Nach dem verheerendsten Hochhausbrand, den Hongkong in jüngerer Zeit erlebt hat, weitet sich die Ermittlungsarbeit der Behörden weiter aus. Im Zusammenhang mit dem Feuer, bei dem mindestens 128 Menschen ums Leben kamen, wurden nun acht weitere Verdächtige festgenommen.
Wie die Anti-Korruptionsbehörde der Stadt mitteilt, handelt es sich um sieben Männer und eine Frau im Alter zwischen 40 und 63 Jahren. Insgesamt sitzen damit bereits elf Personen in Polizeigewahrsam. Währenddessen gedachten Hongkongs ranghöchste Politiker und Beamte am Samstag der Opfer mit einer Schweigeminute.
Bereits am Donnerstag hatte die Polizei drei Männer wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung festgenommen: zwei Direktoren und einen technischen Berater eines Bauunternehmens. Sie sollen bei der Sanierung unerlaubte Materialien für die Gerüstnetze verwendet und Fenster mit Polystyrolplatten abgedichtet haben. Die leicht entflammbaren Stoffe sollen eine entscheidende Rolle bei der extrem schnellen Ausbreitung des Feuers gespielt haben.
Von den neu festgenommenen acht Personen arbeiteten vier für eine Beratungsfirma, die die Renovierungsarbeiten der abgebrannten Wohnanlage überwachen sollte. Drei weitere sollen zu einem Subunternehmen im Gerüstbau gehören. Der achte Festgenommene habe als Vermittler fungiert. Die Ermittlungen konzentrieren sich nun auf mögliche Korruption und den Einsatz unsicherer Baumaterialien.
Das Feuer war am Mittwochnachmittag ausgebrochen und hatte sich rasch auf sieben der acht 32-stöckigen Gebäude des Wohnkomplexes Wang Fuk Court ausgeweitet. Die Hochhäuser waren für Renovierungsarbeiten mit Bambusgerüsten und Schaumstoff-Isolierung verkleidet. Hinzu kommt: Die Feuermelder funktionierten laut Behörden nicht ordnungsgemäß – in einer Anlage, in der mehr als 4.600 Menschen leben.
Schon im September 2024 hatten Bewohner vor der Brandgefahr gewarnt. Unter anderem ging es um die mögliche Entflammbarkeit der grünen Schutznetze an den Bambusgerüsten. Das Arbeitsministerium versuchte damals zu beruhigen und erklärte den Anwohnern, das Risiko sei "relativ gering". Das bestätigte die Behörde gegenüber Reuters.
Während die Rettungsarbeiten im Viertel Tai Po am Freitag abgeschlossen wurden, läuft die Suche nach weiteren Opfern weiter. Rund 200 Menschen gelten noch als vermisst.