Vor über sechs Jahren – im April 2019 – zog Judith B. (72) in ihre Einzimmer-Gemeindebau-Wohnung in der Brünner Straße 34 - 38 (Floridsdorf). Zuvor war die ursprüngliche Zwei-Zimmer-Wohnung im "Schlingerhof" umgebaut worden: "Andere Mieter haben mir dann später erzählt, dass es bei mir in der Wohnung gebrannt hat", berichtet die Pensionistin im Gespräch mit "Heute".
Schon bei der Wohnungsbesichtigung vor dem Einzug hatte Judith B. ein komisches Gefühl: "Obwohl die Wohnung frisch ausgemalt war, waren die Wände so komisch verfärbt, leicht gelblich-grau. Als ich das angesprochen habe, wurde mir gesagt, das sei normal."
„Möbel, Wäsche und sogar die Vorhänge – alles wurde schwarz“Judith B.will, dass ihre Wohnung saniert wird
Also zog die 72-Jährige ein. Bereits einige Monate später verfärbten sich die Wände laut Judith B. immer mehr – offenbar rieselten kleinste Ruß-Partikel von den Wänden. Im darauffolgenden Sommer waren die Wände bereits dunkel – aber nicht nur das: "Möbel, Wäsche und sogar die Vorhänge – alles hat sich verfärbt." Die Wienerin vermutet, dass nach dem Brand nur über die Wände gemalt wurde: "Aber meiner Meinung nach hätten die Wände abgeschlagen und neu verputzt werden müssen."
Die Wienerin suchte um Mietminderung an und erhielt sie auch: "Aber am Zustand der Wohnung hat sich nichts geändert. Sie müsste saniert werden." Wiener Wohnen bot der ehemaligen Krankenschwester zudem eine neue Wohnung an – am Rennbahnweg: "Die Wohnung war wunderschön, ich wollte sie sofort nehmen. Aber am Gang wurde ich überfallen, Jugendliche wollten mein Geld. Zwei Männer haben mir geholfen, sie haben mir dringend davon abgeraten, dorthin zu ziehen."
Im vergangenen Jahr musste Judith B. zudem zweimal wegen einer Lungenentzündung im Spital behandelt werden. Die 72-Jährige ist sich sicher, dass der Ruß in ihrer Wohnung schuld ist: "Es waren bereits zwei Gutachter in der Wohnung. Der erste hat mir das Gutachten nicht dagelassen, der zweite schon. Er hat gemeint: 'Frau B., Sie müssen hier raus.'"
Seit rund drei Jahren ist Judith B. daher kaum noch in der Wohnung: "Ich komme einmal pro Woche her, um zu lüften. Ich bin viel bei meiner Tochter, aber das ist auch keine Dauerlösung. Ich suche eine neue Wohnung in der Nähe, weil ich meine Enkelin dreimal pro Woche von der Schule in Groß-Enzersdorf abhole", berichtet die Wienerin, die sich auch an den Volksanwalt gewandt hat.
„Ein Amtssachverständiger stellte fest, dass keine Schimmel- oder Brandschäden vorliegen“Wiener Wohnenüber die besagte Wohnung
"Heute" fragte bei Wiener Wohnen nach – laut einer Sprecherin stellt sich der Sachverhalt allerdings deutlich anders dar. Demnach kam es im Jahr 2018 im Zuge von Leerwohnungs-Instandsetzungen zu einem kleineren Brand in dieser Stiege: "Die Wohnung von Frau B. war davon jedoch nicht betroffen."
Weiter heißt es: "Frau B. meldete zunächst einen Schimmelbefall und beantragte ein Schlichtungsverfahren bei der Schlichtungsstelle für wohnrechtliche Angelegenheiten. Ein Amtssachverständiger stellte im Zuge eines Ortsaugenscheins fest, dass keine Schimmel- oder Brandschäden vorliegen. Es wurden lediglich geringfügige Verschmutzungen an Wänden und Decken festgestellt, die nicht auf einen Brand zurückzuführen sind."
Das Ansuchen von Judith B. zur Durchführung von Erhaltungsarbeiten sei daher rechtskräftig abgelehnt worden: "Auf Grundlage der uns vorliegenden Gutachten liegen keine Gesundheitsgefährdung und keine Unbewohnbarkeit der Wohnung vor. Daher sind seitens Wiener Wohnen keine weiteren Maßnahmen vorgesehen. Die Entfernung von altersbedingten Vergilbungen oder Rückständen durch Zigarettenrauch fällt in die Verantwortung der Mieter*innen", erklärt die Sprecherin abschließend.