Die Krankenkasse krankt an überbordenden Schulden und verordnet sich dafür eine teils auch für Patienten schmerzhafte Therapie.
Angesichts ihres erwarteten Defizits von 900 Millionen Euro schnürt die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) jetzt ein massives Sparpaket. Am Dienstag wurden die entsprechenden Maßnahmen in den ÖGK-Gremien beschlossen.
Die Kasse bittet die Patienten künftig für einiges zur Kassa beziehungsweise erhöht die Selbstbehalte.
So gibt es für "nicht kritische" Krankentransporte ab 1. Juli einen Selbstbehalt: Für eine Rettungsfahrt soll die einfache Rezeptgebühr (7,55 Euro) kassiert werden, für Taxifahrten die doppelte – also gut 15 Euro.
Bei orthopädischen Maßschuhen erhöht sich der Selbstbehalt ab Juli von 58,14 auf 75 Euro pro Paar. Maximal ein Paar solcher Schuhe bekommt man pro Jahr.
Einschränkungen sind auch bei Labor-Untersuchungen geplant – so wird derzeit mit den Kassenärzten besprochen, ob eine generelle Bestimmung des Vitamin-D-Werts ohne medizinische Indikation weiter von der Kasse übernommen wird.
Bei MRT- und CT-Untersuchungen auf Kasse soll wieder eine Genehmigungspflicht eingeführt werden.Teilweise soll das auch für Physiotherapie gelten. Der Vorgang sei ähnlich wie die frühere Chefarzt-Pflicht, soll aber über ein elektronisches System unkomplizierter ablaufen. Unter anderem könnten so auch die langen Wartezeiten auf Termine für MRT & Co reduziert werden, heißt es.
Auch die Ärzte sollen einen Beitrag leisten. Am Dienstag wurde festgelegt, dass die Honorare der Mediziner nicht stärker steigen sollen als die Beiträge. Aktuell wären das vier Prozent, also über der Inflation.
Bei sich selbst will die ÖGK ebenfalls sparen. Heuer soll jede zweite Pensionierung nicht nachbesetzt werden.
Hintergrund für das hohe Defizit der ÖGK ist zum einen, dass Wirtschaftsflaute und steigende Arbeitslosigkeit die Beitragseinnahmen reduzieren. Außerdem werden die Menschen immer älter, gehen im Alter häufiger zum Arzt. Die Kasse verzeichnet einen starken Anstieg bei Arztbesuchen, zudem werden immer mehr medizinische Leistungen in Anspruch genommen – und die Behandlungen sind kostenintensiver als früher.
"Unser oberstes Ziel ist der Erhalt des Zugangs zu Spitzenmedizin auf E-Card. Mit unserem Konsolidierungsplan gehen wir genau in diese Richtung und setzen zugleich wichtige Bereinigungen von Überversorgungen und Fehlanreizen um", sagt ÖGK-Obmann Peter McDonald.
Mit dem jetzt beschlossenen Paket will die Kasse das Defizit heuer von den prognostizierten 900 auf 250 Millionen Euro drücken. 2026 wird wieder eine "schwarze Null" angestrebt.
Helfen sollen beim Erreichen dieses Ziels auch Maßnahmen der Regierung wie die Anhebung der Krankenversicherungsbeiträge für Pensionisten. Dieser Beitrag steigt ab 1. Juni 2025 von 5,1 auf sechs Prozent.