Spiele-Test

"Metal Eden": Ein Power-Shooter mit Kern-Mechanik

Erlebe mit "Metal Eden" (PS5) einen schnellen, stylischen Cyber-FPS mit Kugel-Modus, Kern-Mechanik und parkourartigem Tempo. Kompakt, aber mit Wucht.
Rene Findenig
07.09.2025, 19:17
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"Metal Eden" (für PC, PlayStation 5 und Xbox Series X|S) verschwendet keine Zeit mit langwierigen Erklärungen. Noch bevor man die ersten Minuten richtig verarbeiten kann, wirft der Shooter die Spielerinnen und Spieler mitten in ein Szenario, das gleichermaßen futuristisch wie bedrohlich wirkt. Statt gemächlicher Tutorials und filmreifer Zwischensequenzen steht sofort die pure Action im Vordergrund. Die Handlung verortet sich in einer nahen Zukunft, in der kybernetische Experimente, verlassene Forschungsstationen und skrupellose Konzerne die Bühne für einen gnadenlosen Shooter bereiten.

Hauptfigur Aska, halb Mensch, halb Maschine, wird mit einer Mission entsandt, die mehr Fragen aufwirft, als sie beantwortet. Ihre Aufgabe ist es, sogenannte "Cores" zu bergen – implantierte Datenträger, die das Bewusstsein von Menschen speichern können. Aus diesem Rahmen entfaltet sich ein Spiel, das Erzählung nicht als zentralen Antrieb versteht, sondern lediglich als atmosphärische Kulisse für einen pausenlosen Rausch aus Geschwindigkeit und Gewalt. Story ist hier vor allem Bewegung, Kampf und etwas Erkundung. Kaum ein anderer Aspekt bestimmt das Spielerlebnis von "Metal Eden" so stark wie die Art und Weise, wie sich Aska durch die Spielwelt bewegt.

Kompromissloses Spieltempo

Bereits in den ersten Arealen wird klar, dass klassische Shooter-Mechaniken hier nicht genügen. Sprinten, Springen, Wände entlanglaufen, Doppelsprünge und das schier endlose Gleiten gehen nahtlos ineinander über. Alles fühlt sich geschmeidig und präzise an, als hätte der Controller eine direkte Verbindung zur Figur. Besonders eindrucksvoll ist die Möglichkeit, die Umgebung vertikal auszunutzen. Plattformen, Ziplines und Kletterpassagen machen die Levels nicht zu linearen Korridoren, sondern zu offenen Kampfarenen, die kreatives Denken belohnen.

Dieser Fokus auf Parkour-Elemente erinnert an Titel wie "Titanfall" oder "Ghostrunner", bleibt aber dennoch eigenständig, weil sich das Spieltempo noch kompromissloser anfühlt. Ein weiteres Highlight offenbart sich nach den ersten Spielstunden, wenn Aska die Fähigkeit freischaltet, sich in eine kugelartige Form zu verwandeln. Dieser sogenannte Ball-Mode erinnert entfernt an "Metroid", ist hier jedoch stärker in das Gefecht eingebettet. Statt lediglich eine Bewegungsoption darzustellen, dient die Transformation auch als Angriffsmittel. In hoher Geschwindigkeit über Gegner hinwegzurollen oder sie regelrecht niederzuwalzen, sorgt für Abwechslung im ohnehin rasanten Spielablauf.

Zusätzliche Ebene des Leveldesigns

Gleichzeitig wird durch den Ball-Mode eine zusätzliche Ebene des Leveldesigns eröffnet, da enge Schächte und gefährliche Fallen nur in dieser Form überwunden werden können. Dadurch entsteht ein dynamischer Rhythmus zwischen klassischem Schießen und experimenteller Fortbewegung. Shooter stehen und fallen mit ihren Waffen – und "Metal Eden" enttäuscht in diesem Punkt nicht. Von energiegeladenen Maschinenpistolen über donnernde Schrotflinten bis hin zu futuristischen Raketenwerfern ist das Arsenal breit aufgestellt. Bemerkenswert ist die Möglichkeit, viele dieser Waffen individuell auszubauen. Anstelle eines simplen Upgrade-Systems bietet das Spiel verschiedene Ausrichtungspfade.

