Nun ist es heraus: Die Regierung macht Ernst beim "heißen Eisen" Pensionen und verordnet uns allen, länger zu arbeiten. Um die langfristige Finanzierbarkeit des Systems zu sichern, sei es nötig, jetzt zu reagieren. Aktuell gibt es in Österreich rund 2,5 Millionen Pensionisten, für 2045 wird eine Zahl von 3,25 Millionen erwartet. Gleichzeitig kommen weniger Junge nach, um die Pensionen zu finanzieren.
Ein riesiger Brocken muss bei den Pensionen ohnehin vom Bund zugeschossen werden, nämlich 30 Milliarden Euro jährlich. Das sind 25 Prozent des Gesamtbudgets. Geld, das für andere Vorhaben fehlt. Deshalb kommen bei den Pensionen jetzt rigide Maßnahmen auf uns zu. Bis nach der Wien-Wahl hat man gewartet, jetzt lässt die Regierung die Katze aus dem Sack und legt den Pensions-Hammer auf den Tisch.
Präsentiert wurden die Maßnahmen vor Journalisten am Mittwoch im Parlament von den Klubobleuten August Wöginger (ÖVP) und Yannick Shetty (NEOS). Nicht mit am Tisch saß die zuständige SPÖ-Ministerin Korinna Schumann. Das habe nichts zu bedeuten, man habe sich das so ausgemacht und müsse ja nicht immer zu dritt (also mit Vertretern aller drei Koalitionsparteien) auftreten, bemühte sich Shetty um Erklärung. Mag so sein – dass die rote Arbeits- und Sozialministerin bei der Vorstellung des in ihr Ressort fallenden Pensionspakets fehlte, hinterlässt freilich eine Reihe an Fragen...
Folgendes Hammer-Sparpaket hat die Regierung bei den Pensionen geschnürt – die ersten Maßnahmen gehen bereits am Freitag in Begutachtung:
Korridorpension später: Wie im Regierungsprogramm festgelegt, wird der Zugang zur sogenannten Korridorpension nach hinten verschoben. Bisher konnte man diese Frühpensionierung mit 62 Jahren in Anspruch nehmen, wenn die Voraussetzung erfüllt waren (480 Versicherungsmonate = 40 Versicherungsjahre). Dieses Zielalter wird auf 63 heraufgesetzt, die notwendigen Versicherungsjahre auf 42. Und zwar schrittweise, pro Quartal um zwei Monate.
Heißt im Klartext: Wir müssen länger arbeiten! Ausnahmen gelten für Schwerarbeiter.
Die Regelung für die spätere Frühpension geht am Freitag in Begutachtung und soll ab 1. Jänner 2026 gelten.
Die Einsparungen fürs Budget durch dieses längere Arbeiten bis zur möglichen Korridorpension werden mit einer Milliarde Euro bis 2029/30 beziffert.
Aliquotierung: Ebenfalls am Freitag in Begutachtung geht die Neuregelung der sogenannten Aliquotierung. Damit ist gemeint, in welchem Ausmaß Personen von der jährlichen Pensionserhöhung profitieren, die erst im Jahr zuvor ihre Pension angetreten haben. "Wir haben uns auf generell 50 Prozent geeinigt, egal in welchem Monat eine Person die Pension angetreten hat", erklärt Wöginger.
Teilpension: Ganz neu eingeführt wird ab Jänner 2026 das Modell der Teilpension. Das bedeutet: Arbeitnehmer können künftig nach 42 Versicherungsjahren ihre Arbeitszeit reduzieren und bereits einen Teil ihrer Pension in Anspruch nehmen. Aus Pensionskonto fließen zugleich weiter Beiträge, wodurch sich die spätere vollständige Pension erhöht.
Zum Beispiel: Wird die Arbeitszeit um 50 Prozent reduziert, soll es 50 Prozent des Gehalts und 50 Prozent der Pension, die zu diesem Zeitpunkt zusteht, geben. Möglich ist auch, 25 oder 75 Prozent der Pension zu nehmen und die Arbeitszeit entsprechend zu reduzieren.
Beispielrechnung für Teilpension
Ein Arbeitnehmer, der 4.000 Euro brutto im Monat verdient und mit 63 die 50-Prozent-Teilpension in Anspruch nimmt, käme am Ende des Tages auf mehr Geld. Aus Arbeits- und Pensionseinkommen hätte er netto 2.475 Euro monatlich. Er würde halb so viel arbeiten wie bisher, die Einkommenseinbußen wären aber gering (Vollzeit-Gehalt: 2.712 Euro). Ginge er gleich voll in Pension, hätte er monatlich 1.283 Euro. Nutzt er das Teilpensions-Modell, kommt er später, im Regelpensionsalter von 65, auf eine komplette Pension in Höhe von netto 2.783 Euro.
"Eine Win-Win-Situation", so Wöginger. Mit der Teilpension sei man länger in Beschäftigung, das bringe auch dem Staat etwas – und am Ende hätte man mehr Pension. Die Teilpension (soll im Juli im Parlament beschlossen werden und ab 1. Jänner 2026 in Kraft sein) ist Teil eines Bündels an Maßnahmen, um Arbeiten im Alter attraktiver zu machen – wofür sich die ÖVP insbesondere stark gemacht hat.
Die bestehende Altersteilzeit werde nicht abgeschafft, aber mit der Teilpension "harmonisiert", erklärt Wöginger. Das heißt: Altersteilzeit ist künftig nur so lange möglich, wie kein Anspruch auf Teil- oder Korridorpension besteht.
Wöginger rechnet damit, dass gleich einmal "einige tausend Personen", das neue Angebot in Anspruch nehmen werden. Welche Einsparungen die Teilpension dem Budget bringen soll: 120 Millionen Euro 2026, 380 Millionen 2027, 710 Millionen 2028 und eine Milliarde 2029.
Nachhaltigkeitsmechanismus: Was man da in Angriff nehme, sei die größte Pensionsreform seit 20 Jahren, betonen Wöginger und Shetty. Auch beschlossen wird ein "gesetzlicher Nachhaltigkeitsmechanismus". Was das bedeutet? "Eine Art Airbag fürs Budget", nennt es Shetty. Gelinge es in dieser Legislaturperiode mit den geplanten Maßnahmen nicht, die staatlichen Zuschüsse ins Pensionssystem wie geplant zu reduzieren, wäre die nächste Regierung verpflichtet, weitere Schritte zu setzen.
Den Pensionisten geht es indes schon ab 1. Juni an den Kragen: Dann werden ihre Krankenversicherungsbeiträge von 5,1 auf sechs Prozent erhöht. Das ist bereits durch, Ende Mai folge rechtzeitig der Beschluss im Bundesrat, erklärt Wöginger. Durch diese Maßnahme verlieren Pensionisten bis zu 200 Euro im Jahr.