Wien bekommt ein neues Theater – und zwar an einem der beliebtesten Touristen-Hotspots: beim nordöstlichen Eingang des Wiener Wurstelpraters. Dort soll es sich harmonisch in die Umgebung einfügen. Nun wurden Konzept und Entwürfe am Montag präsentiert: Die Fassade greift Formen und Farben der Fahrgeschäfte auf. Auch das Innere ist mit viel Liebe zum Detail gestaltet und bietet den passenden Rahmen für Shows, wie man sie sonst nur vom New Yorker Broadway kennt.
Rund 100 Millionen Euro sollen in den Bau des neuen Theaters im Prater investiert werden. Die planmäßige Fertigstellung ist für November 2027 vorgesehen. Das Haus wird mit 1.800 Sitzplätzen neben Raimund Theater und Ronacher die dritte Musicalbühne Wiens sein. Eine Million Musical-Besucher sollen jährlich die Vorstellungen in Wien genießen.
Im Rahmen einer Pressekonferenz am 22. September 2025 präsentierte Joachim Hilke, Chief Executive Officer von ATG Entertainment Central Europe, gemeinsam mit den Architekturbüros Haworth Tompkins (London) und Dietrich Untertrifaller (DTFLR, Wien) das Konzept. Das Gebäude orientiert sich an den ovalen Strukturen des Praters. "Es öffnet sich nach außen, richtet sich aber zugleich auch auf eine Mitte aus", erklärte Christina Kimmerle, Senior-Projektleiterin bei DTFLR.
Besonderes Augenmerk lag bei der Planung auf Barrierefreiheit und Nachhaltigkeit – eine Herausforderung bei einem Haus, das Platz für 1.800 Besucher bieten soll.
Photovoltaikanlagen, begrünte Flächen, Bäume und das Schwammstadt-Prinzip sollen dazu beitragen, das Theater möglichst klimafreundlich zu betreiben.
Teile des Bauwerks entstehen zudem aus Holz. Auch an Menschen mit Behinderungen wurde gedacht: Neben einem barrierefreien Eingangsbereich sind eigene Räumlichkeiten sowie technische Hilfsmittel vorgesehen. Im "Back of House" wiederum wird auf die Arbeitsqualität für die Mitarbeitenden geachtet – viel Tageslicht, kurze Wege und ein direkter Bezug nach außen sollen für ein angenehmes Umfeld sorgen.
Tom Gibson, Associate Director bei Haworth Tompkins, gewährte Einblicke in den Gestaltungsprozess. Die Fassade wird von bunten Lamellen geprägt – eine bewusste Anlehnung an die Farben der Praterattraktionen, wie Gibson erklärte. Auch die runden Fenster greifen die typischen Formen des Areals auf und ermöglichen zugleich neue Blickwinkel auf das Geschehen im Prater.
Im Inneren finden sich Anspielungen auf ikonische Attraktionen wie das Riesenrad. Die Treppen zum Auditorium sind von außen sichtbar und inszenieren bereits den Eintritt der Gäste: "Wer die Räume betritt, ist fast selbst Teil eines Theaterstücks – sie sollen gesehen werden", so der Architekt. Balkone laden dazu ein, die Aussicht zu genießen, ins Gespräch zu kommen oder etwas zu trinken. Im Saal wiederum orientierte man sich am klassischen Wiener Theaterbau: aufsteigende Sitzreihen garantieren beste Sicht von jedem Platz. Ziel sei es, "ein Publikum zu schaffen, das sich wohlfühlt und verbunden ist". Für Joachim Hilke steht fest: Entstehen soll hier ein "Theater für die Ewigkeit".