Die Drogerie-Masken aus Tonerde oder Meersalz können hier nicht mehr mithalten, denn die Welt der chemischen Peelings floriert gerade richtig. Jetzt ist dafür nicht einmal mehr ein Termin bei einem Dermatologen oder Kosmetiker notwendig, da sie bereits in diversen Drogerien gekauft werden können. Wer sich an die chemischen Peelings für zuhause herantraut, sollte sich davor jedoch einige Fragen stellen. Ärztin und Schönheitsexpertin Dr. Doris Wallentin erklärt im "Heute"-Interview, für wen die chemischen Peelings geeignet sind und welche Risiken jene mitbringen können.
"Bei chemischen Peelings werden die oberen Hautschichten abgetragen und abgeschilfert. Durch den Reiz der Säure kommt es dann zu einer Neubildung von Kollagen", erklärt die Ärztin. Chemische Peelings unterscheiden sich in drei Arten: Es gibt sie mit einer oberflächlichen, mitteltiefen oder tiefen Wirkung. Grundsätzlich sollen jedoch alle Falten reduzieren, Pigmentstörungen ausgleichen und Aknenarben aufhellen. Außerdem können die Peelings zur Hautverjüngung beitragen und reinigend sein. Wer chemische Peelings in seiner Routine oft genug einbindet, kann seine Hautstruktur verfeinern und seinen Teint ebenmäßiger erscheinen lassen.
Bei den Produkten in der Drogerie stechen meist Abkürzungen, wie "AHA", "BHA" oder "PHA", in der Aufschrift ins Auge. Wer im Netz nach einem chemischen Peeling sucht, trifft wiederum auf Begriffe, wie "TCA" oder "Phenol". Doch für was stehen die Kürzel?
AHAs, auch als Alpha-Hydroxysäuren bekannt, sind großer Bestandteil vieler Hautpflege-Produkte. Zu finden ist diese Säure in Zitrusfrüchten, Äpfeln und Trauben. AHAs sollen geschädigte Hautzellen in den obersten Hautschichten entfernen, denn alte Hautzellen lassen den Teint uneben wirken. Im Gegensatz zu den AHAs, können BHAs (= Beta-Hydroxysäuren) tiefer in die Poren eindringen und die Haut reinigen. Die bekannteste ist die Salicylsäure. Ähnlich verhalten sich die PHAs, denn diese sind fettliebend und besitzen eine entzündungshemmende Wirkung. Dadurch eignen sich Poly-Hydroxysäuren, wie Lactobionsäure, für sehr empfindliche Haut.
Das Trio findet man oft in verschiedenen Online-Shops oder in klassischen Drogeriemärkten. TCA- oder Phenol-Peelings dürfen hingegen nur Experten, wie Dermatologen, anbieten. Die Peelings mit Trichloressigsäure sind dafür bekannt, um einiges stärker als AHAs zu sein. Phenol-Peelings dringen noch tiefer in unsere Haut ein: Sie werden genutzt, um tiefe Narben oder Hautfalten entgegenzuwirken und sind die stärkste Variante der chemischen Peelings.
Die US-amerikanische Behörde für Lebens- und Arzneimittel, auch als FDA bekannt, hat vergangenen Juli in einem Statement vor der Nutzung bestimmter chemischen Peelings abgeraten. Die Behörde appelliert, dass Konsumenten nur unter Aufsicht eines Dermatologen chemische Peeling anwenden sollen, da viele der Produkte auf dem Markt eine zu hohe Konzentration beinhalten. Auch die Schönheitsexpertin weist darauf hin: "Oft fehlt bei den Produktbeschreibungen die Konzentration und der pH-Wert. Dieser ist wichtig zu wissen, denn je niedriger der pH-Wert in einem Produkt ist, desto aggressiver wirkt das Peeling."
Eine zu hohe Dosierung der Säuren kann zu Infektionen, Schwellungen, Vernarbungen und sogar zu chemischen Verbrennungen führen. Im Statement der FDA wurden auch einige Firmen namentlich genannt, darunter bekannte Konzerne, wie Amazon und Walmart.
Diejenigen, die sich für ein chemisches Peeling aus der Drogerie entscheiden, sollen beim Auftragen unbedingt vorsichtig sein. Ein wesentlicher Punkt, den die Dermatologin betont, ist die Einwirkzeit: "Viele Patienten tragen die chemischen Peelings am Abend auf und schlafen damit ein, weil sie eben darauf vergessen. Bleiben die Peelings stundenlang auf der Haut, kann es zu Hautreizungen und Nebenwirkungen kommen". Man sollte langsam und mit kürzerer Einwirkzeit als empfohlen auf der Verpackung, anfangen. Partien um die Augen oder um die Nase sollten mit der Säure nicht in Kontakt treten. Auch der Halsbereich soll von der Säure verschont bleiben.
"Oft ist Personen nicht bewusst, welche Oberflächenbeschaffenheit sie haben. Am schonendsten sind chemische Peelings für Personen mit fettiger Haut. Je fettiger die Haut ist, desto regenerationsfreudiger ist diese", erläutert Wallentin. Personen, die mit Akneausbrüchen, Ekzemen, Psoriasis oder Rosazea zu kämpfen haben, sollten die Finger von den chemischen Peelings lassen. Die Anwendung von Fruchtsäuren-Peelings (AHAs) kann die Symptomatik der Hauterkrankungen verschlimmern und diese zusätzlich reizen.
„Bleiben die Peelings stundenlang auf der Haut, kann es zu Hautreizungen und Nebenwirkungen kommen.“Dr. Doris WallentinDermatologin
Wer Vitamin-A-Säure-Präparate wie Ciscutan, einnimmt, sollte sich keiner dieser Peeling-Behandlung unterziehen. Schwangeren und stillenden Frauen wird ebenso davon abgeraten. Erfolgen die Anwendung von Retinoide, wie Retinol, und den Peelings parallel, so kann es zu einer Übersensibilisierung der Haut kommen. Personen, die eine akute Herpes-Infektion haben oder stark anfällig dafür sind, sollten es genauso nicht in Erwägung ziehen.
Die Ärztin betont, dass nach den chemischen Peelings das Auftragen eines Sonnenschutzes mit hohem Lichtschutzschutzfaktor essenziell ist. Außerdem sollte man seiner Haut ganz viel Feuchtigkeit spenden, wie durch hyaluronhaltige Seren oder Cremes. Wer sich einem chemischen Peeling unterzieht, soll Laserbehandlungen oder einen Besuch im Solarium unbedingt vermeiden.