Mit dem Pixel 10 Pro Fold setzt Google seine noch junge, aber ehrgeizige Foldable-Reihe fort – und will damit endgültig den Sprung aus der Nische schaffen. Während das erste Modell, das Pixel Fold, noch ein technisches Experiment war, und das Pixel 9 Pro Fold vor allem Detailpflege bot, positioniert sich das neue Pixel 10 Pro Fold als ausgereiftes Spitzenmodell mit Anspruch auf Branchenführerschaft. Es ist das erste faltbare Smartphone mit einem IP68-Schutz, das robusteste seiner Art – und laut Google der konsequenteste Schritt in Richtung Alltagstauglichkeit eines Foldables. Doch kann es diesen hohen Anspruch auch im täglichen Gebrauch einlösen? "Heute" hat das markante Pixel-Falt-Smartphone ausführlich getestet.
Schon auf den ersten Blick zeigt sich, dass Google das Design seines Foldables von Grund auf überarbeitet hat. Das Gehäuse besteht nun aus hochwertigem, luftfahrtzertifiziertem Aluminium, das nicht nur edel aussieht, sondern auch eine spürbar höhere Steifigkeit bietet. Die Farbvarianten "Moonstone" und "Jade" verleihen dem Gerät einen modernen, fast minimalistischen Auftritt, der sich klar von der teils verspielten, aber auch dünneren und eleganteren Konkurrenz abhebt. Besonderes Augenmerk verdient das neue, scharnierlose Faltsystem, das gänzlich auf Zahnräder verzichtet. Laut Google ist dieses System doppelt so haltbar wie das des Pixel 9 Pro Fold und für über zehn Jahre Faltbewegungen konzipiert.
In der Praxis vermittelt das Scharnier einen gleichmäßig gedämpften Widerstand – es öffnet und schließt sich mit einem sanften, aber stabilen Gefühl. Auch nach mehreren hundert Faltvorgängen bleibt die Mechanik spielfrei, was bei früheren Modellen nicht selbstverständlich war. Erstmals erreicht ein Foldable auch die IP68-Zertifizierung. Damit ist das Gerät gegen Staub und Wasser so gut geschützt wie klassische Flaggschiffe – eine Eigenschaft, die bisher keinem anderen Foldable in dieser Form gelungen ist. Samsung kommt mit dem Z Fold7 nahe heran, bietet aber nur IP48, also nur bedingten Staubschutz. Dieser Unterschied mag auf dem Papier klein wirken, zeigt aber, dass Google hier erstmals echte Alltagstauglichkeit erreicht hat.
Das Pixel 10 Pro Fold wartet mit gleich zwei überarbeiteten Displays auf, die beide deutlich heller und kontrastreicher geworden sind. Außen misst der Screen 6,4 Zoll – größer als beim Vorgänger – und bietet dank schmalerer Ränder eine angenehm breitere Darstellung, die fast wie bei einem normalen Smartphone wirkt. Innen entfaltet sich ein riesiges 8-Zoll-Panel, das aktuell das größte Display in einem Foldable überhaupt ist. Beide Panels erreichen bis zu 3.000 Nits Spitzenhelligkeit. Selbst bei direktem Sonnenlicht bleibt das Bild klar und brillant. Die Farbwiedergabe ist kräftig, aber nicht übersättigt – typisch für Googles Kalibrierung. Besonders auffällig ist die Verbesserung der Reflexionswerte: Die Entspiegelung hat weitere Vorteile.
Die Super-Actua-Flex-Displays sind nun mit zwei Anti-Impact-Schichten versehen, was sie nicht nur bruchsicherer, sondern auch resistenter gegen Kratzer macht. Im Alltag lässt sich das Display angenehm flüssig bedienen, der Faltbereich in der Mitte ist weiterhin sichtbar, aber flacher und kaum spürbar. Deutlicher als bei Konkurrenten ist er aber. Im direkten Vergleich zum Samsung Galaxy Z Fold7 bietet das Pixel 10 Pro Fold außen ein angenehmeres Display-Format und eine minimal bessere Blickwinkelstabilität. Gegen das Honor Magic V5, das mit OLED-Paneln ähnlicher Größe arbeitet, hat Google den Vorteil der refelexionsfreieren Displays. Gerade wer viel im Freien mit einem Falt-Handy arbeitet, wird den Unterschied deutlich spüren.
