Der östliche Teil der Hartäckerstraße in Döbling verleitet zum Rasen: Keine Ampel, eine relativ gerade Strecke und – bis auf die Buslinien 37A und 40A – wenig Verkehr. Dadurch entstehen immer wieder gefährliche Situationen für Fußgänger. Betroffen sind vor allem die rund 350 Bewohner und 180 Mitarbeiter des Pensionistenwohnheims "Park Residenz".
"Unter diesen Umständen ist für uns Seniorinnen und Senioren das Überqueren der Fahrbahn hinüber in den gegenüberliegenden Park gefährlich geworden", erklärt der Vorsitzende des Bewohnerbeirates, Heinz Bierbaum.
Gemeinsam mit dem Döblinger Bezirksvorsteher Daniel Resch (ÖVP) demonstrierten am Mittwoch daher Personal und Bewohner der "Park Residenz" für eine 30er-Zone. "Seitdem der Radweg in der Krottenbachstraße fertig geworden ist, ist das Problem noch akuter geworden, weil viele Autofahrer jetzt auf die Hartäckerstraße ausweichen. Wir haben die Markierung am Schutzweg vor der 'Park Residenz' erneuert und Schilder mit 'Achtung Fußgänger' aufgestellt, aber das reicht nicht", meint Resch zu "Heute".
Immer wieder komme es zu gefährlichen Situationen: "Ich selbst wurde schon einmal angefahren und am Handgelenk verletzt. Es gab auch Vorfälle, bei denen Bewohner von zu schnellen E-Scooter-Fahrern von der Straße gedrängt wurden", berichtet Georg Gonano, Direktor der "Park Residenz".
Autofahrer würden oft nicht stehen bleiben, sondern Gas geben, wenn sie sehen, dass ein Pensionist die Straße überqueren möchte: "Manchmal, wenn der Bus bei uns in der Haltestelle steht, kommt es auch vor, dass Autofahrer auf der Gegenfahrbahn schnell überholen. Eine Tempo-30-Beschränkung kommt allen zugute und ist ein wichtiger Schritt, um sowohl die Unfallgefahr zu minimieren als auch ein harmonisches und sicheres Umfeld zu schaffen", so Gonano.
Bereits Ende Dezember 2023 wurde daher auf Antrag der Grünen im Bezirksparlament eine 30er-Zone beschlossen: "Auch im Hinblick auf den Klimaschutz wäre die Einführung von Tempo 30 geboten, was automatisch den Lärm reduzieren, die Verkehrssicherheit erhöhen und den Schadstoffausstoß verringern würde. Nachdem sich die Endhaltestelle des 40A dort befindet, werden die Wiener Linien ersucht, die möglichen Auswirkungen von Tempo 30 auf dieser Strecke zurückzumelden", hieß es im Antrag.
Die Rückmeldung der Wiener Linien folgte Anfang 2024 und fiel nicht positiv aus: "Es wurde ein Veto eingelegt, da laut Experten angeblich der Bus aufgrund der 30er-Zone den Fahrplan nicht mehr einhalten könnte", erklärt Resch.
Auf "Heute"-Nachfrage heißt es seitens der Wiener Linien: "Eine Tempo-30-Zone hätte in den genannten Bereichen verlängerte Fahrzeiten im Minutenbereich zur Folge. Darüber hinaus könnte es zu vermehrten Wartezeiten bei Ampelphasen kommen, sofern diese nicht zeitgerecht passiert werden können. Diese Zeitverluste hätten zur Folge, dass das Intervall entsprechend gedehnt werden müsste, was die Attraktivität der Linien deutlich mindern würde."
Bei der Fahrplanerstellung werde außerdem nicht davon ausgegangen, dass der Bus bei jeder Haltestelle tatsächlich stehenbleibe: "Stattdessen wird mit einem Durchschnittswert der täglichen Ein- und Aussteiger pro Haltestelle gerechnet. Auf dieser Basis werden sowohl Fahrzeit als auch Intervalle ermittelt", erklärt eine Wiener-Linien-Sprecherin.
Für Resch und die Bewohner der "Park Residenz" ist diese Argumentation nicht nachvollziehbar. Zudem gilt im westlichen Abschnitt der Hartäckerstraße schon Tempo 30, ein Lückenschluss im ganzen Grätzl wäre daher laut Resch angebracht. Auch Fahrbahnschwellen oder nur ein 30er-Zonen-Abschnitt im Bereich der "Park Residenz" wären möglich.