Die erste Periode ist für viele Mädchen ein prägender Moment – ein körperlicher Meilenstein, der oft mit Stolz, Aufregung und manchmal auch Unsicherheit verbunden ist. Mit dem Einsetzen der Menstruation beginnt ein neuer Lebensabschnitt, in dem sich Körper und Wahrnehmung verändern. Offene Gespräche, verständliche Aufklärung und ein positiver Umgang mit dem Thema können dabei helfen, Ängste abzubauen und Selbstbewusstsein zu stärken.
Eine neue Umfrage der Drogeriekette BIPA zeigt ein anderes Bild: Nur ein Viertel der Menschen in Österreich findet die Aufklärung zum Thema Menstruation in Schulen, Medien und der Gesellschaft ausreichend. Das ergibt eine aktuelle Umfrage des Drogeriefachhändlers BIPA. Weitere 37 Prozent sehen zwar Fortschritte, aber auch deutliche Defizite – vor allem in Schulen. Zwei Drittel kritisieren: "Zu wenig Aufklärung, zu viele Tabus". Bei den 18-25-Jährigen stimmt sogar die Hälfte dieser Aussage voll zu.
Die Aufklärungslücke zeigt sich bei den befragten Familien: Fast ein Viertel der Eltern hat noch nicht mit den eigenen Kindern über Menstruation gesprochen und plant dies auch nicht in der Zukunft. Zu dieser Gruppe zählen mehr Männer als Frauen. Sie geben an, die Aufklärung der Partnerin zu überlassen oder bei Söhnen keinen Bedarf zu sehen. Welche Folgen das hat, weiß Daniela Reumann, Geschäftsführerin von BIPA: "Männer, die Periodenprodukte kaufen, stehen oft ratlos vor dem Regal. Der Einkauf ist ihnen unangenehm – sie wissen nicht, welches Produkt das richtige ist oder was die Größenangaben bedeuten. Unsere Filialmitarbeiterinnen beraten gerne, aber ich bin überzeugt: Auch Männer brauchen mehr Wissen über die Menstruation. Wir müssen endlich raus aus der Tabu-Zone – die Periode ist kein Grund für Scham." Diese Scham betrifft allerdings nicht nur Männer, weiß Daniela Reumann. Besonders junge Mädchen und Frauen wollen die Produkte am liebsten unsichtbar in ihrer Tasche verschwinden lassen.
Frauen fühlen sich deutlich besser zum Thema Menstruation informiert. 83 Prozent geben an, sich für ein Aufklärungsgespräch mit Kindern bereit zu fühlen, bei Männern sind es nur 51 Prozent. Das Paradoxe: Die Männer selbst fordern mehr männliche Beteiligung. 72 Prozent stimmen vollkommen bzw. sehr zu, dass auch Väter bei der Aufklärung aktiv mitwirken müssen, ebenso viele, dass auch mit Buben darüber gesprochen werden sollte, und 62 Prozent, dass Männer wie Buben auch Details wie verschiedene Menstruationsprodukte kennen sollten. Woran liegt diese Kluft? Die Umfrageergebnisse zeigen: Eltern sprechen meist spontan mit ihren Kindern (9-14 Jahre) über die Periode – jeweils zwei Drittel (60 %) bei konkreten Fragen des Kindes oder beiläufig im Alltag. Informationsmaterialien wie Broschüren werden nur von 40 Prozent herangezogen, Bücher oder Videos nutzt ein Drittel. Die Aufklärung basiert also vor allem auf eigener Erfahrung, die Vätern naturgemäß fehlt.
Auch regional gibt es Unterschiede: Während sich im Burgenland acht von zehn für das Gespräch gewappnet fühlen, ist es in Salzburg nur jeder Zweite. Tiroler sprechen am häufigsten mit ihren Kindern (73 %), in Niederösterreich mit nur 50 Prozent die wenigsten.
81 Prozent der 18-25-Jährigen finden, dass auch die männliche Bevölkerungshälfte über Details wie die verschiedenen Periodenprodukte und den Zyklus Bescheid wissen sollten; dieser Meinung sind nur 59 Prozent der 46-55-Jährigen. In dieser Altersgruppe hat ein Drittel der Eltern nicht mit den Kindern über Menstruation gesprochen. Grundsätzlich ist sich die große Mehrheit (74 %) einig, dass sowohl mit Mädchen als auch mit Buben über Menstruation gesprochen werden sollte – die Zustimmung bei Jüngeren ist deutlich ausgeprägter. Besonders hoch ist die Zustimmung im Burgenland (82 %) wohingegen in Vorarlberg deutlich weniger Personen diese Ansicht teilen (62 %).
„Auch Männer brauchen mehr Wissen über die Menstruation.“
Acht von zehn Menschen in Österreich sprechen ungern über Menstruation – besorgniserregend, wenn man bedenkt, dass die Hälfte der Bevölkerung davon betroffen ist. Zwischen Männern und Frauen gibt es keine wesentlichen Unterschiede – das Tabu eint auch alle Altersgruppen.
Beim Thema Aufklärung wächst jedoch das Bewusstsein: Zwei Drittel (68 %) finden, dass die Periode mit den Themen Sex und Verhütung verknüpft werden sollte. Psychische Aspekte wie PMS (Prämenstruelles Syndrom) sollten stärker in der öffentlichen Diskussion berücksichtigt werden (79 % der Frauen, 62 % der Männer), und 80 Prozent wünschen sich altersgerechte Angebote wie Workshops, Broschüren oder Webinare. In der Schule soll das Thema über den Biologieunterricht hinausgehen: Vier von zehn wünschen sich, dass die Menstruation auch in anderen Schulfächern thematisiert wird – mit Fokus auf Tabu-Abbau, Schamreduktion und gegenseitiges Verständnis für alle Geschlechter.
Dass Menstruation auch ein soziales Thema ist, zeigt das Projekt "Rote Box" der Stadt Wien und BIPA. Seit zwei Jahren können sich Frauen und Mädchen in finanziell schwierigen Situationen kostenlos Gutscheine abholen und bei BIPA gegen Periodenprodukte der Marke BI COMFORT eintauschen. Von ursprünglich 84 Ausgabestellen ist das Netzwerk mittlerweile auf 393 Standorte gewachsen. Pro Quartal wurden heuer bereits mehr als 25.000 Gutscheinhefte ausgegeben – insgesamt wurden 11 Prozent mehr kostenlose Periodenprodukte in den BIPA Filialen abgeholt als im Vorjahr.
"Die Zahlen belegen, dass die Rote Box wirkt und für viele Frauen und Mädchen eine spürbare Entlastung darstellt. Niemand sollte vor der Frage stehen, ob sie sich Binden oder Tampons leisten kann. Darüber hinaus ist uns bei BIPA Aufklärung ein großes Anliegen. Im Rahmen unserer 'Ehrlich gesagt'-Initiative haben wir heuer erstmals Webinare für Eltern und Lehrer angeboten. Aufgrund des großen Interesses werden wir das Angebot im kommenden Jahr fortführen", so Daniela Reumann.