Kreuzfahrten sind unter anderem deshalb sehr beliebt, weil man mehrere Länder oder Städte in einer Reise besuchen kann, ohne ständig neue Hotels buchen oder viel Gepäck schleppen zu müssen. Man braucht nur einmal Koffer auspacken, da man sich quasi von Hafen zu Hafen schippern lässt.
Die Zahl der Passagiere variiert zwar je nach Größe des Schiffes, dennoch kommen auf so einer Kreuzfahrt sehr viele Menschen auf engem Raum zusammen. Inklusive Crew können das 7.000 bis 10.000 Personen sein. Das ist einer der Nachteile. Denn viele Menschen auf engem Raum erhöhen das Risiko, Krankheiten zu übertragen. Erwischt man dann noch einen Erreger, der sich schnell verbreitet, beispielsweise das Norovirus, ist die Katastrophe perfekt. Die Folge: Brechdurchfälle en masse.
Aktuell erreicht die Zahl der Brechdurchfälle an Bord von Kreuzfahrtdampfern einen neuen Höchststand. Bis dato gab es heuer bereits mehr Fälle von Noroviren als im gesamten vergangenen Jahr. "Bis Anfang Mai wurden bereits 14 Ausbrüche der hochansteckenden Magen-Darm-Erkrankung auf Kreuzfahrten registriert – fast so viele wie im gesamten Vorjahr", stellten die Experten des deutschen Centrums für Reisemedizin (CRM) fest.
"Wer sich auf eine Kreuzfahrt begibt, dem sollte bewusst sein, dass Noroviren unter den Bedingungen an Bord ideale Voraussetzungen für eine rasche Verbreitung finden – wie überall, wo viele Menschen auf engerem Raum zusammenkommen", betonte Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des CRM. Die Infektionswellen starten plötzlich. Durchfall, Erbrechen etc. gehen schnell "reihum", um dann wieder zu verschwinden.
Das Norovirus ist extrem ansteckend und kann Brechdurchfall verschiedenen Schweregrades verursachen. Es verbreitet sich vornehmlich in den kalten Monaten über verunreinigte Gegenstände und Lebensmittel. Bereits geringe Viruszahlen reichen für eine Infektion des Menschen aus. Vor allem für Kinder und ältere Menschen kann eine Infektion aufgrund des hohen Flüssigkeitsverlusts lebensgefährlich werden. Da es bislang keine vorbeugenden Medikamente gibt, kann man nur mit ausreichenden Hygienemaßnahmen vorbeugen, z.B. Händewaschen vor dem Essen und nach einem Toilettengang.
In der Regel treten die ersten Symptome innerhalb von sechs Stunden bis zwei Tage nach der Infektion auf. Die meisten Erreger werden dann über den Zeitraum von 48 Stunden über den Stuhl ausgeschieden, daher sind penible Hygienemaßnahmen das A und O.
Laut dem Vessel Sanitation Program der US-Centers for Disease Control and Prevention (CDC) wurden in diesem Jahr bis zum Meldedatum 5. Mai bereits 16 Ausbrüche von Magen-Darm-Erkrankungen auf Kreuzfahrtschiffen gemeldet, davon 14 durch Noroviren. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2024 waren es 18 Ausbrüche. Den bisher größten Ausbruch in diesem Jahr verzeichnete die Queen Mary 2 mit 266 erkrankten Passagieren auf einer Karibik-Kreuzfahrt.
Das einzige, das vor einer Infektion schützt, ist eine konsequente Hygiene. "Eine gute Händehygiene ist der wichtigste Schutz – gerade nach dem Toilettengang und vor dem Essen", erklärte der deutsche Experte. "Gerade im Gesundheitswesen ist Händehygiene essenziell, aber auch Reisende sollten sie verinnerlichen, besonders auf Kreuzfahrten."