Warnung vor Influencer

"Wir glauben, früher oder später bringt er jemanden um"

Die Bundesstelle für Sektenfragen beschäftigt sich mit einem Online-Guru, der seinen Anhängern zu Gewalt rät – und sie auch selbst anwendet.
Leo Stempfl
04.09.2025, 13:32
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Besorgte Angehörige suchten schon vor Jahren in Sozialen Netzwerken nach Hilfe. Die Bundesstelle für Sektenfragen widmete ihm in ihrem Tätigkeitsbericht 2024 gleich fünf Seiten. Auf Bewertungsportalen wird er von Anhängern indes in den Himmel gelobt.

Es geht um den österreichischen Life-Coach Markus Streinz. Auf Instagram, Telegram und LinkedIn wirbt er für seine "Liberator Academy" zur Lebenstransformation und Events, die "Erleuchtungsmomente und Energieausbrüche am Fließband" versprechen.

Rohe Gewalt

Der Oberösterreicher greift dabei aber nicht zu friedvoll-esoterischen Methoden, sondern roher Gewalt. Betroffene berichteten gegenüber der Sektenstelle, dass der Influencer Entfremdungsprozesse seiner Anhänger von deren Familien aktiv vorangetrieben habe. Stets befanden sie sich schon zuvor in Lebenskrisen, wendeten in Folge viel Geld für die Coachings auf, die zwischen 3.000 und 15.000 Euro kosten.

In diesen Coachings, die online per Zoom oder persönlich in Gruppen stattfinden, soll Aggression, (sexuelle) Gewalt und Erniedrigung als ein probates Mittel idealisiert worden sein. Streinz selbst soll dabei Mitglieder geschlagen und lange (bis zur Bewusstlosigkeit) gewürgt haben, wie auch Videos belegen – immer einvernehmlich, betont er.

"Früher oder später bringt er jemanden um"

Wie das Ö1-Morgenjournal berichtet, haben sich bei der Bundesstelle für Sektenfragen mittlerweile rund 50 Menschen gemeldet – manche davon berichten im Radio von ihren Erlebnissen. Doch Streinz prahlt sogar selbst teilweise offen damit, spricht in Aufnahmen etwa von "totfi****". "Ich habe sie schlagen müssen. Das einzige, was ich bereue, ist, dass ich sie nicht komplett zerlegt hab."

Ulrike Schiesser von der Bundesstelle für Sektenfragen hält ihn für "sehr gefährlich", wie sie dem ORF sagt. Der Influencer habe eine Guru-artige Sektenstruktur aufgebaut. Ex-Mitglieder machen sich Sorgen um die Menschen, die noch in der Gruppe sind: "Bitte tun Sie was. Wir glauben, früher oder später bringt er jemanden um."

Ähnliches sagen Angehörige von Mitgliedern. "Ich mache mir große Sorgen und es würde mich nicht überraschen, wenn bald jemand stirbt da drin."

Streinz: "Gibt keine Beweise"

Streinz selbst sagt zu den Vorwürfen angesprochen auf Ö1, dass er nie jemanden verprügelt habe. "Ich weiß, dass ich das sage, aber es gibt keine Beweise und auch keine Verletzung gegenüber irgendjemandem." Aktuell ermittelt trotzdem die Staatsanwaltschaft.

{title && {title} } leo, {title && {title} } 04.09.2025, 13:32
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