Immer wieder führen nicht öffentlich gemachte Beziehungen am Arbeitsplatz zu Kündigungen. Jüngstes Beispiel: Der CEO des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé, Laurent Freixe, musste das Unternehmen verlassen. Grund dafür war eine nicht offengelegte romantische Beziehung mit einer direkt unterstellten Mitarbeiterin, die gegen den Verhaltenskodex von Nestlé verstieß. Freixes Nachfolger tritt seinen Posten per 1. September an.
Solche abrupten Personalwechsel können zu Unruhen in einem Unternehmen führen. Doch eine Affäre bei der Arbeit, gerade wenn Vorgesetzte involviert sind, kann schon viel früher die Stimmung in einer Firma beeinflussen. Zwei Leserinnen und ein Leser von "20 Minuten" erzählen, was sie erlebt haben.
"Die Firma, in der ich gearbeitet habe, war sehr familiär. Der Inhaber war im Tagesgeschäft involviert und auch seine Ehefrau hatte eine Führungsposition in der Firma. Mit der Zeit merkte die Belegschaft, dass die Stimmung schlecht war. Dann wurde verkündet, dass sich das Paar trennt. Ab da kamen immer mehr Details ans Licht."
"Der Inhaber hatte eine Affäre mit seiner Sekretärin gehabt und die Ehefrau hatte es herausgefunden. Das wurde natürlich nie offiziell kommuniziert, aber der Tratsch verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Für die ehemalige Sekretärin war es auch eine unangenehme Situation, da sie inzwischen ebenfalls eine Führungsposition innehatte. Das kam bei einigen sehr schlecht an."
"Die (Noch-)Ehefrau verließ das Unternehmen und hinterließ eine riesige Lücke. Sie war das Herz der Firma gewesen. Viele Angestellte hatten extrem Mühe. Gerade hier in Österreich haben Vorgesetzte auch eine Vorbildfunktion und die moralische Messlatte ist hoch. Durch die Geschichte ging ein Vertrauensverhältnis mit dem Chef verloren und die ganze Firmenkultur veränderte sich. Ich habe die Firma kurz darauf verlassen."
"Ich hatte bei der Arbeit einen Vorgesetzten, der extrem häufig mit einer anderen Mitarbeiterin anzutreffen war. Sie verbrachten jede Mittagspause zusammen. Zwischen den beiden gab es kein Hierarchiegefälle, aber es gab natürlich schon Gerüchte. Vor allem, weil viele wussten, dass er eine Partnerin hat. Eines Tages lief ich außerhalb der Arbeit meinem Vorgesetzten und der Mitarbeiterin über den Weg. Sie hielten Händchen und ließen sofort los, als sie mich sahen."
"Es war eine sehr peinliche Situation. Ich habe dadurch den Respekt vor ihm verloren. Außerdem war er eine sehr private Person und es war komisch, so etwas Persönliches über ihn zu wissen. Zu einem späteren Zeitpunkt hatte ich eine weitere komische Begegnung, als ich einen neuen Job begann: Es stellte sich heraus, dass ich mit seiner (jetzigen) Ex-Frau zusammenarbeitete. Ich weiß nicht, ob sie von der Affäre erfahren hatte und ob das der Grund für die Trennung war. Aber etwas so Privates über eine völlig fremde Person zu wissen, fand ich sehr unangenehm."
"Ich hatte selber eine Affäre mit einem Arbeitskollegen. Wir waren beide verheiratet und zu Beginn war alles neu und aufregend. Die Affäre dauerte sehr lange und mit der Zeit wollte er mehr. Er war bereit, seine Frau für mich zu verlassen. Aber ich wollte das auf keinen Fall. Der anfängliche Kick artete in Stress und Streitereien aus, die man selbstverständlich nicht austragen konnte. Wir wollten die Fassade aufrechterhalten. Niemand wusste von der Affäre, obwohl sicher alle ahnten, was da lief."
"Das Arbeitsverhältnis litt und irgendwann konnten wir das Ganze nicht mehr verheimlichen. Die Affäre dauerte an, bis man mir gekündigt hat. Sie hat mich meinen Arbeitsplatz gekostet und fast auch meine Partnerschaft. Am Schluss war ich froh, dass ich eine andere Stelle antreten konnte, fernab von allem. Ich würde das nie wieder tun."