Blutdruckkrise

Wann chronischer Schmerz wirklich gefährlich wird

Chronische Schmerzen erhöhen das Risiko für Bluthochdruck deutlich, besonders wenn mehrere Körperregionen betroffen sind, zeigt eine Studie.
Heute Life
20.11.2025, 16:21
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Lang anhaltende Schmerzen belasten nicht nur den Alltag, sondern können auch das Herz-Kreislauf-System gefährlich beeinträchtigen. Personen, die über mehrere Jahre hinweg unter chronischen Beschwerden leiden, entwickeln laut einer britischen Studie bis zu 75 Prozent häufiger Bluthochdruck. Das ergibt eine neue britische Untersuchung, die jetzt im Fachjournal "Hypertension" veröffentlicht wurde.

"Je vielfältiger chronische Schmerzen sind und je mehr Körperregionen sie betreffen, desto höher ist das Risiko der Patienten, auch Bluthochdruck zu entwickeln", sagte die leitende Studienautorin Jill Pell von der Abteilung für öffentliche Gesundheit an der Universität von Glasgow in Großbritannien zu der wissenschaftlichen Studie – basierend auf Daten von mehr als 200.000 Teilnehmenden über einen Zeitraum von 13,5 Jahren. Die Teilnehmer waren im Schnitt 54 Jahre alt, 61,7 Prozent davon Frauen. Von allen Befragten gaben 35,2 Prozent an, unter chronischen Muskel- oder Skelettschmerzen zu leiden. 62,2 Prozent hatten chronische Beschwerden an nur einer Stelle, 34,9 Prozent berichteten über Schmerzen an zwei bis drei Körperregionen. Die Beobachtungsdauer betrug im Schnitt 13,5 Jahre.

Schmerzen → Depressionen → Bluthochdruck

Ein Teil der Erklärung für dieses Ergebnis ist, dass Menschen mit chronischen Schmerzen öfter Depressionen bekommen – und genau diese Depressionen erhöhen dann wiederum die Wahrscheinlichkeit, dass Betroffene Bluthochdruck entwickeln. "Dies deutet darauf hin, dass die Früherkennung und Behandlung von Depressionen bei Menschen mit Schmerzen dazu beitragen kann, ihr Risiko für die Entwicklung von Bluthochdruck zu reduzieren", erklärte die Studienautorin. Eine zweite Erklärung könnte sein, dass bei chronischen Schmerzen oft Entzündungen im ganzen Körper auftreten – auch das lässt den Blutdruck steigen. Außerdem erhöhen viele Schmerzmittel, die man über längere Zeit nimmt, das Risiko für Bluthochdruck zusätzlich.

Je stärker und dauerhafter die Schmerzen, desto höher das Bluthochdruckrisiko

Fast zehn Prozent der Teilnehmer entwickelten im Laufe der Zeit Bluthochdruck. Im Vergleich zu Menschen ohne Schmerzen hatten jene, die unter chronischen und mehreren Regionen betreffenden Schmerzen litten, das höchste Risiko für Bluthochdruck – ihr Risiko war um 75 Prozent erhöht. Wer nur kurzfristig Schmerzen hatte, hatte ein um zehn Prozent höheres Risiko. Bei chronischen, aber nur an einer Stelle auftretenden Schmerzen lag das Risiko um 20 Prozent höher.

Wer ständig Bauchschmerzen hatte, hatte ein um 43 Prozent größeres Risiko, Bluthochdruck zu bekommen. Chronische Kopfschmerzen steigerten das Risiko um 22 Prozent. Dauernde Nacken- oder Schulterschmerzen waren mit einem um 19 Prozent höheren Bluthochdruck-Risiko verbunden. Chronische Hüftschmerzen schlugen mit plus 17 Prozent zu Buche, bei Rückenschmerzen waren es 16 Prozent. Depressionen (bei 11,3 Prozent der Teilnehmer) und Entzündungen (bei 0,4 Prozent) erklärten gemeinsam 11,7 Prozent des Zusammenhangs zwischen chronischen Schmerzen und Bluthochdruck.

Daniel Jones, Präsident der American Heart Association (AHA), erklärte dazu: "Es ist bekannt, dass Schmerzen den Blutdruck kurzfristig erhöhen können, aber wir haben bisher weniger darüber gewusst, wie chronische Schmerzen den Blutdruck beeinflussen. Die Studie trägt zu diesem Verständnis bei und legt einen Zusammenhang zwischen der Anzahl der betroffenen Körperregionen, Entzündungen und Depressionen offen."

Der Präsident der amerikanischen Kardiologengesellschaft, der bei der Studie nicht mitgearbeitet hat, brachte eine weitere Untersuchung ins Spiel. Dabei soll erforscht werden, ob häufig genommene Schmerzmittel (wie nicht-steroidale Antirheumatika) an der Entstehung von Bluthochdruck beteiligt sind. "Chronische Schmerzen müssen im Zusammenhang mit dem Blutdruck der Patienten behandelt werden, insbesondere unter Berücksichtigung der Verwendung von Schmerzmitteln, die den Blutdruck beeinträchtigen können", sagte Jones.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 20.11.2025, 16:32, 20.11.2025, 16:21
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