Der Generationssprung vom Pixel 9 Pro Fold zum Pixel 10 Pro Fold ist größer, als es der Name vermuten lässt. Während der Vorgänger vor allem mit seiner Kameraqualität punktete, aber unter durchschnittlicher Haltbarkeit und mäßiger Akkulaufzeit litt, beseitigt Google nun fast alle Schwächen. Das neue Scharnier ist leiser, stabiler und langlebiger. Die Displays sind groß und heller, und auch die Ränder wurden sichtbar reduziert, was das Gerät moderner wirken lässt. Fast randlose Displays wie bei Samsung und Honor gibt es aber hier nicht. In Sachen Ergonomie hat Google dafür viel Feinarbeit geleistet. Das Gerät ist minimal dünner geworden, ohne Rekorden nahezukommen, das Gewicht verteilt sich besser zwischen den beiden Hälften.
Zusammengeklappt liegt das Pixel 10 Pro Fold stabiler in der Hand als der Vorgänger, was nicht zuletzt an der leicht abgerundeten Kanten liegt. Auch die Verarbeitung ist noch präziser – Spaltmaße und Übergänge wirken nahezu perfekt, was man bisher eher von Samsung kannte. Im Inneren arbeitet der neue Prozessor Tensor G5, Googles bislang leistungsstärkster hauseigener Chip. Im Vergleich zum Tensor G4 des Pixel 9 Pro Fold bringt er spürbare Fortschritte bei der Energieeffizienz und den KI-Funktionen. Die reine Rechenleistung liegt zwar etwas unter den Snapdragon-Flaggschiffen der Konkurrenz-Falter, dafür überzeugt der Chip jedoch mit einer speziellen Optimierung für maschinelles Lernen und Fotoverarbeitung.
In Kombination mit Android 16 läuft das System flüssig und reagiert prompt, auch beim Wechsel zwischen mehreren geöffneten Apps. Besonders die neuen KI-Funktionen zeigen, wie weit Google die Integration künstlicher Intelligenz inzwischen gebracht hat. "Gemini Live" etwa agiert als lernfähiger Assistent, der Kontext versteht, Anrufe zusammenfassen oder Nachrichteninhalte erklären kann. "Magic Cue" bietet kontextabhängige Vorschläge, KI-Modelle wie "Nano Banana" machen aus Fotos neue Kreationen oder können aus nur ein paar Worten Bilder generieren. Im Alltag zeigt sich, dass Google die KI-Philosophie nahtlos mit der Hardware verknüpft hat. Wo andere Hersteller auf rohe Leistung setzen, nutzt Google KI-Schlauheit.
Googles Foldables waren schon bisher für ihre starke Kamera-Performance bekannt – und das ändert sich auch beim Pixel 10 Pro Fold nicht. Das neue Dreifach-Kamerasystem besteht aus einer 48-Megapixel-Hauptkamera, einer 12-Megapixel-Ultraweitlinse und einer 10,8-Megapixel-Telekamera mit bis zu 20-fachem Super-Res-Zoom. In der Praxis liefert die Hauptkamera scharfe, detailreiche Aufnahmen mit sehr präziser Farbabstimmung. Neu ist die Funktion "Instant View": Wer das Gerät im aufgeklappten Zustand nutzt, sieht nach der Aufnahme eine Vorschau auf dem Innenbildschirm – so lassen sich Fotos beurteilen und gegebenenfalls neu aufnehmen. Selfies wiederum werden über den Außenbildschirm per Hauptkamera geknipst.
Zusammen mit bekannten Features wie "Best Take", "Add Me" und "Camera Coach" gelingt es Google, seine Software-Stärken noch stärker auszuspielen. Im Vergleich zur Konkurrenz schneidet das Pixel 10 Pro Fold besonders bei Nachtaufnahmen besser ab – falls man es natürlicher mag. Während Samsung beim Z Fold7 ebenfalls hervorragende Nachtaufnahmen liefert und dabei etwas stärker auf aggressive Bildschärfung setzt, bleibt Google näher an der Realität. Das Honor Magic V5 überzeugt wiederum mit kräftigen Farben, erreicht aber nicht dieselbe Detailtiefe. Besonders beeindruckend ist der Makromodus, der selbst kleinste Strukturen klar darstellt – ein Bereich, in dem Foldables bisher kaum glänzen konnten.
Das große Innen-Display ist nicht nur für Fotos oder Videos beeindruckend, sondern eröffnet echte Produktivitätsvorteile. Mit der überarbeiteten Split-Screen-Funktion können zwei Apps nebeneinander genutzt werden, und erstmals lässt sich die Größe der Fenster individuell anpassen. Zugegeben: Bei Samsung etwa gibt es das bereits längere Zeit. Praktisch ist auch die Drag-and-Drop-Funktion, mit der sich Bilder, Texte oder Dateien direkt zwischen Apps bewegen lassen – etwas, mit dem Honor schon früher auffiel. Im Test funktionierte das Multitasking stabil und intuitiv. Im Vergleich zur Konkurrenz fällt auf, dass Google stärker auf flüssige Übergänge und Animationen setzt, was das Nutzererlebnis harmonischer wirken lässt.
