Seit über zwei Jahren steht die Region um Pozzuoli bei Neapel unter Beobachtung. Der dort liegende Supervulkan der Phlegräischen Felder (Campi Flegrei - Brennende Felder) lässt den Boden heben, bebt regelmäßig - und sorgt für wachsende Angst unter den rund 500.000 Bewohnern der Roten Zone. Nun warnt eine neue Studie vor beunruhigenden Parallelen zum letzten Ausbruch vor knapp 500 Jahren.
"Die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs ist keineswegs zu vernachlässigen", sagt der italienische Vulkanologe Giuseppe De Natale gegenüber fanpage.it. "Wir müssen das Gebiet unbedingt auf die Möglichkeit eines zukünftigen Ausbruchs vorbereiten."
De Natale und sein Team vergleichen die heutigen Vorgänge mit den Ereignissen, die dem historischen Ausbruch des Monte Nuovo im Jahr 1538 vorausgingen - der bislang einzigen dokumentierten Eruption der Phlegräischen Felder. Damals wurde die Stadt Tripergole zerstört, 24 Menschen starben, und an der Küste entstand ein neuer Berg, der Monte Nuovo, mit 133 Metern Höhe.
Die Forscher fanden heraus, dass sich der Boden damals über Jahrzehnte langsam hob, ehe sich die Katastrophe entlud. "Die aktuelle Entwicklung der Bodenhebung und der Erdbebenaktivität ähnelt jener Phase erschreckend stark", warnt De Natale. Seit 1950 hat sich der Boden in Pozzuoli um 4,8 Meter angehoben - ähnlich wie vor dem letzten Ausbruch.
Doch nicht alle Anzeichen sind gleich. Laut De Natale könnte ein Ausbruch diesmal ohne starke Bodenhebung erfolgen - das macht die Vorhersage besonders schwierig. "Wir dürfen nicht darauf warten, dass sich der Boden plötzlich dramatisch wölbt. Der Vulkan kann auch ohne Vorboten ausbrechen."
Während die Forscher Alarm schlagen, ist die Politik kaum vorbereitet. Ein umfassender Evakuierungsplan liegt zwar theoretisch vor, doch in der Praxis wäre eine Flucht Hunderttausender kaum rechtzeitig möglich. Selbst auf stärkere Erdbeben sei man "erschreckend unzureichend vorbereitet", so De Natale.
Noch brisanter: Jüngst entdeckten Forscher einen riesigen Hohlraum unter dem Kraterfeld - ein Anzeichen, dass sich dort Magma ansammelt. Gleichzeitig wurde mitten in der Roten Zone eine neue U-Bahn-Linie gebaut - mit internationalem Design und glänzenden Stationen.
Einige Experten sprechen bereits von einem "Ticken der geologischen Zeitbombe". Ob und wann sie explodiert, weiß niemand. Sicher ist nur: Die Phlegräischen Felder sind wieder aktiv - und Italien muss sich auf das Undenkbare vorbereiten. In Neapel hoffen die Menschen indes, dass der Vulkan weiter schläft. Doch die Erde unter ihren Füßen erzählt eine andere Geschichte.