Politiker auf Erkundungstour

Autos raus, Radler rein – Paris ein Vorbild für Linz?

Paris als Klima-Benchmark: Die Metropole macht bei Umweltschutz und Nachhaltigkeit vieles richtig. Davon überzeugte sich jetzt eine Polit-Delegation.
Tobias Prietzel
25.11.2025, 04:00
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben
Hör dir den Artikel an:
00:00 / 02:45
1X
BotTalk

Traffic Jam der brutalen Art: Die Kreuzungen der französischen Hauptstadt versinken allabendlich in unzähligen Autos und lauten Hupkonzerten, an ein Reinkommen in die U-Bahn-Garnituren gibt es zum Teil gar kein Hindenken mehr.

Und es existiert doch: das andere Paris, das Lust auf die Stadt der Liebe macht. OÖ-Klimalandesrat Stefan Kaineder (Grüne) streifte für drei Tage durch die Straßen, die Gassen, über Plätze. Viele Kilometer legte die Delegation wie Zehntausende andere Menschen sowohl öffentlich als auch zu Fuß und am Fahrrad zurück.

Weniger Verkehr, mehr Grün

Denn die rot-grün regierte Stadt hat sich zweierlei auf die Fahnen geheftet: eine umfassende Verkehrsberuhigung und deutlich mehr Begrünung, zum Schutz von Mensch und Umwelt. Die Politik geht dabei rigoros vor: Zahlreiche Fahrstreifen breiter Alleen, über die einst Autos, Lkw und Motorräder brausten, gehören nun den Radlern.

Und: Pariser Viertel wurden mit Einbindung der Anrainer verkehrsberuhigter, klimafreundlicher und damit deutlich wohnlicher gestaltet. Eindrucksvolles Beispiel: Die Verwaltung definierte 300 sogenannte Schul- und Kinderstraßen und setzte 100 davon seit 2021 um. Abgase und Verkehrslärm sind üppigem Grün und ausgelassenem Lachen der Kleinen gewichen.

Millionenschwere Nachhaltigkeit

Für den ambitionierten Wandel nimmt die Politik viel Geld in die Hand: In die berühmte Place de la Concorde beispielsweise fließen 38 Mio. Euro, das Areal wird so vom gewaltigen Kreisverkehr zu einem riesigen Gartenplatz.

"Heute" befuhr die angrenzende Rue de Rivoli: Die wird eindeutig und entspannt von Radfahrern samt Überholmöglichkeit dominiert. Für die Zukunft sind in der Stadt 13 Schnellwege für Drahtesel geplant.

Deutlich weniger sichtbar, aber nicht minder spannend: Das Dach der Oper Bastille beherbergt einen Gemüsegarten. Auf 2.500 m² Fläche wachsen Obst, Gemüse und Blumen u.a. für Restaurants und Supermärkte.

"Heute" wollte wissen: Was nimmt Kaineder für Oberösterreich und auch für die Landeshauptstadt mit? "Du brauchst den politischen Mut und die Konsequenz, auf die Herausforderungen tatsächlich zu reagieren." Der Landesrat emotional: Es sei verantwortungslos, eine nachhaltige Veränderung zu verschleppen und etwa "eine ganze Generation schattenspendender Bäume" zu verschenken.

„Da werd' ich ein bisserl grantig, das ist ein politisches Versagen.“
Landesrat Stefan Kainederüber die Linzer Verkehrsgestaltung

Und weiter über den Linzer Verkehr: Mit der Erweiterung der Autobahnbrücke und dem Bau der Donautalbrücke seien in den vergangenen fünf Jahren gleich sechs neue Spuren für motorisierte Fahrzeuge geschaffen worden. Auf der Nibelungenbrücke hingegen habe man "nach zwei Wochen Gequietsche der Autofahrer" die neu entstandenen Radwege wieder rückgebaut. "Da werd' ich ein bisserl grantig, das ist ein politisches Versagen."

Wähler entscheiden im März

Noch einmal zurück nach Paris: Inwieweit dort die Wähler die progressive Verkehrs- und Klimapolitik goutieren, wird sich im März zeigen. Dann ist die Bevölkerung an die Urnen gerufen. Eines steht jetzt schon fest: Die amtierende Bürgermeisterin Anne Hidalgo wird nicht mehr antreten.

{title && {title} } tob, {title && {title} } 25.11.2025, 04:00
Jetzt E-Paper lesen