Ein Mann, eine Decke und eine wildfremde Frau! Nein, das ist nicht der Anfang eines neuen Reality-Formats, sondern ein Selbstversuch, der am Dienstag auf Puls4 und ATV über die Bildschirme flimmerte. In der Sendung "Treffpunkt Österreich zu Mittag" stellte sich Reporter Patrick Schwanzer einer ungewöhnlichen Aufgabe: Er testete die Kuscheltherapie.
Schon der Einstieg versprach großes Fernseh-Gold: "Ja, ich kuschle mit einer wildfremden Frau im Fernsehen", erklärte der Reporter sichtbar nervös. Und schob gleich hinterher: "Keine Panik – alles ganz professionell."
Denn was zunächst nach einem kuriosen Spaß klingt, ist in Wahrheit eine anerkannte Form von Berührungs- und Nähetherapie, die immer mehr Anhänger findet.
Katharina, die professionelle Kuschlerin, empfängt ihre Klienten in gemütlicher Kleidung, Decke inklusive. Für sie ist das Ganze nichts Befremdliches. "Man schreibt vorher miteinander, telefoniert manchmal. Da bekommt man schon ein Gefühl füreinander. Wenn mir etwas komisch vorkommt, findet die Kuschelstunde gar nicht erst statt."
Und das Ganze läuft erstaunlich geregelt ab: Intime Berührungen, Küsse oder alles unter der Kleidung sind tabu. Ziel ist nicht Erotik, sondern emotionale Nähe, Entspannung und Geborgenheit.
Für Patrick beginnt das Experiment mit einem Pulsschlag über Wohlfühltempo. "Jetzt geht’s zum Kuscheln – mein Puls steigt", gesteht er. Erst Händchenhalten, dann eine vorsichtige Umarmung. Das Urteil: "Gar nicht so unangenehm, wie gedacht." Einziger Stolperstein? Ein drohender Lachflash. "Wäre das schlimm?", fragt er schüchtern. Katharina lacht: "Das ist mir noch nie passiert, aber wäre schon okay."
Wer sich nach Nähe sehnt, muss allerdings tief in die Tasche greifen: 80 Euro kostet eine Stunde Kuscheln. Dafür gibt’s Wärme, Oxytocin und, im besten Fall, ein bisschen Seelenfrieden. Katharinas Freund ist übrigens nicht eifersüchtig: "Er unterstützt mich. Für ihn ist das kein Problem", erzählt sie.
Viele ihrer Klienten seien Männer, erzählt sie. "Oft sind das Menschen, die negative Erfahrungen gemacht haben, einsam sind oder einfach zu viel Stress haben."
Und tatsächlich: Studien zeigen, dass Körperkontakt Glückshormone wie Oxytocin freisetzt. Dieses "Kuschelhormon" senkt den Blutdruck, reduziert Stress und kann sogar depressive Verstimmungen lindern. Selbst kurze Umarmungen stärken nachweislich das Immunsystem. Kein Wunder also, dass in einer zunehmend digitalen Welt die Sehnsucht nach echter Nähe wächst.
Patrick Schwanzer hat das Experiment überstanden – und vielleicht sogar ein bisschen gemocht.
Bleibt die Erkenntnis: Kuscheln kann heilsam sein, auch wenn’s anfangs ein bisschen komisch ist. Und wer weiß? Vielleicht wird die professionelle Kuscheltherapie bald so normal wie Yoga oder Meditation. Denn manchmal braucht man eben keine Worte, sondern nur eine Umarmung.