Opfer in Apartment malträtiert

Balkan-Mafia folterte in Wien mit Handsäge und Folie

Mitten in Wien sollen zwei Mafia-Paten aus dem Balkan zwei Opfer brutal misshandelt haben – belastende Chats dazu sind nichts für schwache Nerven.
Christian Tomsits
19.11.2025, 14:01
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben
Hör dir den Artikel an:
00:00 / 02:45
1X
BotTalk

Verstörende Krypto-Chats brachten zwei mutmaßliche Mafiosi in Wien vor Gericht. Einem 39-jährigen Montenegriner und seinem 50-jährigen Komplizen aus Serbien wurde auf Basis ausgewerteter Messenger-Nachrichten grauenhafte Folter vorgeworfen – sie sollen Mitglieder "im mittleren Managementbereich" der berüchtigten Belgrad-Zelle des brutalen Kavač-Clans sein, der in Wien vom Paten "Dexter" kontrolliert wurde, der lebenslang in Stein (NÖ) einsitzt.

Der Mafia-Prozess fand am Mittwoch am Wiener Landesgericht unter massiven Sicherheitsvorkehrungen und strengsten Zugangskontrollen der Kripo statt. Die Urteile: Sechs und sieben Jahre Haft wegen schwerer Erpressung – nicht rechtskräftig.

Der aus Montenegro operierende Kavač-Clan führt seit dem Verschwinden einer 200 Kilogramm schweren Drogenlieferung im Jahr 2014 in Spanien einen offenen Mafia-Krieg mit dem ebenfalls aus der Hafenstadt Kotor stammenden Skaljaris um die Vorherrschaft des Drogenhandels in Europa. Weltweit starben bereits 80 Menschen durch Schießereien, Folter oder gezielten Bombenattentate.

Im Jahr 2020 sollen die erst kürzlich nach Österreich überstellten Männer, die von schwer bewaffneten Beamten in den Saal eskortiert wurden, mit weiteren Mittätern einen angeblichen Millionärssohn aus Kroatien und einen weiteren Kroaten (64) nach Wien gelockt, dann in einem mit Plastikfolie verkleideten Apartment erwartet, gefesselt, malträtiert und mit dem Umbringen bedroht haben.

Laut Staatsanwaltschaft bot die Szenerie Stoff, den man sonst nur aus TV-Serien kennt. Die Opfer wurden mit "Handsägen und Pistolen mit Schalldämpfern" eingeschüchtert, es sei eine Situation wie "in schlimmsten Albträumen" gewesen. Über vier Stunden sei der jüngere, von dem man fälschlicherweise ausging, er sei ein Millionärssohn, übel zugerichtet worden. "Wenn sie nicht bald Auskunft geben, wo das Geld ist, dann werden wir wohl anfangen müssen, zu sägen", hieß es in einem Nachrichtenverlauf.

Dann kam der 64-Jährige an die Reihe. "Der Alte ist kaputt, dieser hat ihn geschlagen, Bruder, ins Gesicht. Sein ganzes Gesicht ist geplatzt, Bruder… und er wurde mit einem Messer geschnitten", gaben die Angeklagten ihren Chefs Updates. Winselnd soll das Opfer den Männern dann 750.000 Euro zugesichert haben.

Die übel zugerichteten Opfer kamen frei, nur um wenig später in Kroatien zur Geldübergabe gezwungen zu werden – der 64-Jährige, der seinen Lebensunterhalt mit Zigarettenschmuggel betreibt, konnte jedoch nur 10.000 Euro aufbringen. Spannend: Weder er noch das andere Opfer und sämtliche Zeugen wollten die Angeklagten erkennen oder belasten. Was niemand wunderte: Im Mafia-Milieu scheinen diese plötzlichen Erinnerungslücken keine Seltenheit zu sein.

Auch Verteidiger Alexander Philipp vermutete bei seinem Mandanten eine Verwechslung, da der Vorname am Balkan gängig sei. Die Verteidiger des Erstangeklagten, Rudi Mayer und Mirsad Muliu bestritten hingegen den Tatbestand der erpresserischen Entführung bei ihrem Mandanten vehement. Tatsächlich ergaben Nachermittlungen, dass die Anklage nicht ganz richtig eingebracht wurde, sie musste am Mittwoch abgeändert werden.

{title && {title} } ct, {title && {title} } Akt. 19.11.2025, 19:33, 19.11.2025, 14:01
Jetzt E-Paper lesen