Dass mehr Menschen zur Nadel gebeten werden, soll die Blutreserven aufbessern: denn alle 90 Sekunden wird in Österreich eine Blutkonserve benötigt. Was viele nicht wissen: Zu häufiges Blutspenden kann auf die Gesundheit schlagen – Eisenmangel etwa ist keine Seltenheit bei sogenannten "Vielspendern".
Damit ist jetzt Schluss. Männer dürfen nur noch zwei Liter pro Jahr spenden, Frauen sogar nur eineinhalb Liter. Umgerechnet heißt das: maximal vier Spenden bei Frauen, drei bei Männern – mit jeweils mindestens acht Wochen Pause dazwischen.
Im Gespräch mit der "Kleinen Zeitung" will Christian Steinscherer, Leiter des Blutspendediensts beim steirischen Roten Kreuz, beruhigen: "Tatsächlich trifft das nur eine sehr kleine Gruppe von Vielspendern, die wir dadurch hoffentlich nicht zu sehr verärgern."
Eine kleine Revolution betrifft Menschen mit Autoimmunerkrankungen: Bisher wurden spendewillige Patienten mit der weit verbreiteten Schilddrüsenerkrankung Hashimoto abgelehnt. Jetzt dürfen sie zum ersten Mal ganz legal zur Blutspende antreten.
Auch ältere Menschen bekommen mehr Freiheiten: Bisher durften nur Ärzte entscheiden, ob über 65-Jährige noch fit genug für die Spende sind. Jetzt dürfen auch diplomierte Pflegekräfte dieses Okay geben. Grundsätzlich gilt: Zwischen 18 und 70 Jahren darf man spenden – vorausgesetzt, man wiegt mindestens 50 Kilogramm.
Auch diverse, intergeschlechtliche und Personen mit nichtbinärer Geschlechtsidentität werden in der neuen Regelung berücksichtigt: Für sie galten bisher keine klaren medizinischen Vorgaben. Jetzt wurde festgelegt, dass für queere Menschen die gleichen Blutspende-Regeln wie für Frauen gelten.
Ein weiterer Schritt in Richtung Inklusion: Menschen, die in Malaria-Gebieten geboren oder aufgewachsen sind, dürfen ab sofort ebenfalls spenden. Bisher waren sie vom Blutspendedienst systematisch ausgeschlossen.
Menschen mit Malaria-Symptomen aus den Risikogebieten dürfen jetzt trotzdem Blut spenden – vorausgesetzt, man besteht einen Malaria-Test vor der Spende. "Diesen Test können wir auch direkt bei der Blutspende durchführen", erklärt Blutspende-Leiter Steinscherer, denn auch diese Personengruppe ist groß.
Gute Nachrichten auch für Allergiker: Wer unter Heuschnupfen leidet, darf jetzt auch an die Nadel – wenn am Tag der Spende keine akuten Beschwerden bestehen.
Steinscherer nutzt die Gelegenheit gleich für einen Aufruf: "Wir müssen jetzt unsere Lager für den Sommer auffüllen." Denn in der heißen Jahreszeit gehen die Blutreserven traditionell stark zurück. Sein Appell: "Vor dem Sommerurlaub noch einmal zur Blutspende kommen."