Lenzing AG in Schwierigkeiten

"Ängste herrschen" – jetzt harter Kampf um 500 Jobs

Hunderte Jobs wackeln: Am Montag könnte es bei Lenzing erste Entscheidungen geben. Die Stimmung der Mitarbeiter ist gedrückt, die Angst groß.
Lea Strauch
29.09.2025, 10:28
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Schicksalstag für die Lenzing AG: Nachdem am Freitag bekannt wurde, dass beim Faserproduzent bald bis zu 500 Jobs gestrichen werden sollen, steht heute eine erste Entscheidung an. Der Abbau trifft vor allem den Hauptsitz im Bezirk Vöcklabruck, wo rund 3.000 der weltweit 7.700 Mitarbeiter beschäftigt sind.

"Stimmung ist natürlich betrübt"

Eine Betriebsversammlung am Werksgelände und eine Aufsichtsratssitzung am Vormittag könnten am Montag erste Klarheit bringen. "Die Stimmung ist natürlich betrübt", sagt Michael Bichler, stellvertretender Angestellten-Betriebsratschef, gegenüber "Heute". Die Belegschaft sei "seit einigen Jahren immer wieder von Kosteneinsparungsprogrammen betroffen. Das macht natürlich was mit den Kollegen".

Der Betriebsrat weiß: "Es geht hier um die Lebensgrundlage der Kollegen. Das ist ganz klar, dass da Ängste herrschen." Dennoch gebe es große Geschlossenheit: "Die Solidarität ist ungebrochen", so Bichler.

Um circa 10 Uhr startete die Betriebsversammlung, an der rund 1.000 Mitarbeiter, mehrere Bürgermeister und auch AK-Präsident Andreas Stangl teilnehmen wollten. Dabei will man die Kollegen noch einmal über alles informieren: "Wir wollen gemeinsam unsere Vorstellungen präsentieren, wie Lenzing in die Zukunft gehen kann."

Belegschaft will "offensiv in die Zukunft"

Dafür hat der Betriebsrat klare Vorstellungen: unter anderem eine neue Verkaufsstrategie, Investitionen am Standort und in neue Produkte. Die wirtschaftlichen Argumente des Unternehmens seien zwar nachvollziehbar. Aber: "Die Kostenseite über das Personal zu verbessern, ist eine Defensivmaßnahme. Wir wollen aber offensiv in die Zukunft gehen."

Der Sparkurs bei Lenzing ist kein Schnellschuss, sondern Teil eines großen "Performance-Programms". Schon seit Jahren wird an den Kosten geschraubt – heuer sollen mehr als 180 Millionen Euro eingespart werden. Im ersten Halbjahr 2025 fuhr der Faser-Riese 1,34 Milliarden Euro Umsatz ein. Der Gewinn ist zwar wieder da, trotzdem kämpft die Textilbranche weiter mit hohen Energiepreisen und schwacher Nachfrage.

KTM-Déjà-vu

Brisant: Lenzing ist mit rund 3.000 Jobs am Standort der größte Arbeitgeber der Region. Ein massiver Stellenabbau würde nicht nur die Belegschaft treffen – ganze Gemeinden hängen am Werk. Die Sorge ist groß, denn das Déjà-vu sitzt tief: Erst kürzlich war KTM in Mattighofen in die Pleite geschlittert. Auch dort riss der Absturz ein ganzes Umfeld mit.

{title && {title} } Lstr, {title && {title} } Akt. 29.09.2025, 11:11, 29.09.2025, 10:28
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