So lässt sich eine Standardwaffe entweder zu einem explosiven Nahkampfgerät oder zu einem präzisen Fernkampfwerkzeug weiterentwickeln. Diese Freiheit erlaubt es, den eigenen Spielstil konsequent umzusetzen. Das Alleinstellungsmerkmal bleibt jedoch die sogenannte Core-Extraktion. Mit einem speziellen Manöver entreißt Aska besiegten Feinden deren Kern. Dieser dient nicht nur als spektakulärer Finishing-Move, sondern hat spielmechanisch gleich mehrere Zwecke. Einerseits lässt sich der Kern als Wurfgeschoss nutzen, um weitere Gegner zu erledigen. Andererseits ermöglicht er Heilung oder die Verstärkung bestimmter Fähigkeiten.

Permanente Bewegung als Schlüssel

Dieses System zwingt dazu, permanent in Bewegung zu bleiben und strategisch zu überlegen, wann es klug ist, riskant in den Nahkampf zu gehen, um einen Core zu sichern. Genau dadurch entsteht ein unnachgiebiger Spielfluss, der "Metal Eden" einzigartig macht. Neben dem Waffenarsenal bietet auch Aska selbst zahlreiche Entwicklungsmöglichkeiten. In einem verzweigten Fertigkeitenbaum schaltet man nach und nach neue passive und aktive Boni frei. Dazu zählen schnellere Nachladezeiten, erweiterte Core-Effekte oder defensive Verbesserungen. Interessant ist, dass viele dieser Skills nicht bloß statistische Werte darstellen, sondern tatsächlich spürbare Auswirkungen im Kampf haben.

Der Spielfortschritt motiviert, weil er einerseits genügend Auswahl bietet, andererseits aber nicht so überladen wirkt, dass man sich im Menü verliert. Es entsteht ein klarer roter Faden, der den Weg vom Neuling zur hochgerüsteten Kampfmaschine nachvollziehbar macht. Das Leveldesign setzt stark auf abgeschlossene Arenen. Immer wieder gelangt man in Bereiche, die sich nach dem Betreten versiegeln und aus denen man erst entkommt, wenn sämtliche Gegnerwellen besiegt wurden. Diese Struktur kennt man aus vielen Actiontiteln, doch "Metal Eden" nutzt sie, um das extreme Tempo konsequent durchzuhalten.

Feuergefechte wirken fast choreographiert

Gegner erscheinen aus allen Richtungen, oft in mehreren Etagen gleichzeitig. Panzerungen, Schilde und aggressive Angriffsmuster zwingen dazu, ständig Positionen zu wechseln und den Überblick zu behalten. Wer versucht, nur in Deckung zu bleiben, wird rasch überrannt. Die vertikale Dimension, also Kämpfe auf mehreren Ebenen, verleiht den Auseinandersetzungen zusätzliche Intensität. Allerdings wiederholen sich die Arenen nach einigen Stunden merklich, was der Abwechslung etwas schadet. Zwischen all der Rasanz bietet "Metal Eden" mit seiner Bullet-Time-Funktion ein Gegengewicht. Für kurze Zeit lässt sich die Spielgeschwindigkeit drastisch reduzieren. In diesen Momenten wirken Feuergefechte fast choreographiert.

Man erkennt Kugeln, die durch die Luft schneiden, und kann präzise Headshots setzen oder gefährliche Gegnergruppen kontrolliert ausschalten. Diese Mechanik verhindert, dass das Chaos unübersichtlich wird, und ermöglicht es, die eigenen Aktionen bewusst zu planen. Gleichzeitig steigert sie das Gefühl, eine übermächtige Kämpferin zu sein, ohne das Spiel zu leicht wirken zu lassen. Technisch schöpft "Metal Eden" auf der PlayStation 5 vieles aus, was aktuelle Hardware leisten kann. Die Umgebungen sind von einem kühlen, industriellen Stil geprägt, der durch Neonlichter und holographische Elemente aufgelockert wird. Obwohl das Spiel keinen fotorealistischen Ansatz verfolgt, wirkt die Ästhetik modern und eigenständig.

