Spiele-Test

"Battlefield 6" im Test: Rückkehr der Riesenschlachten

"Battlefield 6" im großen Test: Mehr Stabilität, mehr Teamgefühl, mehr Zerstörung. Der Shooter-Klassiker ist zurück – endlich lauter, schöner, besser.
Rene Findenig
13.10.2025, 18:54
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben

Kaum ein Shooter-Franchise hat in den letzten Jahren eine derart bewegte Geschichte hinter sich wie "Battlefield". Was einst als Synonym für gigantische Schlachten, realistischen Waffensound und teamorientiertes Chaos galt, drohte spätestens mit "Battlefield 2042" in Vergessenheit zu geraten. Technische Probleme, unübersichtliches Gameplay und fehlende Identität ließen die Community beinahe zerbrechen. Nun also der große Neustart: "Battlefield 6". Der Titel soll vieles besser machen, was zuletzt schiefgelaufen ist, und gleichzeitig an die glorreichen Tage von "Battlefield 3" und "4" erinnern. Doch gelingt dieser Balanceakt zwischen Tradition und Moderne wirklich – oder bleibt das Comeback bloß ein lautes, aber kurzes Echo?

"Battlefield 6" (für PC, PlayStation 5 und Xbox Series X|S) entführt die Spieler in ein Szenario, das aktueller kaum sein könnte. Statt fiktiver Zukunftsvisionen oder reiner Nostalgie setzt der neue Teil auf ein realistisches Setting zwischen geopolitischer Instabilität, High-Tech-Kriegsführung und klassischer Infanterietaktik. Internationale Koalitionen, private Militärkonzerne und paramilitärische Gruppen kämpfen um Macht, Ressourcen und Einfluss. Dabei ist die Grenze zwischen Gut und Böse fließend, was dem Spiel eine gewisse moralische Ambivalenz verleiht. Die Schlachtfelder des Shooter-Spiels führen von urbanen Megastädten über karge Wüstengebiete bis hin zu tropischen Küstenregionen.

Zwischen Pflichtprogramm und Funken Hoffnung

Besonders eindrucksvoll ist, wie DICE das Gefühl von globaler Eskalation in Szenerien übersetzt, die sich stets bedrohlich und lebendig anfühlen. Trotz all der Zerstörung bleibt das Spiel visuell faszinierend – fast schon zu schön für die Grausamkeit des Krieges. Viele Fans wünschten sich indes seit Jahren eine Rückkehr zu einer klassischen Kampagne – und tatsächlich liefert "Battlefield 6" wieder eine. Die Geschichte konzentriert sich auf eine internationale Einsatztruppe, die verdeckte Operationen in Krisenregionen durchführt. Auf dem Papier klingt das nach einem spannenden Spionage-Thriller, doch in der Praxis bleibt die Erzählung eher oberflächlich. Die Figuren wirken zu generisch, ihre Motivation bleibt diffus

Die emotionale Tiefe erreicht in der Kampagne nicht das Niveau, das man von einem modernen Blockbuster erwarten würde. Zwar gibt es einige starke Momente und Szenen – etwa eine nervenaufreibende Belagerung einer Großstadt bei Nacht oder eine Mission in einem zusammenstürzenden Hochhaus – doch das Drehbuch kann mit der Intensität des Gameplays nicht Schritt halten. Trotz dieser erzählerischen Schwächen punktet die Kampagne mit technischer Finesse. Die Übergänge zwischen Zwischensequenzen und aktiver Spielsteuerung sind fließend, Explosionen reißen den Bildschirm mit Wucht auseinander, und der Soundtrack treibt die Spannung konstant nach oben.

Das Multiplayer-Herz schlägt wieder besonders laut

"Battlefield 6" ist kein erzählerisches Meisterwerk, aber es bietet zumindest wieder einen Rahmen, der den Spieler motiviert, die ersten Stunden nicht allein im Menü des Multiplayers zu verbringen. Dort liegt aber die große Stärke des Games. Das wahre Herzstück von "Battlefield 6" ist – wie sollte es anders sein – der Multiplayer. Hier zeigt sich, dass DICE seine Hausaufgaben gemacht hat. Die Rückkehr des klassischen Klassensystems ist eine der wichtigsten Entscheidungen der Entwickler. Statt unübersichtlicher Spezialisten mit futuristischen Gadgets gibt es nun wieder die bekannten Rollen: Sturmsoldat, Pionier, Aufklärer und Sanitäter. Jede Klasse fühlt sich eigenständig an, und ihre Aufgaben ergänzen sich organisch.

