Achtung, nimmst du die Pille?

Antibabypille – Welche Krise die Wirksamkeit herabsetzt

Die fortschreitende Klima-Erwärmung kann die Zuverlässigkeit von hormonellen Verhütungsmitteln bedrohen, warnt eine deutsche Klima-Expertin.
Bernd Watzka
05.05.2025, 13:09

Auch wenn es in Österreich (und im Rest der Welt) immer heißer wird, sollte man beim Thema Verhütung weiterhin einen kühlen Kopf bewahren. Christina Berndt, Wissenschaftsjournalistin der "Süddeutschen Zeitung", beschäftigt sich mit den gesundheitlichen Auswirkungen der Klima-Erwärmung.

In ihrem neuen Buch "Klimaresilienz" (C. Bertelsmann; 22,70 Euro) beschreibt sie, wie steigende Temperaturen das physische und psychische Wohlbefinden von uns Menschen beeinflussen – und welche Gefahren drohen.

Hitze ist für Hormone schädlich

Die Klima-Erwärmung werde die Wirksamkeit von Medikamenten beeinflussen. Berndt warnt davor, dass die Hitze beispielsweise auch die Zuverlässigkeit der Antibabypille beeinträchtigen könnte. Denn für Hormone ist Hitze schädlich. Das betreffe nicht nur Schilddrüsenmedikamente, warnt Berndt: "Die Antibabypille wirkt vielleicht nicht mehr so zuverlässig."

Hautkrebsrisiko und Frühgeburten

Der Temperaturanstieg sorge zudem für mehr Hitzetote. Weil etwa im Frühjahr die Zahl der Wolken abnimmt, steige auch das Hautkrebsrisiko. Höhere Temperaturen lassen außerdem die Frühgeburtenraten hochgehen. 

Selbst die Redewendung vom "sonnigen Gemüt" sei ein Trugschluss, denn unser Gehirn ist bei Hitze anfällig. So steige bei höheren Temperaturen etwa die Zahl der psychischen Erkrankungen.

Begriff Resilienz ist mehr als ein Modewort

Die auf Gesundheitsthemen spezialisierte Journalistin drückte sich lange um die Auswirkungen des Klimawandels auf den Körper: "Ich hatte Sorge, dass mich das total runterzieht." Dann merkte sie aber, dass es besser sei, sich den Sorgen zu stellen. Psychische Widerstandskraft, die der Begriff Resilienz umschreibt, könne uns laut Berndt "im Umgang mit Krisen stärken".

Christina Berndt beschäftigt sich mit den Folgen der Klima-Erwärmung für den Körper.
Gerald von Foris

"Juli ist nicht mehr der Juli von früher"

Allen Schulen rät Berndt, sich neue Termine für sommerliche Sportaktivitäten zu suchen, die oft gegen Ende des Schuljahres stattfinden: "Inzwischen ist der Juli nicht mehr der Juli von früher. Warum sollte nicht schon an den Eisheiligen im Mai gerannt, gesprungen und geworfen werden?", sagt Berndt.

Was die Klima-Erwärmung mit der "Pille" zu tun hat

Das Ausmaß der derzeitigen globalen Erwärmung setzt die hormonelle Wirksamkeit der Antibabypille (zumindest noch) nicht herab – aber indirekte Effekte durch höhere Temperaturen oder Extremwetter könnten bereits heute massiven Einfluss haben. Denn die "Pille" enthält künstliche Hormone, deren Wirksamkeit stark von regelmäßiger Einnahme und richtiger Lagerung abhängt.

Antibabypille – Drei Gefährdungs-Szenarien für die Verhütung

  • 1. Hitze und Lagerung: Die Pille sollte nicht über 25 Grad gelagert werden. Anhaltende Hitze oder fehlende Kühlung (z. B. bei Stromausfall durch Hitzewellen) könnten die Stabilität der Wirkstoffe beeinträchtigen. In betroffenen Regionen und in Hotels ohne Klimaanlage ist das ein reales Risiko.
  • 2. Reisemuster und Unterbrechung: Intensivere Reisetätigkeit oder Naturkatastrophen durch den Klimawandel können die Einnahme unterbrechen. Durchfall oder Erbrechen (z. B. durch hitzebedingte Magen-Darm-Erkrankungen) können zudem die Aufnahme der Pille-Wirkstoffe im Körper vermindern.
  • 3. Zugang zu Verhütungsmitteln: In Krisenregionen (z. B. nach Dürren oder Überschwemmungen) kann der Zugang zu Pharmaprodukten wie der "Pille" schwieriger oder gar unmöglich werden.
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