Ein echter Endgame-Modus fehlt

Besonders die Lichteffekte und Partikeldarstellungen während der Gefechte können beeindrucken. Allerdings schleichen sich in der Performance gelegentlich kleinere Probleme ein. Während die Bildrate im Performance-Modus meist stabil bleibt, sinkt sie in sehr intensiven Szenen leicht ab. Im Grafik-Modus wiederum kommt es zu Einbrüchen, wenn zu viele Partikeleffekte gleichzeitig dargestellt werden. Insgesamt bleibt das technische Niveau dennoch hoch, wenn auch nicht makellos. Zur audiovisuellen Präsentation trägt auch der Soundtrack erheblich bei. Eine Mischung aus harten Synth-Beats, düsteren Ambient-Flächen und metallischen Rhythmen begleitet das Geschehen.

Die Musik treibt das Tempo unermüdlich an und passt sich dynamisch an die jeweilige Situation an. Sobald eine Arena versiegelt und die Gegnerwellen starten, steigert sich das musikalische Arrangement, bis es kurz vor der Eskalation pulsiert. Weniger überzeugend fällt dagegen die Sprachausgabe aus. Besonders der virtuelle Begleiter Nexus leidet unter schwachen Dialogen und einer überdramatischen Betonung, die das ernste Setting stellenweise unfreiwillig komisch wirken lässt. Erst in den späteren Kapiteln, wenn andere Figuren ins Rampenlicht rücken, gewinnt die narrative Ebene etwas an Glaubwürdigkeit. In puncto Umfang zeigt sich "Metal Eden" eher zurückhaltend. Wer sich ausschließlich auf die Hauptkampagne konzentriert, erreicht die Credits in fünf bis sieben Stunden. Versteckte Bereiche und alternative Waffenpfade können die Spielzeit etwas verlängern, doch ein echter Endgame-Modus fehlt.

Ein Erlebnis für Adrenalinjunkies

Gerade in einem Spiel, das so sehr auf Adrenalin und Mechanik setzt, hätte ein Survival- oder Arena-Modus das Paket deutlich bereichert. Dennoch laden die präzise Steuerung und die Freude am Core-System dazu ein, einzelne Levels mehrmals zu durchlaufen, um die eigenen Fähigkeiten zu perfektionieren. "Metal Eden" erinnert an verschiedene Vorbilder, ohne wie eine plumpe Kopie zu wirken. Von "Doom" übernimmt es die Aggression und den Fokus auf ununterbrochenen Vorwärtsdrang. Von "Ghostrunner" entleiht es die Parkour-Elemente, von "Titanfall" die Bewegungsfreiheit und von "Metroid" die Ball-Mechanik. Zusammengesetzt ergibt sich eine Mischung, die trotz der Einflüsse eigenständig bleibt.

Besonders die Core-Extraktion verleiht dem Spiel eine Identität, die man so in keinem anderen Shooter findet. Unbestreitbar ist "Metal Eden" ein Erlebnis für Adrenalinjunkies. Kaum ein Titel zwingt so konsequent in die Offensive und belohnt aggressives Vorgehen derart spürbar. Die Steuerung sitzt, die Waffen fühlen sich gut an, die Levelgestaltung ist auf Tempo ausgelegt. Gleichzeitig zeigen sich Schwächen. Die Handlung bleibt oberflächlich, die Figuren sind kaum mehr als Stichwortgeber. Die Abwechslung im Leveldesign hält nicht über die gesamte Spielzeit hinweg, und die kurze Kampagne lässt einen mit dem Wunsch nach mehr zurück. Diese Gegensätze führen dazu, dass "Metal Eden" ein Spiel ist, das für einige zum unvergesslichen Erlebnis wird, während andere es nach wenigen Stunden wieder vergessen haben.

{title && {title} } rfi, {title && {title} } 07.09.2025, 19:17
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