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Gewalttätigen Fußball-Fans droht jetzt ein Öffi-Verbot

Die Wiener Linien haben die Nase voll. Aggressive Fußball-Fans demolieren U-Bahn-Züge und attackieren Mitarbeiter – nun droht ihnen ein Öffi-Verbot.

13.06.2022, 20:41
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Pyro-Show bei Wiener Derby (Symbolfoto)
Bild: GEPA pictures/ M. Hoermandinger

Die Fan-Szene der beiden größten Fußball-Vereine in Wien erlebt seit dem Ende der Corona-Beschränkungen in den Stadien eine Renaissance. Allerdings fielen die Ultras-Gruppierungen des SK Rapid Wien und der Wiener Austria vor allem beim letzten Derby besonders negativ auf.

Körperverletzungen, Raufhandel, Raub, Sachbeschädigung, Verstöße gegen das Pyrotechnik- und Verbotsgesetz sind nur ein Teil der zahlreichen Verfehlungen. Sichergestellte Kutten mit einem SS-ähnlichen Totenkopf-Symbol werden derzeit von der Staatsanwaltschaft Wien geprüft. Auch homophobe, antisemitische und rassistische Beleidigungen jeglicher Art gehören zum Alltag unter den verfeindeten Hooligans.

Die traurige Bilanz der letzten Saison: 36 Körperverletzungen, 7 schwere Körperverletzungen, 11 Anzeigen wegen Raufhandels, 64 Sachbeschädigungen, 7 Anzeigen wegen Raubes und 5 Anzeigen nach dem Verbotsgesetz.

    Hier marschieren die Rapid-Fans durch Favoriten zur Generali-Arena.
    Leserreporter

    Eskalationen in den Öffis

    Vor allem in den eigens von den Wiener Linien zur Verfügung gestellten Fan-U-Bahnen schlugen einige Hooligans über die Stränge. "Die Unbekannten verklebten mutwillig unsere Kameras, schlugen Scheiben ein und beschmierten die Wagons. Ein solcher Transport kostet uns rund 20.000 Euro – exklusive den Sachbeschädigungen", erklärt Johanna Wiesholzer, Leiterin der "Betriebsleitung und Einsatzmanagement" bei den Wiener Linien.

    Rote Linie erreicht: U-Bahn-Fahrer attackiert

    Als wäre das nicht schon genug Ärger, wurde auch noch der U-Bahn-Fahrer bespuckt und mit Bierdosen attackiert. "Wir stellen den Wiener Fußball-Fans sehr gerne unsere U-Bahnen bereit. Aber wenn sich dieses Verhalten in Zukunft nicht ändert, werden wir uns gezwungen sehen die geschlossenen Fan-Züge einzustellen. Vandalismus und Gewalt werden nicht mehr toleriert", so Wiesholzer beim Hintergrundgespräch mit der Polizei.

    Die U-Bahnen werden extra für die Fans zur Verfügung gestellt und halten nicht in den einzelnen Stationen an.
    Wiener Linen/Robert Peres

    Chaoten und Anonymität sind größtes Problem

    Oberst Wolfgang Lang, Chef der "szenekundigen Beamten" (SKB), erklärt im Gespräch mit "Heute" die Problematik der Gruppen. "Wir arbeiten sehr eng mit den Fans zusammen und die Führenden der Gruppierungen sehen das Problem auch ein. Allerdings finden sich unter den 1.000-1.200 Personen leider immer Chaoten, die sich überhaupt nicht benehmen können", so Lang.

    Dabei handelt es sich meistens um jene, die nur sporadisch zu den Spielen gehen und mit steigendem Alkohol- und Drogenkonsum völlig eskalieren. Für den SKB-Dienst eine besonders schwierige Herausforderung, denn: Wen man nicht kennt, den kann man auch nur schwer ausfindig machen. Den alteingesessenen Hardcore-Fans seien laut Lang ebenfalls die Hände gebunden: "Wenn sie wüssten, um wen es sich handelt, würde wohl eine 'Selbstreinigung' stattfinden."

    "Vereine müssen mehr tun"

    Chefeinsatzplanerin Xenia Zauner möchte aber auch die beiden Vereine in die Pflicht nehmen. "Auch wenn diese Eskalationen außerhalb des Stadions passieren, sollten die Verantwortlichen hier mehr Einfluss auf die eigenen Fans nehmen", so Brigadier Zauner gegenüber "Heute". Schließlich liege sowohl den Wiener Linien, als auch der Polizei viel am gemeinsamen Miteinander. Für die Fans ist es jedenfalls fünf vor zwölf: Wenn sich beim kommenden Wiener Derby die Chaoten nicht benehmen können, wird es es künftig keine geschlossenen Transporte seitens der Wiener Linien mehr geben. 

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