DAS ist Hitze: Während Europa unter einer Hitzewelle von bis zu 46 Grad stöhnt, herrschen unter der idyllischen Küste Neapels ganz andere Temperaturen. Die Phlegräischen Felder (Campo Felgrei) beherbergen Magma, das bis zu 1.100 Grad heiß ist.
Am 30. Juni erschütterte ein Rekordbeben die dicht besiedelte Region – stärker als je zuvor. Für Experten wie den deutschen Geologen Ulrich Schreiber ein klares Warnsignal. Er erklärt im Talk mit T-Online, was im Fall einer Eruption passieren könnte – und warum der Supervulkan ein globales Risiko darstellt.
Im Gegensatz zum benachbarten Vesuv, der als Kegel sichtbar ist, handelt es sich bei den Phlegräischen Feldern um eine riesige Caldera – eine eingestürzte Magmakammer, die sich über 15 Kilometer erstreckt. Schwefeldämpfe und heiße Quellen zeugen von anhaltender Aktivität.
Der bisher jüngste Ausbruch des gefürchteten Supervulkans liegt zwar fast 500 Jahre zurück, doch die Anzeichen nehmen zu: Bodenhebung, Gasfreisetzung, Erdbebenschwärme werden immer öfter beobachtet.
"Ein erster Riss in der Erdkruste könnte eine Initialeruption auslösen – mit verheerenden Folgen", so Schreiber. Trifft Magma auf Meerwasser, drohe eine gigantische Dampf-Eruption. "Eine Tsunami-Welle würde das gesamte Mittelmeer erfassen, Küstenstädte in Minuten überfluten", erklärt der Experte.
Eine gewaltige Eruption wäre erst der Anfang: Pyroklastische Ströme – glühend heiße Asche- und Gaswolken – könnten sogar über Wasser rasen. "Wer aufs Meer flieht, könnte in eine tödliche Falle geraten. Die Ströme gleiten über die Oberfläche und holen auch Boote ein", warnt der Geologe.
Hinzu kommt der globale Effekt: Aschewolken könnten in einer "Eruptionssäule" die Stratosphäre erreichen, das Sonnenlicht blockieren und weltweit Temperaturstürze auslösen. Ein Szenario wie aus einem Katastrophenfilm – doch real möglich.
Wann es so weit ist, weiß niemand. "Das ist die größte Herausforderung der Vulkanologie", sagt Schreiber. Klar ist nur: Der Supervulkan lebt, und die Erde bebt.