Jean Paul Gaultier ist der König der Provokation und Schöpfer zahlreicher ikonischer Designs. Daran gibt es keinen Zweifel. Da wären das Matrosentop mit den blauen Querstreifen, die Muskelshirt, die er einst seinen männlichen Models anzog, die unverwechselbaren Korsetts, wie jenes mit Kegelform für Madonna und natürlich das skandalöseste Nacktkleid aller Zeiten. Bei so vielen Ikonen, kann es durchaus schwer sein, einen würdigen Nachfolger zu finden. Also engagierte der mittlerweile 73-jährige Enfant Terrible der Mode einen Gastdesigner nach dem anderen - bis im vergangenen April endlich Schluss damit war.
Gaultier ernannte den niederländische Modeschöpfer Duran Lantink zum neuen ständigen Kreativdirektor seines Modehauses. Nun gab dieser zum Abschluss der Fashion Week Paris sein Jean-Paul-Gaultier-Debüt – und sorgte für eine unvergesslich skandalöse Show.
Jean Paul Gaultier dürfte mit der Ready-to-Wear-Kollektion für den Frühling/Sommer 2026 seines Nachfolgers zufrieden sein. Schließlich griff Lantink für seine Kollektion unter passenden Titel "Junior" die wohl ikonistischen Styles des Stardesigners auf und interpretierte sie neu. So gab es nicht nur die Matrosenstreifen in einem ganz neuen Design zu sehen, sondern auch die Korsett-Kegeln, die von vorne auf die Seite gewandert waren.
Gaultiers Vorliebe für den verruchten Cancan-Tanz und schöne lange Beine durfte natürlich ebenfalls nicht fehlen und so wurden Röcke und Hosen kurzerhand gleich entsprechend designt. Für Trägerinnen und Träger könnte dies zu durchaus zu einer platztechnischen Herausforderung werden. Und auch sonst verschwimmen in der Kollektion Formen, Schnitte und Geschlechter.
Für besonders viele schockierte Reaktionen sorgten jedoch die Models, die Lantink haarig über den Laufsteg schickte. Nicht etwa mit unrasierten Beinen, sondern in Ganzkörperanzügen, auf die behaarte männliche Körper aufgedruckt sind – samt Gemächt.
Ein Anblick, der einige Modefans offenbar schockiert. "Das ist die schlimmste Mode, die ich je gesehen habe", schreibt ein User unter einen Instagram-Post. Auch zahlreiche Creators äußern sich in Videos über die Kollektion, darunter Courtney Eliza, die den TikTok-Account FashionOfSocial betreibt und ihre Follower dort mit News aus dem Modebereich versorgt – aber offenbar gar keine Ahnung davon hat.
Die neue Kollektion würde ihrer Meinung nach so gar nicht dem "respektvollen, wunderschönen Stil" von Jean Paul Gaultier entsprechen. "Wann ist diese Ära endlich vorüber?", fragt sie, weil sie es so statt habe, Genitalien und andere Körperteile auf dem Laufsteg zu sehen und fällt ihr Urteil: "Das ist keine Mode."
Tatsächlich handelt es sich hier jedoch um eine Fortführung von Jean Paul Gaultiers Muskelshirts von 1996 und dem berühmten Nacktkleid, das er 1984 erstmals und später immer wieder in neuen Varianten auf dem Catwalk präsentierte.
Damit ist klar, Duran Lantink dürfte genau der rebellische Nachfolger sein, den Jean Paul Gaultier so lange gesucht hat. Schließlich provozierte der 38-Jährige bereits im Frühjahr 2025 mit Fake-Brüsten an einem Männer-Model - damals noch für sein eigenes Label.
