Sie können Leben retten, sind aber rar: Immer wieder ist von knappen Blutkonservenbeständen zu hören. Wer dem regelmäßig nachkommt, tut sich auch selbst etwas Gutes. Das berichten Forscher aus Deutschland, Österreich und England. Die aktuelle Studie ist im Fachjournal "Blood" erschienen.
Das Team um Andreas Trumpp vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg hat herausgefunden, dass häufige Blutspenden genetische Anpassungen in Blutstammzellen hervorrufen, die die Regeneration der Blutzellen fördern. Und zwar so, dass die Fähigkeit zur Produktion gesunder Blutzellen verbessert wird. Dadurch könnte das Risiko für die Entwicklung von unter anderem Blutkrebs (Leukämie) gesenkt werden.
Blutstammzellen erneuern unser Blut kontinuierlich. Sie sorgen dafür, dass es stets frische, rote und weiße Blutkörperchen hat. Mit der Zeit mutieren die Stammzellen aber. Wenn diese sich dann vermehren, entstehen größere Zellklone, deren Zellen dieselbe Mutation tragen und möglicherweise lebenslang bestehen bleiben. Man spricht von klonaler Blutbildung. Einige dieser Mutationen erhöhen das Risiko für Blutkrebs, Herz-Kreislauf- sowie Lungen- und Lebererkrankungen.
Die Forscher wollten konkret wissen, ob regelmäßiges Blutspenden Auswirkungen auf die klonale Blutbildung (siehe Box oben) hat. Dafür sequenzierten sie das Erbgut aus Blutzellen von insgesamt 429 männlichen Spendern. Dabei verglichen sie solche, die über 100 Mal Blut gespendet hatten, mit Gleichaltrigen, die dies weniger als zehnmal getan hatten. Dabei stellten sie fest, dass die häufigen Spender häufiger Blutzellen mit bestimmten Mutationen im Gen DNMT3A besaßen.
DNMT3A sorgt dafür, dass sich Zellen an wechselnde Bedingungen anpassen können. In einer Situation, in der der Körper verlorenes Blut möglichst schnell nachbilden muss – wie nach der Blutspende – besitzen die mutierten Zellen einen Vorteil. Unter dem Einfluss des Hormons Erythropoietin (EPO), das nach Blutverlust vermehrt ausgeschüttet wird, können sich die Zellen mit diesen DNMT3A-Mutationen gegenüber anderen Stammzellen behaupten und anreichern, wie das Team beobachtete.
Laut dem Forschungsteam scheinen die speziellen Mutationen das Gleichgewicht der normalen Blutbildung nicht zu stören, sondern lediglich den Prozess der durch EPO gesteuerten Bluterneuerung nach Blutverlust zu verbessern. "Es ist, als würde sich der Körper an die Herausforderung anpassen und bestimmte Genvarianten begünstigen, die es erlauben, mit dem Stress nach der Blutspende besser umzugehen und die verlorenen Blutzellen schneller zu ersetzen", so Erstautorin Darja Karpova. Im Gegensatz zu anderen bekannten Mutationen in den Blutzellen gibt es keinerlei Hinweise, dass diese Veränderungen das Risiko für Leukämie oder andere mit der klonalen Blutbildung assoziierte Erkrankungen erhöht.
Alle Infos zum Blutspenden gibt's auf der Homepage des Roten Kreuz.