Eine italienische Touristin kam am Dienstagmittag mit einer klaffenden Wunde aus dem Meer an den Strand von Palma de Mallorca. Ihr linkes Bein blutete stark, Rettungsschwimmer des Balneario 6 – auch als "Ballermann 6" bekannt – alarmierten die Polizei und riefen eine Ambulanz.
News-Scout B. M., der gerade Ferien auf Mallorca verbringt, war gerade zum Strand gelaufen, als er die verletzte Frau mit der großen Fleischwunde an der Wade auf einer Mauer an der Strandpromenade sitzen sah. Sanitäter kümmerten sich um die 85-Jährige. "Zuerst dachte ich, sie sei vielleicht vom Fahrrad gestürzt oder von einem Auto angefahren worden", schildert B. M. gegenüber 20 Minuten.
Doch dann sah er eine Viertelstunde später, wie eine Rettungsschwimmerin die Badende aus dem Wasser holte. "Verschiedene Anwesende haben davon gesprochen, eine Rückenflosse gesehen zu haben. Als ich deren Fingerzeiger folgte, sah ich das, was auf dem Foto abgebildet ist. Natürlich kann einem die Wahrnehmung einen Streich spielen, aber da andere Leute dies auch gesehen hatten, bin ich der Überzeugung, dass es sich dabei wirklich um eine Rückenflosse handelte", sagt der News-Scout.
Obwohl Polizei und Rettungskräfte zunächst von einer Bissverletzung durch einen Hai ausgingen, stellen einige Fachleute diese Annahme nun infrage. Die Fotos der tiefen Wunde zeigten keine typischen Merkmale eines Haiangriffs, erklärt Agustí Torres, Präsident von Shark Med, dem Portal "Diario de Mallorca".
"Unser wissenschaftlicher Leiter ist sich zu 95 Prozent sicher, dass sie nicht von einem Hai gebissen wurde", betont Torres. Vielmehr glaubt er, dass die Touristin von einem Stachelrochen verletzt wurde. Oftmals lägen die Rochen im Sand, wo man sie nur schwer sieht. Dabei passiert es, dass Badende die Tiere treten. "Dann reagieren sie, indem sie einen stechen", erklärt Torres.
Das wäre laut dem Hai-Experten aber nicht der einzige Hinweis dafür, dass es sich um die Verletzung eines Stachelrochens handeln könnte. "Der äußere Rand der Wunde ist geschwärzt. Das wird durch das hämolytische Gift der Rochen verursacht, das sie beim Stechen injizieren. Dann wird es die Wunde herum dunkler", erklärt Torres.