Start-up mit neuer Idee

Beauty-Revolution! Extensions kommen bald aus dem Labor

Weniger Chemie, mehr Glanz: "Labor-Haar" soll die Beauty-Welt retten – doch wie beim Laborfleisch steckt der Teufel im Detail.
Maria Ratzinger
07.10.2025, 10:42
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Laborfleisch könnte wohl bald die Lebensmittelbranche aufmischen – jetzt will ein britisches Start-up dasselbe mit Haaren schaffen.

Das Unternehmen Ruka aus London brachte erstmals "lab-grown hair" auf den Markt: im Labor gezüchtete Haarfasern, die biologisch abbaubar, färbbar und hypoallergen sein sollen. Die Haare aus Plastikfasern sind für Mensch und Umwelt bedenklich.

Chemie-Schock bei Extensions

Studien haben erst kürzlich die Nachteile vieler bisherigen Extensions gezeigt: Kunsthaare enthalten Blei, Benzol und andere Schadstoffe. Die Kopfhaut nimmt sie auf, beim Styling können Dämpfe entstehen. Noch dazu ist Plastikhaar nicht recycelbar, belastet die Umwelt und landet als Mikroplastik im Abfallkreislauf.

Auch das wesentlich teurere Echthaar stammt oft aus fragwürdigen Quellen. In Indien steckt dahinter ein Milliardengeschäft. Händler ziehen durch Dörfer, bieten ein paar Euro für wallende Mähnen, die später als Luxus-Extensions um Hunderte Euro verkauft werden. Ein Geschäft, das auf der Verzweiflung armer Frauen basiert. Hinter "Echthaar aus Indien" verbirgt sich oft ein System von Ausbeutung und Profitgier.

Gut, aber zu teuer?

Rukas neues Produkt "Synths 2" basiert auf Kollagen-Proteinen. Die Struktur soll echtem Haar ähnlicher sein als Plastikfasern. Tests zeigten: Beim Erhitzen verdampft fast nur Wasser. Ruka inszeniert sich damit als Vorreiter – ähnlich wie Unternehmen, die "Clean Meat" als Antwort auf die Fleischindustrie präsentieren.

Haare, die nicht aus Plastik oder Echthaaren - von anderen Menschen - sind, sondern im Labor gezüchtet wurden, ist keine Zukunftsmusik mehr. Die ersten kann man bereits kaufen.
Ruka

Das Problem ist aber, dass wie beim Laborfleisch die Technologie noch teuer und schwer skalierbar ist. Extensions aus dem Reagenzglas kosten ein Vielfaches von Massenware aus Kunststoff. Für viele bleibt das (noch) Luxus – kein Alltagsprodukt. Dass ausgerechnet der Erfinder Ruka offensichtlich mit Finanzschwierigkeiten zu kämpfen haben soll, lässt noch mehr Fragen aufkommen. Kann ein Start-up mit Finanzsorgen wirklich eine globale Revolution lostreten – oder endet alles wie so manche gescheiterte Food-Tech-Vision, wie im Falle von Laborfleisch-Unternehmen?

Kaum Kontrolle am Markt

Haarprodukte, wie Haarverlängerungen, gelten vielerorts nicht als Kosmetik – strenge Prüfungen entfallen. Der Markt für Extensions und Perücken wächst aber rasant. Wer hier als Erster eine nachhaltige Alternative etablieren kann, hat beste Karten.

"Lab-grown hair" ist die wohl spannendste Innovation im Beauty-Sektor seit Jahren. Weniger Chemie, weniger Umweltbelastung. Doch wie beim Fleisch aus dem Labor gilt: Preis, Produktion und Vertrauen entscheiden, ob Vision und Realität zusammenfinden.

{title && {title} } mia, {title && {title} } Akt. 07.10.2025, 10:48, 07.10.2025, 10:42
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