Neu ist zudem eine integrierte Gamepad-Funktion auf dem Außendisplay, die speziell für mobile Spiele wie "Asphalt Legends" oder "Disney Speedstorm" optimiert wurde. Streaming-Dienste wie Netflix und Disney+ wurden in Kooperation mit Google für das Foldable angepasst. Im Tablet-Modus wirken Serien und Filme beeindruckend immersiv, und der Ton aus den Stereolautsprechern ist kraftvoller als beim Vorgänger. Damit zeigt sich das Pixel 10 Pro Fold auch als ideales Multimedia-Gerät für unterwegs. Ein Problem, das auch die Konkurrenz hat, kann auch das Google-Falt-Smartphone indes nicht beheben: Durch das Format des inneren Displays (bei Google 1:1-Format) bleiben meist dicke, schwarze Ränder bei Filmen und Serien.
Mit einer deutlich größeren Batterie setzt Google auch beim Energiemanagement neue Maßstäbe. Im Test erreichte das Gerät rund 30 Stunden Laufzeit bei gemischter Nutzung – ein Spitzenwert im Foldable-Segment. Das Schnellladen bringt das Gerät in einer halben Stunde auf 50 Prozent. Erstmals unterstützt ein Foldable nun Qi2-Wireless-Charging, das auf magnetischer "Pixelsnap"-Technologie basiert. Diese erlaubt es, das Gerät auf einer magnetischen Ladeschale oder mit dem Pixelsnap-Ringständer zu fixieren – sogar im aufgeklappten Zustand. Das ist nicht nur praktisch, sondern auch stabiler als die herkömmlichen Induktionslösungen bei der Konkurrenz. Apropos Konkurrenz: Lösungen wie Apples MagSafe sind kompatibel!
Im Duell der Foldables zeigt sich, dass Google mit dem Pixel 10 Pro Fold erstmals auf Augenhöhe mit Samsung und Honor spielt. Während das Galaxy Z Fold7 traditionell die Nase bei der Displayqualität vorn hat, holt Google nun mit mehr Helligkeit und Robustheit auf. Das Magic V5 von Honor bleibt in Sachen Design ebenso schlank wie der Samsung-Falter, kann aber bei der Software-Optimierung und dem nahtlosen Nutzererlebnis nicht ganz mithalten. Bei der KI-Integration spielt Google seine größte Stärke aus. Während Samsung dank Kooperation ebenfalls vorne dabei ist, ist die KI beim Pixel 10 Pro Fold natürlicher und effizienter integriert. Die Detailwertungen fallen äußerst knapp aus, im Endeffekt geht es um die eigene Vorliebe.
Im täglichen Einsatz überzeugt das Pixel 10 Pro Fold mit einer fast schon unspektakulären Selbstverständlichkeit. Kein ultradünnes Design, kein rekordverdächtiger Chip, kein optischer "Wow"-Effekt, aber: Das Öffnen und Schließen fühlt sich stabil an, das Gewicht ist ausgewogen, und die Software reagiert ohne Verzögerung. Die Außendisplay-Nutzung ist so komfortabel, dass man das Gerät im geschlossenen Zustand oft wie ein normales Smartphone verwendet. Besonders positiv fällt auf, dass Google die Übergänge zwischen geschlossenem und offenem Modus verbessert hat. Apps passen sich nahtlos an, Inhalte bleiben an derselben Stelle, und selbst beim Wechsel zwischen Hoch- und Querformat treten keine Verzögerungen auf.
Im Vergleich zum Vorgänger und auch zur Konkurrenz vermittelt das Pixel 10 Pro Fold erstmals das Gefühl, ein echtes Alltagsgerät zu sein – kein Experiment, kein Prestigeprojekt, sondern ein durchdachtes Werkzeug, das seine Vielseitigkeit im Alltag unter Beweis stellt. Natürlich bleibt ein Foldable immer ein Kompromiss zwischen Innovation und Pragmatismus. Doch das Pixel 10 Pro Fold zeigt, dass sich diese beiden Welten inzwischen nicht mehr völlig ausschließen müssen. Das Ganze hat aber, wie bei den genannten Samsung- und Honor-Konkurrenten, natürlich auch einen sehr ähnlich hohen Preis. Mit 256 Gigabyte (GB) Speicher startet das Pixel 10 Pro Fold bei 1.899 Euro, 2.029 Euro werden für 512 GB, 2.289 Euro für 1 Terabyte fällig.