Auf ihrem Bett am Bauch liegend, daneben ein abgerissenes Goldketterl: So wurde Grete K. (91) am 4. September 2024 in ihrem Häuschen in einer Floridsdorfer Kleingartensiedlung von einer Verwandten tot gefunden. Aufgrund von DNA-Spuren wurde bald ein Verdächtiger gefasst: Robert O. (52).
Am Donnerstag musste sich der gebürtige Slowake am Wiener Straflandesgericht wegen Mordes verantworten. Emotionslos und knapp antwortet er auf die Fragen der Richterin. Dafür schildert die Staatsanwältin sehr detailliert, was genau in der Nacht von 3. auf 4. September passiert ist.
Nachdem Robert O. im Jänner 2024 nach einer langjährigen Haftstrafe in der Slowakei entlassen wurde, kam er im Mai nach Wien. Er lebte als Obdachloser auf der Donauinsel und versuchte sich als Straßenmusikant. Schon bald war klar: Geld muss her.
Doch dem 52-Jährigen ohne jegliche Schulbildung ging es nicht nur um Bares: Er plante auch die Vergewaltigung einer Frau – ursprünglich war eine Nachbarin von Grete K. als Opfer vorgesehen. Mehrmals durchstreifte er die Kleingartensiedlung, spähte mögliche Opfer aus: "Ich bin im Bett gelegen, das Fenster war offen. Plötzlich habe ich einen Schatten gesehen", berichtet eine Nachbarin als Zeugin vor Gericht.
„Sie hat geschrien. Ich habe zu ihr gesagt: 'Sei still, schrei' nicht'“Angeklagtervor Gericht über die Tatnacht
Auch Robert O. gibt vor Gericht zu, dass die Tat geplant war. Nachdem das eigentliche Opfer, die Nachbarin, nicht da war, suchte er sich die alleinstehende Grete K. aus, die er bereits Tage zuvor durch das offene Fenster beobachtet hatte. Auch zwei Latten aus dem Gartenzaun hatte er bereits entfernt, sodass er mühelos in den Garten eindringen konnte.
"Er zündete mehrere Fetzen an und fackelte die Eingangstüre damit ab. Dann nahm er sich eine Kombizange und brach ins Haus ein. Er wollte sie töten", führt die Staatsanwältin aus. Dabei ging der 52-Jährige äußerst brutal vor: Er küsste die schlafende 91-Jährige, diese erwachte: "Sie hat geschrien. Ich habe zu ihr gesagt: 'Sei still, schrei' nicht'", berichtet der Angeklagte mit wenigen Worten.
Doch die Pensionistin wehrte sich. Während der kleine, aber stämmige Slowake auf dem Brustkorb von Grete K. saß, schlug er zweimal mit der Kombizange auf ihren Kopf ein. Dann versetzte er ihr Faustschläge ins Gesicht, hielt mit den Händen Mund und Nase zu und erstickte sie schließlich mit einem Polster.
Als sich die 91-Jährige nicht mehr rührte (obwohl sie noch am Leben war), schüttelte er sie an den Schultern: "Ich habe wissen wollen, ob sie noch lebt", gibt er vor der Richterin zu. Als er sich sicher war, dass sie tot ist, missbrauchte er die wehrlose Frau mehrfach. "Dann bin ich eingeschlafen."
„Er kann sich nicht erklären, wie das passiert ist“Ina-Christin StiglitzVerteidigerin
Bevor er das Haus gegen 5 Uhr Früh wieder verließ, durchsuchte er es. Seine Beute: 150 Euro und zwei Ringe. Auch eine Limonade gönnte sich der mehrfach verurteilte Schwerkriminelle – und hinterließ auf der Dose seine Fingerabdrücke.
"Warum haben Sie das gemacht?", fragt ihn die Richterin. Die nicht glaubwürdige Antwort: "Ich weiß es nicht, bis heute. Es tut mir sehr leid", meint Robert O. Laut seiner Verteidigerin Ina-Christin Stiglitz ist ihr Mandant "reuig und geständig": "Er kann sich nicht erklären, wie das passiert ist."
Der Obduktionsbericht des Gerichtsmediziners sowie die Gutachten einer DNA-Expertin und einer Gynäkologin sprechen allerdings Bände: Grete K. erlitt drei Rissquetschwunden am Kopf, einen Nasenbeinbruch, Serienrippenbrüche, Hauteinblutungen im Gesicht sowie innere Verletzungen.
Der psychiatrische Sachverständige Peter Hofmann attestiert dem Angeklagten zudem nicht nur Zurechnungsfähigkeit, sondern auch eine dissoziale Persönlichkeitsstörung und "völliges Fehlen von Mitgefühl und keine nachvollziehbare Reue": "Er ist sehr, sehr gefährlich und ein einfach strukturierter Mensch. Wenn er etwas haben will, setzt er es um – auch mit Gewalt. Seine Opfer sind Zufallsopfer."
„Er möchte seine Strafe gerne in Österreich absitzen und wünscht sich eine Einzelzelle“Peter HofmannGerichtspsychiater
Da Robert O. mit hoher Wahrscheinlichkeit weitere schwere strafbare Handlungen begehen würde, soll er in einem forensisch-therapeutischen Zentrum untergebracht werden: "Er möchte seine Strafe gerne in Österreich absitzen und wünscht sich eine Einzelzelle", so Hofmann.
Erfahrung mit Justizanstalten hat der 52-Jährige zur Genüge: Insgesamt saß er 29 Jahre in Haft. 1994 wurde der Slowake in seiner Heimat wegen vorsätzlicher Tötung zu 12 Jahren Haft verurteilt. Er hatte einen Mann mit Schlägen traktiert und in einen Brunnen geworfen.
2008 landete er wieder vor dem Richter – diesmal in Wien: Er bekam 13 Jahre, weil er drei Frauen (ebenfalls in einer Kleingartensiedlung) brutal niedergeschlagen und ausgeraubt hatte. Hinzu kamen Vergehen wie schwere Körperverletzung, Nötigung und Verleumdung. 2016 wurde er in die Slowakei überstellt, wo er im Jänner 2024 entlassen wurde. Acht Monate später tötete er Grete K. Das (von den Geschworenen einstimmige) Urteil: Lebenslang plus Einweisung in ein forensisch-therapeutisches Zentrum – rechtskräftig!