Dieses System sorgt dafür, dass das Spielgefühl wieder strategischer, nachvollziehbarer und authentischer wirkt. Die Steuerung ist präziser geworden, das Waffenhandling vermittelt mehr Gewicht, und die Gefechte haben wieder diese Dynamik, die "Battlefield" einst so unverwechselbar machte. Besonders auffällig ist, wie geschmeidig sich die Bewegung des Spielers anfühlt. Rennen, in Deckung gehen, über Mauern springen – alles geht fließend ineinander über. Das Gunplay ist hervorragend ausbalanciert: Jede Waffe hat einen eigenen Charakter, und wer sein Arsenal beherrscht, wird belohnt. Auch das Leveldesign überzeugt weitgehend. Die Karten sind groß, abwechslungsreich und durchdacht.

Technisch präsentiert sich "Battlefield 6" stabil

Ob im dichten Stadtdschungel mit engen Gassen oder auf weitläufigen Wüstenkarten mit Panzerduellen – überall spürt man den Versuch, das Chaos zu kontrollieren, ohne es zu bändigen. Das Zerstörungssystem spielt dabei eine zentrale Rolle. Gebäude können teilweise oder vollständig einstürzen, Deckungen verschwinden, und die Landschaft verändert sich im Laufe einer Schlacht spürbar. Das verleiht jedem Match eine gewisse Unvorhersehbarkeit, die den Reiz der Serie immer ausgemacht hat. Technisch präsentiert sich "Battlefield 6" als deutlicher Fortschritt gegenüber seinem Vorgänger. Während "Battlefield 2042" zum Start noch mit Abstürzen, Glitches und unberechenbarer Performance kämpfte, läuft der neue Teil stabil.

Auf leistungsstarken PCs erreicht man hohe Frameraten selbst in intensiven Gefechten, und auch auf PlayStation 5 und Xbox Series X wirkt das Spiel flüssig und sauber optimiert. Die Frostbite-Engine wurde gründlich überarbeitet, und das merkt man an allen Ecken: Explosionen wirken realistischer, Rauch und Staub breiten sich glaubwürdiger aus, und das Lichtspiel auf reflektierenden Oberflächen erzeugt beeindruckende Atmosphäre. Besonders bei Nachtmissionen entfaltet das Spiel eine fast filmische Intensität. Zwar verzichtet DICE bewusst auf Raytracing, doch die gewonnene Performance rechtfertigt diesen Kompromiss. Kritisch bleibt allerdings der hohe Hardwarehunger auf PC. Gut, dass wir auf der PlayStation zocken.

Jeder Schuss hallt mit Nachdruck nach

"Battlefield" war schon immer für seinen Sound berühmt, und "Battlefield 6" knüpft daran nahtlos an. Jede Waffe klingt einzigartig, jeder Schuss hallt mit Nachdruck nach. Das Donnern eines Panzers, das Knattern von Helikoptern über den Köpfen, das Krachen einstürzender Gebäude – all das fügt sich zu einer akustischen Kulisse, die ihresgleichen sucht. Wer mit einem hochwertigen Headset spielt, erlebt ein nahezu kinoreifes Spektakel. Der Soundtrack selbst ist weniger heroisch als in früheren Teilen, aber dafür atmosphärischer. Er unterstreicht die düstere, moderne Kriegsstimmung, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Besonders in den ruhigeren Momenten zwischen Gefechten schafft die Musik eine beklemmende Spannung

Ein Dauerthema in Multiplayer-Shootern ist das Balancing, und "Battlefield 6" bleibt davon nicht verschont. Das Waffen- und Klassen-System zeigt sich größtenteils ausbalanciert, doch einige übermächtige Kombis sorgen für Diskussionen. DICE reagiert laut eigener Aussage schnell mit Anpassungen, doch die Vergangenheit hat gezeigt, dass solche Versprechen Zeit brauchen. Auch das Fortschrittssystem wird nicht alle Spieler glücklich machen. Neue Waffen, Gadgets und Skins schaltet man vergleichsweise langsam frei. Für Gelegenheitsspieler kann das frustrierend wirken, während Hardcore-Fans den langsamen Grind als zusätzliche Motivation empfinden. Immerhin bleibt das Freischalten rein kosmetisch – "Pay to Win" gibt es hier nicht.

Karten und Modi zwischen Innovation und Tradition

Beim Kartenangebot setzt "Battlefield 6" auf Qualität statt auf reine Quantität. Zum Start stehen eine Handvoll großflächiger Schlachtfelder bereit, die unterschiedlichste Szenarien bieten: ein zerstörtes Industriegebiet, ein windgepeitschtes Küstenareal, eine Metropole mit Wolkenkratzern und eine dicht bewaldete Gebirgsregion. Jede Karte verfolgt ein eigenes Rhythmusgefühl – mal eng, mal weitläufig, mal vertikal. Die bewährten Spielmodi wie Conquest und Rush sind zurück, ergänzt durch neue Varianten, die auf kleinere Teams und intensivere Begegnungen setzen. Besonders beliebt ist der Modus "King of the Hill", der klassische Kontrollpunkt-Kämpfe mit dynamischen Ereignissen verbindet.

