Was aussieht wie Futter für Aquarienfische, könnte ein Schlüssel im Kampf gegen den Klimawandel sein: Winzige Meerestiere, bekannt als Zooplankton, leisten im Verborgenen Erstaunliches. Laut einer neuen Studie transportieren sie jedes Jahr Millionen Tonnen schädliches CO2 in die Tiefen der Meere - und entziehen es so der Atmosphäre.
Ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung des Instituts für Ozeanologie der Chinesischen Akademie der Wissenschaften und der Universität Plymouth hat die Leistung dieser "Klima-Krebse" nun erstmals genau beziffert.
Das Ergebnis: Rund 65 Millionen Tonnen Kohlenstoff schaffen die Tierchen jedes Jahr in mindestens 500 Meter Tiefe. Zum Vergleich: Das entspricht den Emissionen von 55 Millionen Diesel-Pkws.
Die Methode der Mini-Helden ist einfach, aber effektiv: Im Frühling fressen sie sich an CO2-haltigem Phytoplankton an der Meeresoberfläche satt. Im Winter ziehen sie sich samt Energievorrat in Form von Fett in die Tiefsee zurück - und verbrennen den gespeicherten Kohlenstoff dort langsam und komplett biologisch.
Forscher sind von dem Zooplankton begeistert: "Ihr Fett ist wie ein Akku", erklärt Daniel Mayor von der Uni Exeter. "Und wenn man Kohlenstoff tief im Ozean freisetzt, dauert es Jahrzehnte oder Jahrhunderte, bis er wieder zur Erderwärmung beiträgt."
Zu den Zooplankton-Arten zählen unter anderem winzige Krebse, Fischlarven, Muschellarven und Pfeilwürmer. Ihre Rolle im globalen Kohlenstoffkreislauf war lange unterschätzt worden. Hauptautor Guang Yang nennt die neuen Ergebnisse "bemerkenswert" und fordert ein Umdenken: "Diese Tierchen sind stille Helden im Klimasystem."
Doch es gibt Sorgen: Die Ozeanerwärmung und die zunehmende Fischerei auf Leuchtgarnelen könnten die Populationen in der Antarktis gefährden - und damit die Funktion dieser "biologischen Pumpe" schwächen.
Fakt ist: Sind sie unscheinbar, aber unentbehrlich - ohne die winzigen Krabbler könnte der CO2-Gehalt in der Atmosphäre doppelt so hoch sein wie heute, sagen Forscher. Die große Hoffnung liegt also in den kleinsten Händen - oder besser gesagt: Flossen und Scheren.