Fünf Jahre mehr

Alle sollen länger arbeiten – "brauchen das definitiv"

Die Industriellenvereinigung will, dass Österreicher in Zukunft bis 70 Jahren arbeiten. Die Gewerkschaft kritisiert den Vorschlag scharf.
Lukas Leitner
05.06.2025, 21:23
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Die Österreicher müssen in Zukunft länger arbeiten. Das ist schon fix, denn ab dem 1. Jänner wird das Antrittsalter für die Frühpension schrittweise angehoben. Mit der Maßnahme will die Regierung Geld einsparen, um das marode Budget zu sanieren.

Die Maßnahme sei für die langfristige Finanzierbarkeit des Pensionssystems notwendig, hieß es dazu aus der Regierung. Immerhin gibt es aktuell rund 2,5 Millionen Pensionisten, für 2045 wird eine Zahl von 3,25 Millionen erwartet. Und diese müssen finanziert werden. Ein riesiger Brocken muss dabei vom Bund nachgeschossen werden – rund 30 Milliarden Euro jährlich.

Das will die Bundesregierung ändern und verschiebt das Antrittsalter der Frühpension nach hinten. Ab 2026 muss man ein Zielalter von 63 Jahren erreicht haben und 42 notwendige Versicherungsjahre vorweisen können – "Heute" berichtete.

Arbeiten bis 70 Jahre

Das gesetzliche Antrittsalter wird damit aber nicht in Angriff genommen – zumindest noch nicht. Denn am Mittwoch ließ die Industriellenvereinigung (IV) die Debatte erneut hochkochen. IV-Chef Georg Knill erklärte in der ZiB2, dass man das Pensionsalter auf 70 Jahre anheben müsse. Heißt: Die Österreicher sollen 5 Jahre mehr arbeiten. "Wir brauchen das definitiv", so Knill.

Gewerkschaft kritisiert Vorschlag

Mit dem Vorschlag stößt Knill aber auf scharfe Kritik, vor allem bei der Gewerkschaft. "Das ist kein seriöser Vorschlag, das ist eine bewusste Provokation – gegen alle, die ihr Leben lang gearbeitet haben und oft mit 60 bereits um ihre Gesundheit oder ihren Arbeitsplatz kämpfen", betonte GPA-Vorsitzende Barbara Teiber.

Immerhin seien erst kürzlich Verschärfungen bei der Korridorpension beschlossen worden. "Wer jetzt schon die nächste Belastung fordert, bevor diese Maßnahmen überhaupt vollständig greifen, handelt verantwortungslos", führte sie weiter aus.

"Das ist Zynismus"

Dabei sei das Grundproblem weniger das gesetzliche Antrittsalter – sondern die Realität am Arbeitsmarkt. Laut AMS sei ein Viertel der Menschen vor dem gesetzlichen Pensionsantrittsalter nicht mehr erwerbstätig, sondern trete die Pension aus der Arbeitslosigkeit oder Krankheit an. "Wer mit über 55 den Job verliert, hat kaum mehr die Chance auf Wiedereinstieg. Genau diese Menschen sollen dann bis 70 weiterarbeiten? Das hat nichts mit Arbeitsmarktrealität zu tun – das ist Zynismus", so Teiber.

"Wenn Herr Knill bis 70 arbeiten möchte, kann er das selbstverständlich gerne tun. Aber bevor er das allen Österreicher:innen zwangsverordnet, sollte er sich bewusst werden, dass sich das aus dem TV-Studio weitaus leichter sagt als nach einer Nachtschicht im Krankenhaus oder einem Tag auf der Baustelle!", polterte Teiber.

"Werden nicht herumkommen"

Nach der Kritik der Gewerkschaft legte die Industriellenvereinigung aber noch nach: "Ohne tiefgreifende Strukturreformen gibt es kein nachhaltiges Pensionssystem. Wenn wir nur halb so viel Energie in Reformen stecken würden wie in das Bewahren des Bestehenden, wären wir schon Weltmeister", heißt es in einer Aussendung am Donnerstag.

"Wir werden um eine Anpassung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters nicht herumkommen, wenn wir ein nachhaltiges und auch generationengerechtes Pensionssystem für die Zukunft sicherstellen wollen", so die Industriellenvereinigung.

{title && {title} } LL, {title && {title} } 05.06.2025, 21:23
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