Tornados, Sandstürme und Explosionen verändern den Ablauf der Matches ständig, was für Spannung sorgt. "Battlefield 6" verzichtet indes auf Experimente wie Battle Royale, sondern konzentriert sich auf das, was die Reihe immer stark gemacht hat: taktische Großgefechte mit kooperativem Teamplay. In einer Zeit, in der viele Shooter auf schnelle Runden und kurze Aufmerksamkeitsspannen setzen, bleibt Battlefield seinem ureigenen Konzept treu – und das ist wohltuend. Wer die Geschichte der Reihe verfolgt, erkennt schnell: "Battlefield 6" ist in vielerlei Hinsicht eine Korrektur. Nach dem experimentellen, fast überladenen "Battlefield 2042" kehrt man bewusst zurück zu den Wurzeln mit mehr Klarheit statt futuristischen Gimmicks.

Vom Absturz zur Renaissance der "Battlefield"-Serie

Im direkten Vergleich zu "Battlefield 3" und "4" erreicht der neue Teil jedoch nicht ganz deren ikonischen Status. Die Karten sind zwar größer und technisch fortschrittlicher, doch die Magie der damaligen Atmosphäre – dieses Gefühl, mitten in einem echten Krieg zu stehen – bleibt leicht abgeschwächt. Trotzdem gelingt es "Battlefield 6", das Vertrauen der Community zurückzugewinnen. Es fühlt sich wieder an wie ein echter Nachfolger, nicht wie ein fremdes Experiment im eigenen Franchise. Im heiß umkämpften Shooter-Genre muss sich "Battlefield 6" mit Schwergewichten wie "Call of Duty", "Rainbow Six Siege" und den immer populären Battle-Royale-Titeln messen.

Gegenüber "Call of Duty" punktet Battlefield klar mit größerem Maßstab, realistischeren Schlachten und der Möglichkeit, Fahrzeuge und Zerstörung aktiv ins Spielgeschehen einzubinden. "CoD" bleibt dafür in puncto Storytelling, Tempo und Zugänglichkeit überlegen. "Rainbow Six" wiederum richtet sich an Taktiker und Präzisionsspieler, während "Battlefield 6" mehr auf epische Dynamik und Team-Koordination setzt. Wer Chaos, Explosionen und wechselnde Fronten liebt, wird hier glücklicher als im engen Häuserkampf von Ubisoft. Gegenüber den Arena-Shootern wie "Valorant" oder "Apex Legends" bleibt "Battlefield 6" ein Koloss – weniger präzise, aber deutlich massiver. DICE verfolgt konsequent den Ansatz, Schlachten nicht nur als Spiel, sondern als Spektakel zu inszenieren.

Zurück zu alter Stärke – mit kleinen Wunden

Ob "Battlefield 6" langfristig wachsen kann, hängt davon ab, wie konsequent DICE das Feedback der Community umsetzt. Der Launch zeigt, dass man aus Fehlern gelernt hat, doch der wahre Test beginnt erst in den kommenden Monaten. Wenn die Balance stimmt, Bugs zügig behoben und Server stabil bleiben, hat "Battlefield 6" das Potenzial, die Shooter-Landschaft dauerhaft zu prägen. "Battlefield 6" ist kein Neuanfang aus dem Nichts, sondern eine Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln. Es ist laut, groß, technisch beeindruckend und manchmal herrlich chaotisch. Es ist aber auch ein Spiel, das sich nicht alles traut. Die Kampagne wirkt wie ein Pflichtkapitel, das man abhakt, um in den Multiplayer zu springen.

Der technische Anspruch fordert moderne Hardware, und einige Karten wirken weniger inspirierend als andere. Doch unterm Strich steht ein Shooter, der wieder weiß, wer er ist. "Battlefield 6" bringt das zurück, was viele Spieler verloren glaubten: die epische Faszination des großen Krieges. Kein Perfektionist, aber ein leidenschaftlicher Veteran, der sich wieder Respekt verschafft. In einer Ära, in der Shooter immer kleiner, schneller und eSport-kompatibler werden, ist "Battlefield 6" ein Statement. Es steht für das große Bild, für Chaos mit Struktur, für Teamgeist inmitten von Explosionen. "Battlefield 6" ist kein revolutionärer Triumph, aber ein starkes Comeback. Und manchmal ist genau das die größere Leistung.

{title && {title} } rfi, {title && {title} } 13.10.2025, 18:54
Weitere Storys
Jetzt Abendausgabe lesen