Kälte-Schock in Österreich

Bricht der Polarwirbel? Uns könnte Dauerfrost drohen

Prognosen deuten darauf hin, dass der Polarwirbel teilweise zusammenbrechen könnte. Welche Auswirkungen das hätte, ordnet Meteorologe Peter Wick ein.
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22.11.2025, 18:26
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Mehrere Meteorologen und Klimaforscher beobachten aktuell ein mögliches Zusammenbrechen des sogenannten Polarwirbels. Für den November wäre das ungewöhnlich früh. Ein Zusammenbruch könnte in den nächsten Tagen und Wochen großen Einfluss auf das Wetter in Österreich haben.

"Schleusen für arktische Kaltluft"

Welche genauen Auswirkungen ein solcher potenzieller Zusammenbruch haben könnte, erklärt Meteorologe Peter Wick. Laut ihm könnte ein markanter Zusammenbruch des Polarwirbels in der Stratosphäre – etwa durch eine plötzliche Erwärmung – spürbare Auswirkungen auf das Wetter in der Schweiz und somit auch Österreich haben. Ein solcher Vorgang öffne quasi "die Schleusen für arktische Kaltluft", wie Wick sagt. Diese könne dann ungehindert nach Süden vorstoßen.

"In einem solchen Fall sind deutlich tiefere Temperaturen und verbreiteter Schneefall möglich", betont er. Besonders bei nord- oder nordostseitigen Strömungen könne sibirische Kaltluft Mitteleuropa erfassen. Selbst im Flachland würde das Thermometer an Hochwintertagen kaum über –5 Grad steigen.

Keine extreme Stratosphärenerwärmung

Doch was heißt das jetzt für Österreich? Kann es schon in den kommenden Tagen oder Wochen zu einem möglichen Kollaps kommen? Laut Wick zeigen die Modelle derzeit keine extreme Stratosphärenerwärmung, die zu einem vollständigen Kollaps führen würde.

Der Polarwirbel ist eine Tiefdruckzone, welche sich im Winter über der Arktis befindet, und wird in einen stratosphärischen und einen troposphärischen Wirbel unterteilt. Durch seine Dynamik beeinflusst er das Klima und Wetter in unserer Region.
NOAA Climate

Stattdessen deute vieles auf eine sogenannte "Displacement-Störung" hin – also eine Verschiebung des Polarwirbels, die temporäre Kältephasen begünstigt. Ein totaler Kollaps komme statistisch gesehen nur alle zwei bis fünf Jahre vor, wie etwa 2018, 2009 oder 1985.

Für den Winter 2025/26 schätzt Wick die Wahrscheinlichkeit auf 20 bis 30 Prozent. Kältephasen seien jedoch durchaus wahrscheinlich. Gleichzeitig warnt er vor voreiligen Schlüssen: Nur weil es vielleicht derzeit kälter als üblich sei, bedeute das keineswegs, dass der gesamte Winter so verlaufen werde.

"Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer", sagt er mit einem Augenzwinkern und erinnert daran, dass es vor einem Jahr um den 20. November Rekordschneefälle in der Schweiz gab – gefolgt von einem außergewöhnlich milden Winter.

Abrupter Temperaturrückgang möglich

Kommt es zu einer stärkeren Störung des Polarwirbels, könnten die Folgen bereits innerhalb von ein bis zwei Wochen spürbar werden. Wick nennt mögliche Effekte wie einen abrupten Temperaturrückgang durch einströmende Polarluft, Schneefall bis ins Flachland und strengen Frost selbst in tiefsten Lagen.

Besonders die eisige Bise (nordöstlicher Wind) könne die gefühlten Temperaturen im Alpenraum deutlich unter –15 Grad drücken. Typischerweise hielten solche Kältephasen 7 bis 14 Tage, selten länger als drei Wochen. Anschließend stelle sich meistens wieder eine mildere Westwindlage ein.

Zur Einordnung verweist Wick auf frühere Ereignisse: Nach dem Polarwirbel-Kollaps im Winter 2017/18 kam es zu zwei Wochen Dauerfrost und verbreitetem Neuschnee, während 2009/10 mehrere Kältewellen für wochenlange Schneedecken sorgten – selbst in Städten in den Niederungen.

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