Die Vorwürfe haben sich bestätigt: ÖVP-Klubchef August Wöginger hat beim damaligen Generalsekretär im Finanzministerium (Thomas Schmid) interveniert, um einem Vertrauten an die Spitze des Finanzamts Braunau zu helfen. Wöginger bestritt in der Vergangenheit jede Verantwortung, er habe nur das Anliegen eines Bürgers weitergeleitet.
Beim Prozess dann die Wende: Der Klubchef übernahm nun doch Verantwortung für sein Handeln, kam deshalb mit einer Diversion und keiner Verurteilung davon. Die 44.000 Euro Strafe zahlte er aus eigener Tasche. Trotzdem wünschen sich 71 Prozent der Österreicher einen Rücktritt, nur neun Prozent halten das nicht für notwendig – mehr dazu hier.
Doch damit ist die Sache noch nicht vollständig bereinigt. Denn die damals unterlegene Kandidatin für den Finanzamt-Chefposten hat jetzt Anspruch auf fast 10.000 Euro Schadenersatz. Zahlen muss diesen Schaden aber nicht Wöginger als Verursacher, sondern das Finanzministerium mit Steuerzahler-Geld.
Die Grünen fordern im Ö1-Morgenjournal deshalb, dass sich die Republik dieses Geld beim ÖVP-Klubchef per Regress zurückholt. "Wenn man für Postenschacher oder Korruption verantwortlich ist, dann soll man bitte auch dafür zahlen", findet Finanzsprecherin Nina Tomaselli. Anti-Korruptionsexperte Martin Kreutner sieht jedenfalls gute Erfolgschancen.
Eine parlamentarische Anfrage an den Finanzminister soll hier weiter Licht ins Dunkel bringen, wobei sich mögliche Regressforderungen nicht auf den Fall Wöginger beschränkt bleiben sollen. Immerhin hat auch der (gegen einen Kurz-Intimus) unterlegene Botschafterkandidat für Abu Dhabi geklagt, Recht bekommen und Anspruch auf 15.000 Euro Schadenersatz.
Umfassende Zahlen gibt es laut Ö1 nicht, doch alleine das Innenministerium musste seit 2011 eine halbe Million Euro Schadenersatz zahlen. Nur selten wurden Verantwortliche dabei zur Kasse gebeten.