Der Streik des Personals im Lorenz-Böhler-Unfallkrankenhaus (Traumazentrum) in Brigittenau ist zwar vorerst vom Tisch, die Diskussion um den mangelhaften Brandschutz hält allerdings an. Wie "Heute" bereits am 7. März berichtete, hält der Brandschutz laut dem Gutachter maximal 15 Minuten. Das Krankenhaus muss daher abgesiedelt werden.
Im Jänner wurde das Unternehmen Kern+Ingenieure Ziviltechniker GmbH mit dem Brandschutz-Gutachten beauftragt. Denn ein (nicht von Kern+Ingenieure) durchgeführtes Gutachten aus dem Sommer 2023 hatte ergeben, dass der Feuerwiderstand nur 30 Minuten beträgt – die Baupolizei wollte einen statischen Nachweis dafür, denn die Bettenstationen können im Notfall innerhalb von 22 Minuten geräumt werden.
Am 28. Februar gab die AUVA die Schließung des Standortes in Brigittenau bekannt. Laut AUVA sollen das UKH Meidling und das AKH Patienten und Personal übernehmen. Die Chronologie:
„Der Feuerwiderstand hält vielleicht 15 Minuten. Das reicht nicht, um alle Leute rechtzeitig in Sicherheit zu bringen“Erich KernZiviltechniker
Doch beim neuen Gutachten kam heraus: "Der Feuerwiderstand hält vielleicht 15 Minuten. Das reicht nicht, um alle Leute rechtzeitig in Sicherheit zu bringen", meint der Ziviltechniker Erich Kern im Gespräch mit "Heute". "Im Sommer wurde ein Sicherheitskonzept erstellt, man ging noch von einer möglichen Sanierung aus", so Kern.
Laut Baupolizei muss der Feuerschutz mindestens 90 Minuten lang halten: "Nachdem wir festgestellt hatten, dass die Brandschutzbeschichtung weit unter der gesetzlichen Norm liegt, haben wir die AUVA informiert", erklärt Kern. Laut dem Experten wurde die Brandschutzbeschichtung an der Stahlkonstruktion teilweise extrem dünn aufgetragen: "Sie betrug nur 0,2 Millimeter statt 0,7." Laut "Krone" dürfte der Brandschutz mancherorts sogar komplett fehlen.
Derzeit läuft die Absiedelung des Spitals auf Hochtouren – wie berichtet sollen AKH/MedUni Wien und UKH Meidling Stationen übernehmen. Auch ein Container-Krankenhaus ist noch nicht vom Tisch. Während der Absiedlung steht ein Feuerwehrzug mit sechsköpfiger Besatzung auf dem Areal bereit.
Kritik zum fehlenden Brandschutz des Spitals, das von 1967 bis 1972 erbaut wurde, kam von Zentralbetriebsrat Heinz Brenner – die Mängel seien bereits seit 50 Jahren bekannt: "Die AUVA hat den Missstand bewusst ignoriert und damit Patientinnen und Patienten gefährdet", sagte Brenner.
Die AUVA wies diesen Vorwurf in einer Aussendung auf das Schärfste zurück. Bei einer "stichprobenartigen Überprüfung des Brandschutzes im Sommer 2023 wurde erneut durch einen Sachverständigen für Brandschutz festgestellt, dass der Feuerwiderstand der Klasse F30 entsprach." Erst eine weitere Bestandsanalyse des gesamten Gebäudes im Jänner und Februar 2024 hätte den massiv mangelhaften Brandschutz zutage gebracht, so die AUVA.