Auf der zweiwöchigen Weltklimakonferenz COP30 in der Amazonasstadt Belém hat UN-Klimachef Simon Stiell ein dramatisches Bild der drohenden Folgen des Nichthandelns gezeichnet. Vor Ministern und Vertretern aus fast 200 Staaten machte er klar: Die Zeit der Ausreden sei vorbei.
Ein Scheitern des Gipfels könne sich "keine Nation unter Ihnen leisten", sagte Stiell zu den Regierungsvertretern. "In einer Zeit, in der Megadürren die nationalen Ernten vernichten und die Lebensmittelpreise in die Höhe treiben, zu wanken, ist wirtschaftlich und politisch völlig unsinnig!"
Besonders scharf kritisierte er die politischen Machtspiele um Klimaschutzmaßnahmen:
"Sich zu streiten, während Hungersnöte um sich greifen und Millionen Menschen fliehen müssen" - das werde "niemals vergessen werden, wenn sich Konflikte ausbreiten."
Stiell appellierte an die Verantwortung: "Wenn Klimakatastrophen das Leben von Millionen Menschen auslöschen, obwohl wir die Lösungen bereits haben, wird das niemals verziehen werden."
Die COP30 soll konkrete Wege aufzeigen, wie die Weltwirtschaft von fossilen Brennstoffen weggeführt werden kann. Neben ambitionierteren Klimazielen geht es auch um Milliardenhilfen für arme Länder, die besonders stark unter Dürren, Überschwemmungen und Hitzewellen leiden.
Die Temperaturen haben die im Pariser Klimaabkommen vereinbarte 1,5-Grad-Grenze bereits überschritten. Werde diese Überschreitung zur Regel, gelte das Ziel als verfehlt - und das Abkommen als gebrochen. Doch Stiell bleibt kämpferisch: "Die Wissenschaft ist eindeutig: Wir können und müssen die Temperaturen wieder auf 1,5 Grad senken."
Stiell erinnerte daran, dass erneuerbare Energien mittlerweile in rund 90 Prozent der Welt günstiger seien als Kohle, Öl und Gas: "Wer auf saubere Technologien setzt, schafft Arbeitsplätze und Wachstum. Wer an den Fossilen festhält, riskiert Stillstand und Inflation."