Auch bei uns möglich

"Überraschend für alle" – Experte mit Blackout-Ansage

Ein Gebiet von rund 500.000 Quadratkilometer war am Montag von einem riesigen Stromausfall betroffen.
Michael Rauhofer-Redl
29.04.2025, 13:27

Am Montagnachmittag schockte ein großflächiger Stromausfall den Südwesten Europas. Wie von "Heute" berichtet, war nahezu das gesamte spanische Staatsgebiet sowie Teile Portugals und Frankreichs betroffen. Über mehrere Stunden hinweg waren die betroffenen Regionen ohne Strom In der spanischen Hauptstadt Madrid gingen die Lichter erst wieder zehn Stunden nach Beginn des Blackouts und damit schon in den späten Abendstunden wieder die Lichter an. Mittlerweile konnte die Stromversorgung praktisch wieder in allen betroffenen Gebieten hergestellt werden.

Ursachenforschung läuft

Der Blackout auf der Iberischen Halbinsel sei durch die Trennung des Stromnetzes von Europa verursacht worden. Das sagte der Chef der Wartungsabteilung des Netzbetreibers Red Eléctrica, Eduardo Prieto, am späten Montagabend. Der Verlust einer Verbindung zu Europa habe "ein ernstes Ungleichgewicht geschaffen", das dann zu einem Zusammenbruch der Versorgung geführt habe, sagte Prieto gegenüber spanischen Medien.

Wie kritisch die Situation war, zeigt sich anhand einiger praktischer Beispiele. Hunderte Menschen saßen in diversen Aufzügen fest, weitere Hunderte mussten aus einem Hochgeschwindigkeitszug in Spanien evakuiert werden. In Portugal mussten Eliteeinheiten Gefängnisse überwachen.

Experte will "gar nichts ausschließen"

Nach dem Blackout in Spanien fragen sich viele Menschen in Österreich natürlich, ob so ein Ereignis auch hierzulande möglich ist. Zu diesem Thema war Gerhard Christiner, Technischer Vorstand der Austrian Power Grid AG (APG), am Dienstag zu Gast im Ö1-Journal. Als Ursache des Blackouts könne man zur Stunde "noch gar nichts ausschließen". Denkbar sei ein technisches Gebrechen genauso wie höhere Gewalt oder menschliches Versagen. Die Ursachenforschung laufe auf Hochtouren.

Wie kann es eigentlich sein, dass man noch immer nicht weiß, woran der Stromausfall liegt? Der Experte legt die Gründe dar: Gebe es eine Überlastung, würde man relativ schnell wissen, welche Leitung dafür verantwortlich war.

System binnen weniger Sekunden kollabiert

Im konkreten Fall stellt sich die Lage anders dar. Es sei in sehr sehr kurzer Zeit geschehen. Christiner spricht vom Millisekunden- bis Sekundenbereich, in dem die Stromversorgung zusammengebrochen ist. Das sei "doch etwas überraschend" für uns alle. Die Suche nach der Ursache könne man mit einem Flugzeugabsturz und der damit verbundenen Auswertung der Blackbox vergleichen. Man müsse nun "Tausende, vielleicht Millionen von Daten" auswerten.

Der Experte hält zudem fest, dass das Stromnetz ein höchst komplexes System sei. Denn hier müsse Erzeugung und Verbrauch permanent im Gleichgewicht sein. "Und wenn ich von permanent spreche, ist das wirklich im Sekundenbereich". Gebe es hier Divergenzen, dass etwa eine wichtige Leitung oder ein oder mehrere Kraftwerke ausfallen würden, dann komme es zum "Inbalancing". Könne das nicht binnen Sekunden durch Notstrom-Maßnahmen ausgeglichen werden, dann kollabiere das System innerhalb kürzester Zeit.

APG-Vorstand Gerhard Christiner kann einen derartigen Blackout für Österreich nicht ausschließen. Das Risiko sei aber "sehr gering".
Sabine Hertel

Das waren die Auswirkungen in Österreich

Zu möglichen Auswirkungen auf Österreich gibt der Experte Entwarnung. Österreich sei von dem Ausfall überhaupt nicht betroffen gewesen. Gemerkt habe man es allerdings auch hierzulande. Und zwar sei die Frequenz – diese sei der Qualitätsindikator bei der Stromversorgung – eingebrochen. Warum? Weil Spanien im Moment des Ausfalls im Export war. Die Iberer hätten in diesem Moment rund 800 Megawatt nach Frankreich exportiert.

Als Spanien dann im Blackout war, hätten die 800 Megawatt im europäischen Netz gefehlt. Das sei aber durch die übrigen Länder kompensiert worden. Es sei wahrzunehmen gewesen "wie ein größerer Kraftwerksausfall".

Ist so ein Komplettausfall auch in Österreich denkbar? Als APG tue man alles, das System in Stand zu halten. Wenn man sich ganz ehrlich sei, sei es möglich, dass derart technische Systeme kollabieren. Es gebe immer ein Restrisiko, "obwohl wir das als sehr gering erachten", so Christiner abschließend.

{title && {title} } mrr, {title && {title} } 29.04.2025, 13:27
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