Das Weiße Haus hat Amazon scharf kritisiert, weil der Onlinehändler ein neues Label eingeführt haben soll, das auf zusätzliche Kosten durch neue US-Zölle auf chinesische Produkte hinweist. Donald Trumps Mediensprecherin Karoline Leavitt sprach am Dienstag von einem "feindlichen, politischen Akt" und warf Amazon vor, ein "China-orientiertes Unternehmen" zu sein. "Warum hat Amazon das nicht gemacht, als die Biden-Regierung die Inflation auf den höchsten Stand seit 40 Jahren getrieben hat?", fragte sie laut Fox News.
US-Präsident Donald Trump hatte Anfang April neue Strafzölle eingeführt. Besonders hoch sind diese mit 125 Prozent auf chinesische Produkte. China hat im Gegenzug Strafzölle in gleicher Höhe auf US-Produkte eingeführt. Seitdem haben Händler auf Amazon die Preise für rund 1000 Produkte erhöht. Laut dem Analyseunternehmen SmartScout stiegen die Preise im Schnitt um etwa 30 Prozent.
"Das Team, das unseren Ultra-Low-Cost-Store Amazon Haul betreibt, hat die Idee geprüft, bei bestimmten Produkten Einfuhrgebühren anzugeben", sagte Amazon-Sprecher Tim Doyle in einer Stellungnahme. "Dies wurde jedoch nie genehmigt und wird nicht umgesetzt."
Das neue Label sorgt für zusätzlichen Streit in den ohnehin angespannten Beziehungen zwischen Washington und Peking. "Es ist einer der ersten Fälle, in denen nur die Zölle die Preiserhöhungen erklären", sagte SmartScout-CEO Scott Needham gegenüber CBS MoneyWatch.
Nur wenige Tage vor der Kritik an Amazon hatte Trump Amazon-Gründer und Multimilliardär Jeff Bezos gelobt. In einem Interview mit "The Atlantic" sagte der Präsident, das Verhältnis zu Bezos und Meta-Chef Mark Zuckerberg sei nun von gegenseitigem "Respekt" geprägt. "Sie waren großartig", sagte Trump. "Vielleicht kannten sie mich anfangs nicht und kennen mich jetzt."
Bezos, der auch Eigentümer der Zeitung "Washington Post" ist, hatte kurz vor der Wahl verhindert, dass seine Zeitung eine Wahlempfehlung für Trumps Gegnerin Kamala Harris veröffentlicht. Zudem leitete er eine Neuausrichtung der Meinungsseite ein, die zum Weggang mehrerer linker Kommentatoren führte. Er kündigte an, künftig "persönliche Freiheiten und freie Märkte" stärker in den Vordergrund zu stellen.
Kurz nach diesen Änderungen nahm Bezos an einem privaten Abendessen mit Trump teil – ein deutliches Zeichen der Annäherung. Ob es nun einen großen Riss in der Beziehung zwischen Bezos und Trump geben wird, bleibt abzuwarten.