Der Titel-Kampf in der Fahrer-Weltmeisterschaft der Formel 1 spitzt sich zu. Das zeigte zuletzt auch der Grand Prix von Singapur. Lando Norris setzte nach dem Start in Kurve drei ein hartes Manöver gegen seinen Teamkollegen Piastri, es kam zur Berührung – eigentlich ein Verstoß gegen die teaminternen Papaya-Regeln, trotzdem griff der Rennstall nicht ein. Eine von mehreren Entscheidungen der letzten Wochen zugunsten des Briten.
Das ließ die Emotionen hochgehen. Nicht nur bei Piastri selbst, der angesäuert wirkte, sondern auch bei Experten und in sozialen Netzwerken. Schon länger halten sich nämlich die Spekulationen, dass Norris beinahe der "Ziehsohn", das "Lieblind" von Team-CEO Zak Brown sein soll, dass der US-Amerikaner es bevorzugen würde, wenn der Brite den Formel-1-Titel holen sollte.
Im Zuge eines Gerichtsprozesses ist es nun zu brisanten Piastri-Enthüllungen gekommen. Da stehen sich nämlich der McLaren-Rennstall und der IndyCar-Pilot Alex Palou gegenüber. Den wollte McLaren, das auch in der IndyCar-Serie aktiv ist, am Jahresende 2022 ins Team holen, dessen Rennstall Chip Ganassi ließ ihn aber nicht aus seinem Vertrag. Zunächst gab es für 2023 einen Kompromiss: Palou fuhr weiterhin für sein IndyCar-Team, war aber bereits Formel-1-Testfahrer für McLaren. 2024 hätte Palou, mittlerweile viermaliger IndyCar-Champion, dann für McLaren in der US-Rennserie starten sollen, machte aber einen Rückzieher. Er habe das Vertrauen in den britischen Rennstall verloren, dass dieser ihm einen Platz in der Formel 1 verschaffen würde, hatte der Spanier argumentiert. Nun wird mutmaßlicher Vertragsbruch verhandelt.
Im Zuge dessen wirbelte Palou mit seiner Aussage vor Gericht nun gehörig Staub auf. "Ich hatte mit Zak ein Abendessen. Zak sagte mir, dass es nicht seine Entscheidung gewesen sei, Oscar Piastri zu holen. Er sagte, es sei die Entscheidung des damaligen Teammanagers Andreas Seidl gewesen", ließ Palou aufhorchen. Hatte Brown den australischen Formel-1-Star also gar nicht im Team haben wollen? Der war bis 2022 noch im Alpine-Nachwuchsprogramm, wurde vom französischen Rennstall bereits als Nachfolger des abwandernden Fernando Alonso für 2023 verkündet, ehe Piastri selbst mit einem Tweet seiner Ernennung zum Alpine-Fahrer widersprach, bei McLaren unterschrieb und nun die dritte Saison für den britischen Rennstall bestreitet.
"Zak sagte mir, dass für 2024 Piastris Leistungen im Vergleich zu meinen bewertet werden würden, er sagte mir, dass aus seiner Sicht meine Chancen auf den Platz in der Formel 1 durch Oscar nicht beeinträchtigt seien", schob Palou an. Trotzdem hatte der Spanier Bedenken und machte den Rückzieher. "Ich wusste, dass sich alles verändert hatte. Von diesem Zeitpunkt an war ich bereit, auch in Zukunft für Chip Ganassi Racing zu fahren", ergänzte der IndyCar-Star.
Der angesprochene Seidl ist mittlerweile nicht mehr bei McLaren tätig, Piastri aber schon. Boss Brown betonte, er habe Palou nie einen Formel-1-Platz zugesagt. Die Aussagen des spanischen Rennfahrers sorgen aber für kräftige Unruhe im Rennstall.