Die SPÖ rief am Donnerstag in Wien zum traditionellen Maiaufmarsch am Tag der Arbeit auf den Wiener Rathausplatz, die FPÖ mit Herbert Kickl dagegen zu einer freiheitlichen Kundgebung in Linz. Gekämpft wurde mit harten Bandagen und Aussagen, die von einer politischen Eskalation zeugen.
Während Kickl alle anderen Parteien, aber allen voran die Regierung scharf kritisierte und erneut einen freiheitlichen "Volkskanzler" beschwor, wurden die Blauen aus der SPÖ als rechtsextrem, spaltend und feige bezeichnet. Eine Übersicht:
Die SPÖ feierte sich selbst, versuchte, das harte Sparpaket zu erklären und erinnerte an die Alternative: In den nächsten Monaten müsse man auf Bundesebene wohl unpopuläre Maßnahmen setzen, doch dabei dürfe man nie vergessen, dass es mit einem Kanzler Kickl viel schlimmer gekommen wäre, so der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig. "Wien ist rot und wird auch rot bleiben", erklärte SPÖ-Chef und Vizekanzler Andreas Babler. Österreich soll nun wieder auf Kurs gebracht – und nicht totgespart werden.
Schauplatzwechsel nach Linz zur alljährlichen 1. Mai-Kundgebung der FPÖ. Herbert Kickl holte dort zum Rundumschlag aus, FPÖ-Landesparteiobmann Manfred Haimbuchner, ortete wegen der SPÖ das "Vaterland in großer Not". Der FPÖ-Chef wiederum verspottete die SPÖ-Anhänger als die "linken Zecken, die sich wieder außer Haus trauen" und attestierte seinen politischen Konkurrenten: "Die ticken alle nicht mehr richtig." In Wien müsse man die Konkurrenten gar "auf die blauen Hörner nehmen".
Generell hätten sich alle Parteien außer die FPÖ gegen die eigene Bevölkerung regelrecht verschworen, würden Inländer diskriminieren und Ausländer hofieren und währenddessen nur auf sich selbst schauen, so der FPÖ-Chef, der seinen Traum von einem "Volkskanzler" nicht aufgegeben hatte. Dieser werde kommen, denn der "gigantische Verrat" werde der jetzigen Regierung "das Genick brechen", so Kickl martialisch. "Es stinkt zum Himmel in diesem Land", attestierte Kickl Österreich, der einer "Corona-Wiedergutmachung" nachtrauerte.
Ungewöhnlich scharf reagierten darauf SPÖ und ÖVP. "Wenn Kickl vors Rednerpult tritt, trieft es im FPÖ-Bierzelt vor Hass und Hetze", beklagte SPÖ-Bundesgeschäftsführer Klaus Seltenheim, "Kickl ist der feigste Parteichef Österreichs" und "es ist gut, dass Kickl in seinem Machtrausch auf ganzer Linie gescheitert ist und die rechtsextreme FPÖ nicht in Regierungsverantwortung gekommen ist". Statt dem "Tag der Arbeit begeht Kickl den Tag der Verschwörungstheorien", kritisierte der Generalsekretär der Volkspartei, Nico Marchetti.
"Der einzige rote Faden ist, dass ganz sicher immer die anderen oder irgendwelche ominösen Kräfte schuld sind, aber sicher nicht sein eigenes Verhalten", so der ÖVP-General. "Das glaubt ihm nicht einmal in der eigenen Partei noch jemand."
Marchetti zeigte sich zudem verwirrt von Kickls "ständigen Kurswechseln": Er habe zuerst einen noch härteren Lockdown gefordert, jetzt mime er "den großen Corona-Gegner", habe sich als "Volkskanzler" tituliert, aber nur sieben Stunden Zeit für Regierungsverhandlungen gehabt und wisse, dass man für die Lösung der Asyl-Probleme die EU brauche, wolle aus dieser aber austreten.