei, ein zivilrechtliches Verfahren könnte aber noch folgen. Nun scheint die Ungeduld der Yoovidhyas aber größer zu werden. Wichtige Mitarbeiter verließen den Rennstall zuletzt – Star-Designer Adrian Newey, Rob Marshall, Jonathan Wheatley. Auch aufgrund des Horner-Führungsstils, so heißt es hinter vorgehaltener Hand.
Dies, so munkeln Experten, soll die Bullen deutlich getroffen haben. Sportlich rutschte das Team im letzten Jahr der aktuellen Regelperiode zurück, Verstappens Rückstand auf WM-Leader Oscar Piastri im McLaren beträgt bereits 32 Zähler und damit mehr als einen Rennsieg. Und die Aussichten für 2026 sind kaum besser. Denn künftig wird Red Bull selbst zum Motorenbauer, soll dabei aber große Probleme haben.
Doch was hat all das mit dem Alpine-Beben zu tun? Hier kommt nun Oliver Oakes ins Spiel. Der junge Brite hatte erst am Dienstagabend völlig überraschend seinen sofortigen Rücktritt verkündet. Oakes wollte Medienberichten zufolge nicht hinter der schnellen Fahrerrochade von Jack Doohan zu Ersatzmann Franco Colapinto stehen. Mittlerweile ist jedoch bekannt geworden, dass sein Bruder und Geschäftspartner William Oakes in Großbritannien festgenommen wurde. Es besteht der Verdacht der "Übertragung kriminellen Eigentums". Für William Oakes gilt die Unschuldsvermutung.
Nach dem Abschied vom Renault-Werksteam galt der 37-Jährige als ernstzunehmender Kandidat für eine Horner-Nachfolge, sollte der 51-Jährige tatsächlich seinen Hut nehmen müssen. Ob an diesem wilden Gerücht tatsächlich etwas dran ist, wird sich erst zeigen.
Die Karrieren von Oakes und Horner weisen jedenfalls große Prallelen auf. Beide waren früher auf unterklassigem Niveau selbst als Rennfahrer tätig, Oakes, Kart-Weltmeister von 2005, sogar als Red-Bull-Junior. Beide übernahmen daraufhin Nachwuchsrennställe. Und beide stiegen in jungen Jahren zu Teamchefs in der Formel 1 auf. Und Oakes arbeitete in seiner Zeit als Red-Bull-Junior eng mit Motorsport-Berater Helmut Marko zusammen. Der Grazer ist bis heute im Bullen-Stall aktiv, steht auch im Red-Bull-Machtkampf Horner gegenüber. Genauso wie Vierfach-Weltmeister Verstappen...
