Am Tag der Arbeit fand in Linz die alljährliche 1. Mai-Kundgebung der FPÖ statt. Herbert Kickl bezeichnet seine Veranstaltung stets als "die einzig echte 1. Mai-Kundgebung", da sich seine Partei auch wirklich für die Menschen interessieren würde. In Wien fand indes der traditionelle Maiaufmarsch der SPÖ statt – "Heute" berichtete.
Noch vor dem offiziellen Beginn der Reden nahmen sich mehrere blaue Spitzenpolitiker Zeit für Fotos mit den Besuchern der Veranstaltung. FPÖ-Obmann Kickl wurde dabei unter anderem gemeinsam mit einem jungen Mädchen namens Magdalena fotografiert, mit dem er eine Portion blauer Zuckerwatte teilte.
Den Auftakt machte der Linzer Bürgermeisterkandidat Michael Raml, der mit dem Slogan "Linz muss wieder Linz werden" auftrat. Danach sprach FPÖ-Landesparteiobmann Manfred Haimbuchner, der vor seiner Rede einen großen Schluck Bier nahm. Der LH-Stellvertreter bezeichnete die blaue Anhängerschaft als "Schicksalsgemeinschaft". "Nur gemeinsam können wir die Zukunft unseres Vaterlandes gestalten. Das Vaterland, das in großen Schwierigkeiten und großer Not ist", so Haimbuchner. Die "linken Ideen" oder die "Bevormundung aus Brüssel" seien eine große Gefahr.
Die Deutschprobleme an Schulen seien besorgniserregend. "Wenn die Entwicklung so weitergeht, werden wir das Land als Gesamtes nicht mehr wiedererkennen. In den Städten erkennen wir es bereits nicht mehr", warnte er. Die vorherige schwarz-grüne-Regierung bezeichnete er als "Sargnagel für die Republik Österreich". Auch gegen die aktuelle Dreierkoalition – die teuerste Regierung aller Zeiten – teilte der Politiker aus und betonte: "Wir hätten die kleinste Regierung seit Jahrzehnten gehabt."
Schließlich wurde Herbert Kickl – vom Moderator als "Papa der freiheitlichen Familie in Österreich" angekündigt – unter lautem Applaus und "Herbert"-Rufen ans Rednerpult gebeten. Von der Stimmung in Linz könnten die anderen nur träumen, "wir sind eine große Familie", begann Kickl. Er begrüßte auch die "Hater" und "linken Zecken, die sich wieder außer Haus trauen" – und das, weil eine "linke Zecke" Vizekanzler sei, feuerte Kickl in Richtung SPÖ-Chef Babler – "dem Jägermeister aus Traiskirchen mit Erinnerungslücken", so der blaue Obmann.
Die FPÖ sei "die einzige Partei" für Arbeiter, Familien und "die Normalen". Andere Parteien würden sich für Tradition und Patriotismus schämen – "die ticken alle nicht mehr richtig", so der Parteiobmann. Man müsse "diese Verliererpartie in Wien auf die blauen Hörner nehmen".
Wichtig sei Kickl, festzuhalten, dass Leistungsträger mit neuen Steuern belastet werden, daher wolle er sich bei den "Fleißigen und Tüchtigen, die mit ihrer Leistungsbereitschaft das Land am Leben halten", bedanken. "Danke an die Helden der Arbeit", rief Kickl.
Gegen die "Verlierer-Ampel" brauche es "eine Kampfansage", führte er aus. "Gemeinsam mit euch kämpfen wir gegen die da oben, die es nicht gut mit euch meinen." Kickl blickte auf die gescheiterten Regierungsverhandlungen mit der ÖVP zurück, die laut ihm Scheinverhandlungen geführt habe: "Anständigkeit und Ehrlichkeit ist bei diesen Herrschaften schon lange Zeit Fehlanzeige."
Der FPÖ-Chef warnte, dass der "Bevölkerungsaustausch in vollem Gange" sein. "Es braucht keinen Bevölkerungsaustausch, es braucht Remigration", rief Kickl und machte mit seinen Armen einen – wie er es nannte – "Abschiebeflieger". "Wir wollen die Festung Österreich und keinen Asylantrag mehr annehmen", forderte der Freiheitliche. Er will den Zugang zum Sozialsystem kappen.
Sein Ziel sei es, dass jeder Mensch in Geborgenheit und Normalität lebt und das System der "Inländerdiskriminierung" abgeschafft wird. "Das geht nur dann, wenn Politiker an der Spitze stehen, die euch, die Familie Österreich, darunter auch die gut integrierten Zuwanderer, im Mittelpunkt haben", so Kickl.
Das dürfe aber nicht um jeden Preis passieren: "Da pfeife ich auf jeden Posten. Wenn wir unsere Positionen aufgeben müssen, dann ist das alles nichts wert. Da drehen wir lieber noch eine Runde, aber dann geht's so richtig dahin."
"Ich verspreche hier an diesem Rednerpult: Der Erfolg in Wien wird nicht der letzte Erfolg der freiheitlichen Partei gewesen sein, ganz im Gegenteil. Diese blaue Welle wird nicht abebben, so wie es sich die Gegner wünschen, sondern sich zu einer neuen Wucht aufbauen. Sie wird übermächtig sein", prophezeite der FP-Obmann.
Die Bevölkerung tue ihm jetzt leid, "weil sie noch sehr, sehr viel zu leiden haben wird unter dieser schlechtesten Regierung aller Zeiten". Der "gigantische Verrat" werde ihr "das Genick brechen".
Er blickte noch einmal zurück auf den Herbst 2024, als nach der Nationalratswahl "das System ein letztes Mal zurückgeschlagen hat". Die "Einheitsparteien" hätten sich gegen die Bevölkerung verschworen, die ÖVP habe sich dafür entschieden, den Kurs gegen die FPÖ fortzusetzen. "Es stinkt zum Himmel in diesem Land, da gehört einiges wieder gerade gezogen. Geniert's euch, ihr seid die Problemverursacher", sagte er in Richtung der "Viererbande".
Er kritisierte weiters, dass es keine Corona-Wiedergutmachung gibt. "Aber wir werden nächste Woche der Regierung ein schönes Ei legen, das ist die Stufe 1 der Aufarbeitungsarbeit", kündigte er an. Was genau er mit dem Ei meinte, erklärte er nicht, sagte aber, dass sich die blaue Anhängerschaft freuen werde.
Kickl weiter: "Volkskanzler kommt. Das ist wie das Amen im Gebet". Es brauche eine Richtungsentscheidung und eine Politik, die sich nicht hinter Ausreden versteckt. "Wir hören immer, dass es eine europäische Lösung. Das Gegenteil ist der Fall: die großen Probleme entstehen immer in den großen Einheiten. Wir müssen zeigen, dass wir das lösen können." Seine Versprechen aus dem Wahlkampf habe er nicht vergessen, "deswegen wir das alles zur Umsetzung bringen. Der Schritt zurück war in Wahrheit ein Schritt nach vorne", so Kickl. "In Linz beginnt's".